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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0529

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-b-^> NEUE KUNSTLITERATUR <ö^-

maier A. C. Dies in den Wiener > Vaterländischen Entwicklung der bildenden Künste in Oesterreich
Blättern« 1811 eine Reihe von Aufsätzen >Ueber die Interesse haben.
Kunst und deren Notwendigkeit in Hinsicht auf das

Finanzwesen« mit der Bemerkung begann >Noch nie Fritz Kunz und Heinrich Federer, Der

ist soviel über die Kunst geschrieben worden ..«. Was hl. Franz von Assisi. Geb. M. 6.—. München
würde der gute Wiener Künstler zu der heutigen 1908. Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst.
Kunstliteratur sagen? Dies schlägt die Gründung Derherzensgeniale Heilige von Assisi istheute so-

eines »Museums heutiger Kunst« vor, beklagt das zusagen >Mode« geworden; Leute, die sich sonst herz-
Elend der zeitgenössischen Künstler, »nur durch tem- lieh wenig um religiöse Dinge kümmern, verdrehen
poräre Ausstellung ihrer Werke könne man helfen. verzückt die Augen, wenn der Name des Santo
Gewiß seien Museen älterer Kunst von Wert, was von Assisi genannt wird. Die wissenschaftliche For-
aber heute nottue, das sei eine Sammelstälte für die schung — Sabatier an der Spitze, Thode, SchnO-
Kunst des Tages, der allzeit neuen Gegenwart«. rer, Goetz und andere—beschäftigt sich eindring-
Sein Wunsch sollte bald in Erfüllung gehen. Im lieh mit dem Pragmatischen seines Lebens und
nahen Baden gründete noch im gleichen Jahre der Wirkens. Und neben vielen anderen ist ein deutsch-
Lehrer des Zeichnens und der Malerei am Wiener schweizerischer Maler, Fritz Kunz mit Namen,
Theresianum Andreas Magnus H u n gl i n ge r eine aufgestanden, das Leben des heiligen Franz im Bilde
moderne Galerie, zu der er einen 30 Seiten um- festzuhalten. Ihn trieb nicht die >Mode« zu dem
fassenden Katalog drucken ließ. Von den Malern überraschend reichen Stoff. Heinrich Federer
der darin aufgeführten 80 Kunstwerke wissen erzählt uns, wie Kunz zu seiner Franziskusmalerei
wohl nur noch die Künstlerlexika etwas, Hunglinger kam: »Er wohnte jahrelang im Sabinerland, zog
selbst ist mehrfach vertreten, dann Platzer, Troger, fürbaß durch die Strecken, die Franz so oft be-
Braun, Hickel, Duvivier, Sambach, Lampi, Dies, gangen, rutschte auf den Bänken, die noch die Knie-
Füger, Langenhöffel etc. etc. Nur ein halbes Jahr spur des unermüdlichen Beters zeigen, weilte in
bestand die >Moderne Gallerie« und erst zu Anfang stillen, von Bachrauschen und Waldgeflüster erfüllten
des 20. Jahrhunderts erhielt Oesterreich wieder ein Stunden in jenen fast noch unveränderten Kapellen
besonderes Museum für die Moderne Kunst. Der und Schlupfwinkeln, wo der Poverello seine schönste,
neue Direktor desselben Dr. Dörnhöffer wird die heimlichste Zeit verbracht hat. Kein Bild, kein
kleine Studie, welche Paul Tausig der Hunglin- Plätzchen, keine Tradition im lebenden Umbrier-
gerschen Schöpfung widmet, gewiß nicht ohne An- volke und in den wunderlich redsamen Chroniken
dacht lesen und ebenso alle die, welche für die ist ihm entgangen. Er hat den Charakter dieses

Volkes und die vaterländische Art Fran-
zens, vor allem aber seine doppelte
Einfachheit: einmal die der genügsamen
Nationalrasse, dann die noch größere
des bedürfnislosen Heiligen gründlich
kennen gelernt. Wie ihm die Farbe
der Etruskerwälder und umbrischen
Gefilde, die lehm-braunen, von matt-
silbernem Gesträuch übersponnenen
Hügel, die halb Fels, halb Weide sind,
wie ihm die uralte Sprache jener so
zähen und doch so sanften Leute um
Perugia bekannt war, so wurde ihm auch
der große Mann, um den sich da geistig
und geschichtlich eigentlich alles dreht,
in Form und Farbe immer faßlicher,
in der Prägung des Gesichtes, in der
Versinnlichung seines Uebersinnlichen
näher, vertrauter, sicherer, bis er zu-
letzt, mitten in der schönsten serafi-
schen Landschaft, diesen Mann von
Assisi so erschütternd wahrhaft dar-
stellte, daß man ihn, den man doch
nur gemalt vor sich hat, noch einmal
wie bei Giotto zu erleben glaubt.« Was
uns nun Kunz in seinen Franziskus-
bildern gibt, atmet ganz den wunder-
vollen Geist seines ernsten, heiligen
Helden. Franziskus verliert bei ihm
die Enge des katholischen Kirchenhei-
ligen und wird zum Ausdruck tiefster
Verinnerlichung, gepaart mit heißester
Menschenliebe . . . Wirsahen Kunzens
Gemälde aus dem Leben des Franzis-
kus schon wiederholt auf deutschen
Kunstausstellungen: Die vorliegende
Publikation legt uns sechs davon in
verhältnismäßig recht ausdrucksvollen
Farbenreproduktionen vor, dazu kom-
men mehrere sehr markig hingesetzte
nikolaus schattenstein frau Dr. lilisch. Schwarz-Weiß-Blätter und der graziös

Große Berliner Kunstausstellung 1909 und unaufdringlich sich anschließende

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