^sö> DIE SECESSIONSGALERIE IN MÜNCHEN <g^-
des verstorbenen Wilhelm Volz, gaben be- Gründung folgte alsbald die Ausführung. Als
deutende Werke zu der Galerie. Doch sollte Räume der künftigen Galerie nahm man vor-
auch gekauft werden. Dreitausend Mark im läufig das freilich etwas enge Obergeschoß
Jahre sicherte der Verein als Zuschuß — das des Ausstellungsgebäudes in Aussicht, und
war freilich nicht viel, aber doch etwas. Zur dort eröffnete man denn auch im März des
Erhöhung der Ankaufsmittel wurde im fol- Jahres 1906 die Secessionsgalerie.
genden Jahre beschlossen, außerordentliche Von den Werken, die von Anbeginn in der
Mitglieder in die Secession aufzunehmen. Die Galerie hängen, sind die von Wilhelm Volz
Beiträge dieser Mitglieder sollten ausschließ- vielleicht die charakteristischsten. Hier ist
lieh Galeriezwecken zufließen. Ein Aufruf, moderne Kunst in höchstem Verstand. Nicht
der daraufhin an zahlreiche bekannte Kunst- im Sinne der Technik, sondern im Sinne der
freunde erging, blieb nicht erfolglos, und heute geistigen Auffassung. Wenn impressionistische
sind etwa sechzig außerordentliche Mitglieder Malerei allein ein Anrecht auf die Moderne
mit teilweise recht namhaften Beiträgen vor- gibt, so bleibt Volz davon ausgeschlossen für
handen. Endlich wollte die Galerie auch gute immer. Aber es gibt noch eine tiefere Auf-
Bilder als Deposita entgegennehmen. Ueber fassung. Modern war Volz in dem Sinne,
die Ausführung dieser Bestimmungen sollte daß er mit der traditionellen religiösen Malerei
eine Galeriekommission von fünf Mitgliedern brach; daß er an Stelle der sinnlos von
wachen. Als eine der glücklichsten Bestim- Generation zu Generation übernommenen
mungen ist das Vorrecht dieser Kommission Schablonenheiligen neue, von tiefstem Leben
anzusehen, daß die Initiative bei Schenkungen durchzitterte, menschlichergewordene und doch
von ihr selbst, nie aber von dem Schenk- erschütternd fromme Gestalten setzte. Er
lustigen auszugehen habe. Man hielt sich entfernte sich wohl in seiner religiösen An-
damit von vornherein alles mittelmäßige, allzu schauung von der Kirche, aber er kam dafür
bereitwillig geschenkte Durchschnittszeug vom einer wahrhaft edelmenschlichen Religion im-
Hals. Die Anträge Lehmanns fanden be- mer näher. Und er fand für seine religiös-
geisterte Aufnahme, und dem Beschluß der künstlerische Auffassung den richtigen männ-
lich-kraftvollen Ausdruck. Man muß
daraufhin seinen „Grabesengel" (Abb.
S. 505) betrachten, eine wundervoll ei-
genartige Komposition der Grablegung
Christi, auch als reine Malerei ein Werk
von außerordentlichen Qualitäten, eine
Arbeit, deren Werdegang von der farbi-
gen Skizze über den Karton zum glän-
zend gemalten Oelbild man in den Be-
ständen der Galerie verfolgen kann.
Und daneben sehe man die ernsten,
monumental geschlossenen drei preis-
gekrönten Entwürfe zur Ausmalung der
Kuppelhalle im Oestlichen Friedhofe zu
München (Abb. Jahrg. 1901/2 S. 426/7),
ein Hauptwerk von Volz, an und seine
kleineren, teilweise sehr munteren Ge-
mälde, wie das arkadisch frohe „Faun-
konzert'' (Abb.Jahrg. 190112, S. 416) und
die zahlreichen delikaten Radierungen
und farbig geschickt gemachten Litho-
graphien mit ihrem fast unerschöpf-
lichen Reichtum an Phantasie und line-
arem Humor. Volzens Freund Arthur
Langhammer, gleich ihm im Jahre 1901,
das so viele der Besten der Münchner
Künstlerschaft hinwegraffte, gestorben,
ist mit drei ausgezeichneten Gemälden
in der Galerie vertreten. Langhammer,
hugo von habermann bildnis der den Ruhm der Dachauer Künstler-
Secesswnsgaierie, München kolonie begründen half, malte am lieb-
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des verstorbenen Wilhelm Volz, gaben be- Gründung folgte alsbald die Ausführung. Als
deutende Werke zu der Galerie. Doch sollte Räume der künftigen Galerie nahm man vor-
auch gekauft werden. Dreitausend Mark im läufig das freilich etwas enge Obergeschoß
Jahre sicherte der Verein als Zuschuß — das des Ausstellungsgebäudes in Aussicht, und
war freilich nicht viel, aber doch etwas. Zur dort eröffnete man denn auch im März des
Erhöhung der Ankaufsmittel wurde im fol- Jahres 1906 die Secessionsgalerie.
genden Jahre beschlossen, außerordentliche Von den Werken, die von Anbeginn in der
Mitglieder in die Secession aufzunehmen. Die Galerie hängen, sind die von Wilhelm Volz
Beiträge dieser Mitglieder sollten ausschließ- vielleicht die charakteristischsten. Hier ist
lieh Galeriezwecken zufließen. Ein Aufruf, moderne Kunst in höchstem Verstand. Nicht
der daraufhin an zahlreiche bekannte Kunst- im Sinne der Technik, sondern im Sinne der
freunde erging, blieb nicht erfolglos, und heute geistigen Auffassung. Wenn impressionistische
sind etwa sechzig außerordentliche Mitglieder Malerei allein ein Anrecht auf die Moderne
mit teilweise recht namhaften Beiträgen vor- gibt, so bleibt Volz davon ausgeschlossen für
handen. Endlich wollte die Galerie auch gute immer. Aber es gibt noch eine tiefere Auf-
Bilder als Deposita entgegennehmen. Ueber fassung. Modern war Volz in dem Sinne,
die Ausführung dieser Bestimmungen sollte daß er mit der traditionellen religiösen Malerei
eine Galeriekommission von fünf Mitgliedern brach; daß er an Stelle der sinnlos von
wachen. Als eine der glücklichsten Bestim- Generation zu Generation übernommenen
mungen ist das Vorrecht dieser Kommission Schablonenheiligen neue, von tiefstem Leben
anzusehen, daß die Initiative bei Schenkungen durchzitterte, menschlichergewordene und doch
von ihr selbst, nie aber von dem Schenk- erschütternd fromme Gestalten setzte. Er
lustigen auszugehen habe. Man hielt sich entfernte sich wohl in seiner religiösen An-
damit von vornherein alles mittelmäßige, allzu schauung von der Kirche, aber er kam dafür
bereitwillig geschenkte Durchschnittszeug vom einer wahrhaft edelmenschlichen Religion im-
Hals. Die Anträge Lehmanns fanden be- mer näher. Und er fand für seine religiös-
geisterte Aufnahme, und dem Beschluß der künstlerische Auffassung den richtigen männ-
lich-kraftvollen Ausdruck. Man muß
daraufhin seinen „Grabesengel" (Abb.
S. 505) betrachten, eine wundervoll ei-
genartige Komposition der Grablegung
Christi, auch als reine Malerei ein Werk
von außerordentlichen Qualitäten, eine
Arbeit, deren Werdegang von der farbi-
gen Skizze über den Karton zum glän-
zend gemalten Oelbild man in den Be-
ständen der Galerie verfolgen kann.
Und daneben sehe man die ernsten,
monumental geschlossenen drei preis-
gekrönten Entwürfe zur Ausmalung der
Kuppelhalle im Oestlichen Friedhofe zu
München (Abb. Jahrg. 1901/2 S. 426/7),
ein Hauptwerk von Volz, an und seine
kleineren, teilweise sehr munteren Ge-
mälde, wie das arkadisch frohe „Faun-
konzert'' (Abb.Jahrg. 190112, S. 416) und
die zahlreichen delikaten Radierungen
und farbig geschickt gemachten Litho-
graphien mit ihrem fast unerschöpf-
lichen Reichtum an Phantasie und line-
arem Humor. Volzens Freund Arthur
Langhammer, gleich ihm im Jahre 1901,
das so viele der Besten der Münchner
Künstlerschaft hinwegraffte, gestorben,
ist mit drei ausgezeichneten Gemälden
in der Galerie vertreten. Langhammer,
hugo von habermann bildnis der den Ruhm der Dachauer Künstler-
Secesswnsgaierie, München kolonie begründen half, malte am lieb-
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