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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Wolf, Georg Jacob: Die X. Internationale Kunstausstellung im Münchner Glaspalast, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0557

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HANS VON PETERSEN

Glaspalast Manchen 1909

HOCHSEE

DIE X. INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG
IM MÜNCHNER GLASPALAST

Von Georg Jacob Wolf
I. DEUTSCHLAND

Die deutsche Abteilung der „Internationalen"
nimmt ungefähr die Hälfte des gesamten
verfügbaren Raumes ein und hier wiederum
dominiert sehr entschieden, ja beinahe un-
verhältnismäßig breit die Münchner Kunst.
Für die deutschen Kunstzentren wurden dies-
mal nicht besondere Kabinette bereit gestellt,
man kann also die Produktion Berlins, Dres-
dens, Düsseldorfs usw. nicht geschlossen über-
blicken, sondern muß sie bei den einzelnen
Münchner Gruppen, bei denen sie zu Gaste
sind, sich zusammensuchen. Das erschwert
natürlich die Orientierung und verwischt eini-
germaßen auch das Gesamtbild. Die Münch-
ner Sonderbündelei: Genossenschaft, Seces-
sion, Luitpoldgruppe, Scholle, Bayern, steht
in schönster Blüte. Ich fürchte davon keinen
Schaden für die Kunst selbst, die im Gegenteil
durch die feinere Differenzierung nur vielge-
staltiger und im heißen Wettbewerb der ein-

zelnen Gruppen qualitätvoller wird, aber es
führt doch leicht zur Zersplitterung.

Dreitausend Kunstwerke etwa sind es, die
in dem weiträumigen Glaspalast ihre Unter-
kunft fanden. Viel Arbeit und viel Hoffnung
hängt daran, viel manuelle Geschicklichkeit,
und es fehlt wohl auch nicht das Genie, das
da und dort aufsteigt wie ein Falke. Aber
was ist das alles, wenn man hernach beschau-
lich und bedächtig einen Saal der alten Pi-
nakothek durchwandert! Ich habe nämlich in
meinem Optimismus wieder einmal versucht,
die neuzeitliche Kunst des Glaspalastes an den
festen Werten der alten Kunst zu messen.
Und wenn sie diesen gegenüber nicht stand-
hielt, so war es wohl letzten Endes nicht ihre
Schuld allein, sondern die der gegenwärtigen
Kulturzustände, welche der vollen Entfaltung
der Kunst hinderlich sind, denn der Resonanz-
boden, den die Kunst unbedingt braucht, ist

Die Kunst für Alle XXIV. 22. 15. August 1909

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