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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Von Ausstellungen - Neue Kunstliteratur - Personal-Nachrichten -
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0605

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-e-5^> NEUE KUNSTLITERATUR —

PERSONAL-NACHRICHTEN <^*~

Verzeichnung des- eine eingehende Analyse wie auch Studienabbildun-
sen denken, was sich gen des großen Werkes, das Homer, seine Dichtun-
in Wien an künstle- gen vortragend, Aphrodite dem Meer entsteigend,
rischen Ereignissen Plato und Aristoteles mit ihren Schülern behandelt,
seit 1894 abgespielt

hat: der lebhafte CTUTTGART. Otto Reiniger f. Ein schwerer
erste Eindruck, von ^ Schlag wahrlich nicht nur für die schwäbische
dem sich gleich ver- Kunst, denn Otto Reiniger war der Berufensten
bindende Fäden zu einer in unserer deutschen Landschaftsmalerei,
verwandten Erschei- einer von dem man das Größte erwarten konnte,
nungen spinnen,und Zu diesen Erwartungen berechtigte schon sein
das vom Tag heraus- erstes Auftreten in der Oeffentlichkeit, seine »Vor-
geforderte Urteil zit- frühlingsstimmung« in der ersten Münchener Jah-
tern ungeschwächt resausstellung 1889; jener müde Märztag mit bleiern
in diesen Aufsätzen. grauem Himmel, im Vordergrund ein Weib mit
In den Berichten Rechen, hinten der Mann; gegen die Luft heben sich
über retrospektive die wundervoll gezeichneten Stämme der Erlen,
Ausstellungen und die das rauschende Bächlein umgeben. So recht
in den Nachrufen ein Werk aus eigenster Empfindung geschaffen, und
prof otto reinicer für längst überholte nicht nur in seiner Selbständigkeit frei von aller
' Künstlergrößen Schultradition und Konvention, nein, auch eine
4-ju'1909 zeigt Hevesi, daß er von merkwürdig organischer Naturkraft erfüllte
die notwendigste Ei- Malerei, von der Art wie nur die Großen in der
genschaft eines Kritikers besitzt, denn er ist imstande, Kunst sich einzuführen pflegen. Und diese starke
sich in alles wahrhaft Geschaffene einzuleben, ein eigenartige Kunst ist damals auch von den feinsten
Parteimann alles Echten. Vor Lauheit aber ist er ge- Köpfen der Münchner Künstlerschaft sofort erkannt
schützt, da er im Federkrieg um die moderne Kunst worden; kein Geringerer als Uhde befürwortete mit
temperamentvoll sich an die oft gefährdeten äußer- Wärme den Ankauf des mit einer Medaille ausge-
sten Vorposten der Modernen gestellt hat. Wie seinen zeichneten Werkes für die Neue Pinakothek. O wäre
beschaulichen Essays die Fülle des Einzelwissens zu er doch mit seinem Wunsche durchgedrungen! Heute
gute kommt, so sind den »aktuellen« Kundgebungen ist das Bild vernichtet, gleich so vielen anderen
prickelnd die persönlichen Erfahrungen beigemischt. prächtigen Werken ein Opfer jenes verhängnisvollen
Es ist derart ein ernsthaft oder im muntersten Plau- Atelierbrandes vom 28.Januar 1904. Noch ein weiteres
derton unterhaltliches Buch geworden, das, von einem sehr großes Bild, den Besuchern der Internationalen
stets Wachsamen geschrieben, als Spiegel der Zeit Münchner Kunstausstellung von 1890 in bester Er-
bleibenden Wert hat. k. innerung, gehört zu den Opfern jener Brandnacht.

Es ist der bekannte sonnige Vorfrühlingsabend im

PFR^ONAI IMAPHDIPHTFM Feuerbachtal, ein Bild, in dem die Berufenen einen

r LIaoUIiML - riAV*nnll*n I CIN Markstein unserer deutschen Landschaftsmalerei

BERLIN. Die Kommission der Weltausstellung sahen, denn sie verstanden gar wohl, was es heißt,
in Brüssel 1910 hat Professor Hugo Vogel in ein einfaches Motiv mit solch erstaunlich beleben-
Berlin, dem Schöpfer der Wandgemälde im Harn- der künstlerischer Kraft zu gestalten. Dabei glaube
burger Rathaus, Auftrag gegeben, für die allgemeine man ia nicht> daß Reiniger wahllos irgend einen
Industriehalle ein Kolossalgemälde von 90 qm, »Die Naturausschnitt zum Vorwurf wählte; nein, so wie
Fesselung der Naturgewalten im Dienste der Mensch- er gestaltete, war das Charakteristische einer be-
heit<, zu malen. Das Bild wird in einer Art Tribuna stimmten Landschaft auf seinen größten und ein-
als Abschluß der großen Halle angebracht werden. fachsten Ausdruck zurückgeführt und zwar dürfte
KARLSRUHE. Der 70. Geburtstag HansThomas «Sr diese lapidare Größe des Ausdrucks der »Bach
lV am 2. Oktober wird mit großen Ehrungen des lm Vorfrühling« (Stuttgarter Gemäldegalerie) ein be-
Meisters begangen werden. An diesem Tage soll sonders sprechendes Beispiel sein. Das ist die Natur
das Karlsruher Thoma-Museum eingeweiht werden, "lbst ln lhrer organischen Kraft, in .hrem ewigen

das neben dem in den letzten Jahren geschaffenen a,"«'. , j .,j j . • u j ■ , j

,„i „:x„„„ v.,t.i __„j.„ tit„i tu___ Als Maler des wi d dahinrauschenden, quirlenden,

religiösen Zvklus zahlreiche andere Werke Thomas ■_•_-«. j ,v, • ■ j- c. r> ■ ■

enthält und als besonderer Anbau an die Großher- ?,ch überstürzenden Wasserspiels durfte Reiniger

zogliche Gemäldegalerie erbaut wurde; am folgen- £aum seinesgleichen haben in der deutschen Kunst,

den Tage gelangt eine große Thomaausstellung zur Er' V°" fe,fSe" Fo™talent und r-ormenstudium man

Eröffnung Eine Huldigung künstlerischer Natur Sar ho'h. Se"uS d°n*en kann' sah eben ,n dle"

a„ u„J?„-..u„- i=_ „ „u ui- n sem wilden Spie der We en die großen, stets von

der Karlsruher Kunstler wird sich anschließen; . . v. . , „ »n J

„ .„v, c..j. i/„.i„„i,„ „,__t ■__c. „ ., ' neuem wiederkehrenden Formen. Außer der Stutt-

auch die btadt Karlsrune plant eine Ehrung ihres . _.. . . . ,. ., .,_

Mitbürgers. - Auch an anderen Orten wird man 8arter Gemäldegalerie haben die Museen von Mun-

durch Ausstellungen des Meisters gedenken, so in fen' Dresden, Posen, Berlin s.ch Werke dieser

Frankfurt a. M., wo der Kunstverein eine unge- r ,?®SICn e.r .' , ,-, c . .

wohnlich umfangreiche Thomascher Werke aus Otto Reiniger, der am 17 Februar 1863 Geborene,

Privatbesitz etc. vorbereitet, in Berlin (im Kunst- hat nurCte'n A1,er v0" 46 Jahren er'eicnht- .Ueber

salon Gurlitt), in Mannheim. seinen Studiengang ist nur zu sagen daß er .m we-

Lsentlicnen, trotz kurzer Intermezzis bei Kappis-Stutt-

EIPZIG. Dem Maler und Radierer Alois Kolb, gart und Wenglein-München, ein Autodidakt gewesen

Lehrer an der hiesigen Akademie, ist der Pro- ist sein Leben Iang. Nur die Natur war seine Lenr.

fessortitel verliehen worden. meisterin. Und so schmerzlich auch sein Tod für

I EIPZIG. Max Klingers Wandgemälde für die seine Freunde und seine Kunst sein mag, für ihn

Aula der Leipziger Universität ist jetzt vollendet bedeutete er, gleichwie bei seinem nordischen, ihm

und an Ort und Stelle aufgehängt worden. In un- im Tode vorausgegangenen Kollegen Leistikow, die

serem Klingeraufsatz (s.S. 297 u.ff.) brachten wir schon Erlösung von jahrelangen schweren Leiden, h. Tafel

Redaktionsschluß: 27. Juli 1909 Ausgabe: 12. August 1909
Herausgeber: F. Schup artz. Für die Redaktion verantwortlich: P. Kirchgraber — Druck und Verlag von F. Bruckmann A.-G.

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