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Kuzmány, Karl Michael: Die VIII. Internationale Kunstausstellung der Stadt Venedig
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0607
der stucksaal in der viii. internationalen kunstausstellung in venedig
DIE VIII. INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG
DER STADT VENEDIG
Von Karl M. Kuzmany
Auch heuer mag es manch' einer an sich
erfahren, den Venedig zu sich lockt: hat
man den von internationaler Kunst bevölker-
ten Ausstellungspark verlassen, fühlt man
sich, unausweichlich, in seinen Eindrücken be-
drängt. Das tun die Werke alter Kunst, längst
bekannte, die zu begrüßen man sich nicht
versagen kann, oder neu zu Freunden ge-
wonnene. Aber so stark die Macht des ein-
gewurzelt Gewohnten ist, des dogmatisch Ehr-
würdigen wie anderseits des in seinem Wer-
den von uns Miterlebten, diesmal läßt sich
noch weniger als sonst die Erkenntnis ab-
weisen, daß in jenem Widerstreit der Gefühle
die Künstler unserer Zeit nicht durchaus die
unterliegende Partei sind. Bestimmend sind
etliche der Sonderausstellungen, denen ein
Großteil der Säle eingeräumt wurde; etwa
zwanzigKünstlersind derEhresolcher „mostre
individuali" gewürdigt worden, aber nichteben-
soviele sind mit Auszeichnung zu nennen,
weil es schwächeren Talenten nicht wohl
bekommt, wenn sie, dazu aufgefordert, sich
mit Dutzenden ihrer Arbeiten hervortun wol-
len. In einzelnen Fällen vermitteln sie jedoch
wichtige und schöne entwicklungsgeschicht-
liche Aufschlüsse. Daß sich daran Künstler
von Weltruf beteiligten, daß ferner außer Bel-
gien sich heuer auch Deutschland, England
und Ungarn eigene Pavillons errichteten,
spricht für das Ansehen und den guten Ruf,
dessen sich die Ausstellung erfreut.
Um nun mit dem stärksten Akkord zu be-
ginnen, sei gleich Franz von Stuck genannt.
(Abb. S. 571). Keiner auch hat in dieser Aus-
stellung ein so starkes Echo geweckt wie er.
Stuck kommt es zustatten, daß er sich in
diesem Rahmen früher nie ausgegeben hat,
und noch mehr, daß es ihm nicht verwehrt
war, im Privatbesitz befindliche Hauptstücke
Die Kunst für Alle XXIV. 24. 15. September 1909
561
71
DIE VIII. INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG
DER STADT VENEDIG
Von Karl M. Kuzmany
Auch heuer mag es manch' einer an sich
erfahren, den Venedig zu sich lockt: hat
man den von internationaler Kunst bevölker-
ten Ausstellungspark verlassen, fühlt man
sich, unausweichlich, in seinen Eindrücken be-
drängt. Das tun die Werke alter Kunst, längst
bekannte, die zu begrüßen man sich nicht
versagen kann, oder neu zu Freunden ge-
wonnene. Aber so stark die Macht des ein-
gewurzelt Gewohnten ist, des dogmatisch Ehr-
würdigen wie anderseits des in seinem Wer-
den von uns Miterlebten, diesmal läßt sich
noch weniger als sonst die Erkenntnis ab-
weisen, daß in jenem Widerstreit der Gefühle
die Künstler unserer Zeit nicht durchaus die
unterliegende Partei sind. Bestimmend sind
etliche der Sonderausstellungen, denen ein
Großteil der Säle eingeräumt wurde; etwa
zwanzigKünstlersind derEhresolcher „mostre
individuali" gewürdigt worden, aber nichteben-
soviele sind mit Auszeichnung zu nennen,
weil es schwächeren Talenten nicht wohl
bekommt, wenn sie, dazu aufgefordert, sich
mit Dutzenden ihrer Arbeiten hervortun wol-
len. In einzelnen Fällen vermitteln sie jedoch
wichtige und schöne entwicklungsgeschicht-
liche Aufschlüsse. Daß sich daran Künstler
von Weltruf beteiligten, daß ferner außer Bel-
gien sich heuer auch Deutschland, England
und Ungarn eigene Pavillons errichteten,
spricht für das Ansehen und den guten Ruf,
dessen sich die Ausstellung erfreut.
Um nun mit dem stärksten Akkord zu be-
ginnen, sei gleich Franz von Stuck genannt.
(Abb. S. 571). Keiner auch hat in dieser Aus-
stellung ein so starkes Echo geweckt wie er.
Stuck kommt es zustatten, daß er sich in
diesem Rahmen früher nie ausgegeben hat,
und noch mehr, daß es ihm nicht verwehrt
war, im Privatbesitz befindliche Hauptstücke
Die Kunst für Alle XXIV. 24. 15. September 1909
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