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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 53.1937-1938

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Langheinrich, Franz: Otto Pippel
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https://doi.org/10.11588/diglit.16486#0173

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Otto Pippel. Der Hirschgarten in München

Harfenakkord, der seine balladenhafte Steigerung
durch das feurige Rot und blasse Violett aus den
Gewändern der rastenden Gestalten erlebt. Auch
aus den Sälen von Monte Carlo brachte Pippel Bil-
der mit epischem Unterton heim. Hier ist das Leit-
motiv seiner Lichtgebung, das Glitzernde und
Funkelnde, der Goldrausch, der aus den Spielsälen,
selbst über die Stunden der Erholung, an wohl-
besetzten Tafeln, aus Kristall und Gläsern wie aus
leidenschaftlichen Augen widerglüht.
Das Lichtgestalten des Künstlers aber ist es haupt-
sächlich, das sein Schaffen selber segnend überflutet.
Hier, in der Begeisterung, den sprunghaft sich
wandelnden Erscheinungen des Lichtes und der
Farben voll fieberhafter Erregung nachzukommen,
wird der Maler gleichsam zum Bildhauer und seine
Pinselführung fast zum Hieb. Tor unbändiger Lust

am lichtwirbelnden farbigen Chaos der Umwelt
möchte Otto Pippel mit beiden Händen fassen und
festballen, was sich nur aus den Verzückungen
dieses wogenden Atom-Meeres von Licht, Farben
und Formen packen läßt. Mit Gottfried Kellers
Wunsch: „Trinkt, o Augen, was die Wimper hält,
von dem goldnen Überfluß der Welt" ist ihm nicht
Genüge getan — mit fiebernden Händen den Uber-
fluß halten und gestalten, das ist es, was er zum
Berufe seines Lebens erkoren hat.
In der letzten Zeit hat Pippel auch wieder neue
Wege zu seiner alten Liebe, zur Porträtmalerei ge-
funden. Aller technische und seelische Gewinn, den
er aus seiner treuen Hingabe ans Naturstudium
gezogen hat, offenbart sich in diesen neuesten Bild-
nissen, die den besten Porträtleistungen unserer
Zeit an die Seite zu stellen sind.

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