Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 53.1937-1938

DOI article:
Mayer, Hermann L.: Die Bildhauerin Else Bach
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16486#0175

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Else Bach. Gartenplastik a. dem Dachgarten der Pariser Weltausstellung
Ausführung: Staatliche Majolika-Manufaktur, Karlsruhe

fast improvisatorische, aber immer spannungsvolle
Leichtigkeit der nachbildenden Hand bewahrt. Daß
diese, anfangs vielleicht spielerische Leichtigkeit in
strenge Zucht genommen wurde und heute in liebe-
voller Beobachtung des Objekts erarbeitet und auf
die knappste Ausdrucksform gebracht ist. das
spricht mehr als alles Könnerische für die Reife
der Künstlerin.

Gerade in der Tierbildnerei ist das entscheidende
Moment jener Natürlichkeit, die das Künstlerische
vergessen macht und das Abbild der Natur in die
höhere Wirklichkeit erhebt, darin begründet, daß
das dargestellte Tier Charakter hat, daß man
schlechthin von einem „Tier-Porträt" zu sprechen
berechtigt ist. Damit soll nicht nur gesagt sein, daß
alles „Gestellte", jegliche gesuchte oder gewollte
Haltung, die ja schon im Menschenbild peinlich,
im Tierporträt aber unerträglich ist, für Else Bach
überhaupt nicht in Frage kommt, daß vielmehr
das Charakteristische der Art in ihrer Darstellung
durch eine starke und in jedem Zug des Bildwerks
spürbare Tierliebe vertieft ist. Else Bach formt nicht
ein Pferd, einen Hund, sondern das Pferd, den

gegeben hat. Diese nahe Beziehung
schärft ihren Sinn für das Charakte-
ristische, für den Ausdruck der Bewe-
gung, nimmt alles Zufällige oder Un-
wesentliche fort und verleiht ihrer Tier-
bildnerei die lebensvolle Stufung der
Ausdruckswerte, die beinahe gleichzu-
setzen ist mit der aus dem Objekt ent-
wickelten kompositioneilen Form. Man
braucht sich daraufhin nur einmal das
gespannte Schleichen der Tigerkatze und
die gelockerte Entspanntheit eines äsen-
den Pferdes oder des spielend sich tum-
melnden Pferdepaares anzusehen.
Damit soll Else Bach beileibe nicht
zur Tierbildnerin abgestempelt werden!
Daß man sie immer wieder zur Tier-
plastik zurückkehren sieht, bei der sie
in fruchtbarer Zusammenarbeit mit
der Karlsruher Majolika-Manufaktur
sich der farbkeramischen Steigerungen
sehr glücklich zu bedienen weiß, be-
zeugt die Richtigkeit ihres Wegs vom
Ausgang der bewegten Form des Tie-
res. Das hier gewonnene Erfassen des
W esens und ein gediegenes Werkkön-
nen hat sich ganz logisch zu kraftvollen
Bildnisbüsten, zur freien figürlichen
Plastik und — Hand in Hand mit der
wachsenden Beherrschung der Bronze
und des Steins — zur großen Denk-
malsfigur und -komposition entfaltet.

Else Bach. Lama

Hund, der ihr den Einblick in das Wesen der Art Ausführung: Staatliche Majolika-Manufaktur, Karlsruhe

Kunst t. Alle, Jahrgang 53, Heft 7, April 1333

21

161
 
Annotationen