Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 6.1859

DOI Heft:
7. Heft
DOI Artikel:
Berechnung zu der in der Heft 1-7 mitgetheilten Kapelle nöthigen Arbeiten und Materialien
DOI Artikel:
Disposition der Kirchen,[3]: Stadt- oder Landkirche?
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18469#0010

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6

von außerordentlicher Wirkung seyn. Um aber zu keinerlei Mißverständnissen irgendwelche
Veranlassung zu geben, bemerken wir ausdrücklich, daß wir eine bloße Zusammenstellung far-
biger Gläser nicht darunter verstehen, eine solche vielmehr entschteden verdammen. Kann Lie
Ausstattung der Fenster mit Figuren nicht bestritten werden, so wähle man einfache stylgerechte
Muster, die in ihrer Gesammtwirkung dem Fenster ein Teppich-artiges Aussehen geben. Ohne-
hin ist es ja der Zweck der farbigen Fenster, ein durchsichtiger bunter Teppich zu seyn.

XI. Schlosser- und SchmiedearbeiLen.

1 Paar verzierte Langbänder nebst Schloß zur Thüre.

Es ist nicht überstüssig, ausdrücklich dte Forderung zu stellen, daß diese Arbetten, so un-
bedeutend ste zu seyn scheinen, nichts von der Form der an Prosangebäuden vorkommenden
Schlösser und Bänder haben dürsen. Man halte sich deßwegen an ftylgerechte Vorbilder.

Hieher gehört auch der wo möglich aus Kupfer zu verfertigende Hahn auf dem Thurme.
Obgleich er neuestens sehr perhorreszirt wird, so ist er doch ein altchristliches, bedeutungsvolles
Symbol, indem er mit seinem Wächterruf zum Erwachen aus dem Schlafe der Sünde mahnt.
Dagegen wifsen wir nicht, wie der so häufige Thurmknopf zu deuten wäre.

Endltch nennen wir nebst sonstigem kleinerem Eisenwerk noch 12 Hängeeisen zum Dache
und 16 Fenstereisen zu den acht Fenstern.

Wenn farbige Fenster gewählt werden, so machen wir noch auf eine Gefahr aufmerksam,
die ihnen durch das denselben äußerst nachtheilige Orydiren der Fenstereisen droht. Um dieß
zu vermetden, müfsen die Querstangen geölt werden. Nach außen sollten diese Fenster durch
etn Drahtgitter geschützt werden, das aber nicht an den Fensterpfosten, sondern an den Fenster-
eisen befestigt werden muß.

Disposition der Kirchen.

iu.

Stadt- oder Landkirche?

Man findet zuweilen die Namen Stadt-
kirche und Landkirche mit einer solchen Aus-
schließlichkett einander gegenübergestellt, daß
es der Mühe werth ist, nach einem Grund
hiefür zu suchen, auch wenn wtr im Voraus
darauf gesaßt stnd, keinen zu finden.

Jn soztaler Hinstcht treten die Unterfchiede
zwischen Stadt und Land deutlich genug zu
Tage; auch das religiöse Leben Lietet Unter-
schiede dar, jedoch fallen diese in beiden Ve-
ztehungen gewiß nicht zu Ungunsten des Lan-
des, der Stadt gegenüber, aus. Ueber die
ästhetischen Unterschiede ließe stch noch ftrei-
ten, allein dtese sind in unftrer Frage nicht
maßgebend.

Auf unserem praktischen Standpunkt ist
die Frage dte:

„Sind Gründe vorhanden, unter sonst
gleichen Verhältnissen, eine Kirche sür's
Land anders anzulegen, als eine solche sür
die Stadt?"

Wir vermögen keinen zu finden.

Die Größe der Kirche richtet stch nach dem
Bedürfniß. Je größer dte Gemeinde, desto
größer das Kirchengebäude. Nun gibt es
große Dörfer und kleine Städte, Dörfer mit
Einer Pfarrkirche, Städte mit mehreren. Also
wtrd in gar vielen Fällen für das Dorf eine
größere Kirche nöthig ftyn, als für die Stadt.
Ja, es ist der Fall denkbar, wo das kleinere
Dorf einer größeren Kirche bedarf, als dte
größere Stadt, aber auch umgekehrt, die klei-
nere Stadt eine größere als das größere Dorf.
Wv nur Ein Priester an der Pfarrkirche steht,
muß diese groß genug seyn, um den ganzen
kirchebesuchenden Theil der Bevölkerung auf
einmal zu fassen. Wo mehrere Priester stnd,
da kann man mit einem kleinern Ktrchenge-
 
Annotationen