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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 6.1859

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Aussetzung des heiligsten Sakramentes im 6. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.18469#0049

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41

mittelalterlichenKunst könnte eingerichtet wer-
den, sondern daß dtese Erneuerung auf lange
Zeit auf halbem Wege stehen bleiben müßte,
so sehen wir doch nicht ein, warum dteses Be-
ginnen ernstlich dem Tadel unterliegen könnte,
als ob es die Styl-Einheit störe. Wohl wird
etn schlechtes Gemälde eine schöne Sammlung
verunzieren; aber ein Meisterwerk kann einer
sonst schlechten nur zur Zier gereichen. So
wird eine zöpfische Einrichtung wohl eine go-
thische Kirche verunstalten; aber ein würdiges
Gewand, etn Kelch, etn schöner Taufstein in
mittelalterlicher Form wird auch in moderner
Umgebung schön seyn und den Ernst des Gan-
zen heben.

nä 3. Die Redaktion hat sür arme Kirchen
schon manche einfache Lampe aus Messing be-
sorgt; sie ist auch fernerhin bereit dazu.
Preis 17—18fl. Jhrem Wunsche gemäß wer-
den wir Bedacht darauf nehmen, eine Zeich-
nung hiefür baldmöglichst zu liefern.

Die Redaktton.

Aussehung des heiligsten Sakramentes
im 6. Aahrhunderi.

Jn dem Jnteresse, kirchliche Gebräuche und h.
Gegenstände längst entschwundener Zeiten wie-
der an's Tageslicht zu ziehen und sie mit dem,
was unser Glaube uns jetzt denken und fühlen
lehrt, zu vergleichen, möchten wir Niemand
nachstehen. Das, was die archäologische Wis-
senschaft in diesem Stücke bis jetzt schon ge-
leistet hat, ermuthigt uns in der Hoffnung,
daß der Vergleich der Gegenwart mit den
heiligen und reinen Zeiten der heldenmürhi-
gen Blutzeugen nicht zu unsern Ungunsten
ausfalle. Es wird sogar eine Zeit kommen
— ffe scheint uns bet dem gegenwärtigen Eifer
nicht sehr fern — welche alle Resultate zu-
sammenfassen und zeigen wird, wte jeglicher
Baum im Ritus unserer Kirche seine Fasern
bis in die Urquelle kirchlichen Lebens, in jenen
lauteren fruchtbaren Boden apostolischer Zei-
ten geschlagen hat, in dem ffe zu den Wurzeln

erstarkten, die sein frisches Leben für immer
ffchern.

Wenn wir an den mißlungenen Versuch
denken, zu beweisen, daß die älteste Zeit den
Ritus der Aussetzung des heiligen Altarsakra-
mentes nicht kannte,* so hat es uns im
Gegenthetl immer geschienen, daß die Einfüh-
rung des Frohnleichnamsfestes nicht der un-
motivirte Anfang einer neuen Epoche, sondern
der Abschluß vorausgegangener Bestrebungen
und Einrichtungen sey. Zum Beweise, daß
wentgstens mehrere Jahrhunderte htndurch
und bis zum Schlusse des 6. Säkulums herab
der Gebrauch herrschte, das hetlige Opfer in
Gegenwart des auf dem Altar ausgestellten
heiligsten Sakraments darzubringen, theilen
wir nachstehendes Dokument mit, und zwar
so vollständig, als es dem genauen Ein- und
Ueberblick förderltch ist. Es ist einer Erklä-
rung der „alten gallischen Liturgie" entnom-
men, und da jene wohl in der Mitte des 6.
Jahrhunderts verfaßt ist, so ist es unzweifel-
haft, daß wir bei der „alten gallischen Litur-
gie", wo nicht gar schon an die vorconstan-
tinischen Zeiten, so doch an einen Zustand zn
denken haben, der dem um die Mitte des 6.
Jahrhunderts lebenden Verfasser als ein längst
bestehender vorschwebte. Schon das zweite
Conzil von Orange setzt diesen Gebrauch, wie
wir sehen werden, voraus, und bcfiehlt thn
beizubehalten. Somit bestand er schon vor
dem Jahre 441. Hätte man ffch über dte
Frage, ob auch schon die vorconstantinische
Kirche Frankreichs wirklich diese Praris ge-
kannt habe, noch näher zu entscheiden, so wäre
vielleicht ein Umstand von Bedeutung, der
nämlich, daß in ver römischen Kirche die Aus-
setzung des Venerabile schon am Anfang der
Messe begann, die gallische Kirche aber es erst
beimOffertorium erponirte. Woher dieseAb-
weichung?HängtsievielleichtmitdemUrsprung
der galltschen Kirche zusammen, welche das
Christenthum nicht von Jtalien empfing, son-

* Ikwrs, irLits äs l'sxxositioll äu suillt sacru-
lliollt ä'^utel.

Kirchenschmuck. 1859. Bund IX.

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