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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 6.1859

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11. Heft
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Erklärung der Zeichnungen
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Miszellen
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Korespondenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18469#0092

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79

Die hölzernen Büchsen werden mit Seide-
sammt ausgefüttert.

Die ganze Büchse kann man in einen sei-
denen Beutel legen, deffen Boden rund oder
nach l^ro. 3Z> geschnitten seyn kann. Vergl.
hierzu den Artikel: Ueber das Krankencibo-
rium.

Beim Anblicke der Figuren

Vr» 4 wird der Leser schwerlich errathen,
was er vor sich hat. Die mit großartigen und
ehrwürdtgen Dingen erfüllte Phantasie wird
zu den sremdartigsten Vermuthungen greifen,
ehe sie das nimmt, was so nahe liegt und sich
belehren läßt, daß wir es hier mit ächren und
wahrhafren gothischen Lichtschneuzen zu thun
haben. Die primitive Einfachheit dieses Ge-
räths ist wirklich unübertrefflich, und hat in
unserer überkünstlichen Zeit nur noch ein Sei-
renstück an dem gleich unmittelbaren Jnstru-
ment, womit der gemeine Mann seine Oel-
lampe von dem verkohlten Docht befreit. Das
Recept zu diesem Werkzeug, das bei der Be-
schaffenheir unserer stark mit Talg versetzten
Wachskerzen nicht so überflüssig ist, als man
denken sollre, fängt so an: Man schneide ein
Stück Blech u. s. w. Das Uebrige findet stch
von selbst.

Uebrigens empfängt der Leser mit diesen
treu nach alten Original-Lichtschneuzklammen
wiedergegebenen Werkzeugen nicht blos eine
archäologische Curiosttät und einen dankbaren
Gegenstand der Reproduktion, sondern auch
ein wissenschaftliches Hülfsmittel: er wird nun
wissen, woran er zu denken hat, wenn er in
alten Büchern und Jnventaren den Namen
UmunotoUn

liest.

MiszeUen.

Bereitung der Malerfarben. — Jn einer
Handschrift zu Straßburg, Xv. VI, Uro. 19 findet
sich gegen Ende eine Anweisung zur Bereitung der
Malerfarben auf 37 Blättern in Ouart, aus dem
15. Jahrhundert, die also anfängt:

„Dis ist von varwen, die mich lert meister Hein-
rich von Lübegge.

„Witu lazur machen, so legs uff einen stein und
nime daz tutter von einem eye und rib es eecht
wvhl und tu euwenig wassers der zu, ist das es
truknet uff dem stein, so tu es in ein muschel und
fiösse es recht wol also dick mit wasser untz es fchön
wirt, und nim dann gumi und rib es uff einem
stein und temper es mit Waffer und tu es in das
Horn und ovch daz lazur nnd einwenig hhovges,
so gat es gern von der Federn, so hast du schön fin
lazur."

Hierauf folgen Regeln für die Bereitung des
Grünen, Zinnvbers, über das Lasurflöffen, Zinno-
bertemporiren, noch eine Lazurbereitung, über die
Flvritur des Lazurs, über die „gele varwe vvn
eperment", ferner „roselie von grund uff", Lazur
und Grün zu temporiren, „Ruberick" machen, „sin
gut fundament dar nff man silber und golt leit",
dasselbe uff trockenem Wege in 2 Recepten u. s. w.
^Leider hat Mone, dessen „Anzeiger rc." 1825,
S. 374 f. diese Notiz entnommen, die bciden Re-
cepte selbst nicht in seine Sammlung aufgenonr-
men, svndern mit deren bloser Anzeige sich begnügt.

Neber Reinigung der Cvrporalien enthält
bereits das 3 Heft des „Kirchenschmucks" von 1859
eine kirchliche Bestimmung. Nachstehendes Statut
der Constanzer Diözesansynode vom 20. Oktvber
1619 läßt zugleich erkemien, wie scharf sie jede
Uebertretung geahndet wisfen will: „Die Cvrpo-
ralien solten aus schneeweißem, zartem Linnen ver-
fertigt, einfach, nicht gedoppelt seyn. Werden sie ge-
waschen, so müssen sie wieder gestärkt und immer
ganz rein erhalten werdeu. Grobe, ungeziemende
Vernachlässigung, wenn sie da oder dort vorkom-
men sollte, werden wir, ohne irgend welche
Entschuldigung zuzulassen, mitGeld- und
Gefängnißstrafe strenge rügen. *

Korrespondenzen.

München, 20. Okt. Die Bestrebungen für
Hebung der kirchlichen Kunst nehmen doch trotz
aller Unbill der Zeit allmählich einen erfreulichen
Fortgang. Davon zeugen auch bei uns die Re-
staurationen zahlloser Kirchen, voran steht die
Frauenkirche, deren Haupt-(Chvr) schon im präch-
tigsten Farbenschmucke prangt. Auch der Kirchen-
schmuck gewinnt doch immer mehr Einfiuß in wei-
teren Kreisen. Jn einigen Klöstern, die den Ruf
und die Anforderungen der Zeit verstehen, wird
nur mehr nach den Mustern des Kirchenschmucks
gearbeitet, während einige andere allerdings hart-
näckig an den einmal gelernten Zopfmustern hän-
gen bleiben, um nicht Neues mehr lernen zu dür-
fen. Pluvialien, die Kaiserstolen, Caseln, Alben
und Mitren werden nach dem Kirchenschmuck ge-
stickt. Sogar die gothische Kapelle des Kirchen-
schmuckes will man im Frühjahre als Klosterkirche

* 6c>ixc>rnllu llurw ex tola ouuclläg. sk tomll
Limxlioiu uou äupllontg., xost lotiousiri uw^to ro-
borsutur, uo summa sswpsr ruunäitia. uitsuut.
(juorumäuiu llao iu rs erussuiu st xuäenäum ns-
ZliAsntiuin psouniu et ourosrs oinui sxousatione
Lsolusg., 8SV6IS vinäioubimus.

(6onstit. 8^n. äiäo. Lonstgnt. sto. äsnuo rsvi-
sus st pruslo oomiss. Lonstant. 1761, tit.
XX. Xro. V, x. 158.)
 
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