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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 6.1859

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9. Heft
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Aussetzung des heiligsten Sakramentes im 6. Jahrhundert
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Verwendung und Behandlung des Eisens, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18469#0052

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44

Dieser Gebrauch fand Statt, so oft Diako- !
nen am Altare dienten, d. h. also in der feier-
lichen Messe. Daß aber der Altar besonders
dazu eingerichtet oder gar eine Art Taber-
nackel bestimmt gewescn wäre, das Gefäß mit
den heil. Gestalten aufzunehmen, davon findet
stch nicht nur keine Spur, sondern es wider-
spricht dem Alles das, was wir sonst von der
Einrichtung der Altäre jener Zeit wissen.

Vemendung und Nehandlung des
Eil'ens.

11.

Es stnd uns genug alte Origknalarbeiten
aufbewahrt, um aus ihnen zu ersehen, wie
zweckmäßig und zierlich der mittelalterliche
Schmied und Schlosser das Eisen behandeln
mußte, und wie sehr unsere Fortschritt-selige
Zeit auch in dteser Hinsicht Ursache hat, vor
der alten zu erröthen.

Wo immer daS ökonomische Bedürfniß die
Anwendung des Eisens erforderte, ward es
in einer Weise angebracht, die nicht nur dem
Zwecke vollständig entsprach, sondern es auch
als eine weitere Zierde des Ganzen erschei-
nen lteß.

Betrachtet man diese Gitterthürchen an den
Sakramenthäuschen, diese blumigen Bänder
an alten Kirchthüren, diese Gitter zwischen
Chor und Schiff, so könnte man fast auf die
Meinung kommen, ste seyen nur zur Verzie-
rung da. Und doch ist die Zter nur der un-
tergeordnete Zweck, der Hauptzweck ist: Festig-
keit da zu geben, wo ste unentbehrlich ist und
durch kein anderes Material ersetzt werden
kann.

Das ist die wahre Kunst des Handwerks,
das Unentbehrliche schön und das Verzierende
so zu bearbeiten, daß es der Solidität nicht
Eintrag thut.

Die gegenwärtigen Erzeugnisse der Eisen-
industrie dürfen nicht um diesen Preis kon-
kurriren. Denn entweder stnd ste roh und
plump oder so zierlich, daß sie ketne Kraft

! mehr haben, oder stnd ste ihrer Bestimmung
zuwider verdeckt und verborgen. Letzteres ist
namentlich beim Mobiliar der Fall. Wahr-
scheinlich weil man das Eisen für unanständig
hielt, suchte man die Glieder, welche von Et-
sen seyn müssen, vor zarten Augen zu verber-
gen. Die Thüren laufen in versteckten Wir-
beln oder Charnieren, die Schlösser stnd in
eine Nute des Holzes eingesenkt, kein Band,
kein Riegel darf sich blicken lassen. Was man
damit erreicht, ist eine eingebildete Eleganz,
eine Täuschung, als ob diese Thüren und
Schubfächer ohne Eisen durch Zauberei sich
drehten und schlößen, und ein Flickwerk, dem
alle Kraft und Dauerhaftigkeit abgeht. Das
ohnehin schwache Holz wird durch die einge-
senkten Schlösser noch mehr geschwächt; die
kleinen verborgenen Charniere, mit wenigen
kleinen Schrauben befestigt, vermögen die
ihnen zugemuthete Last nicht lange zu tragen,
und so geht das Flickwerk frühzeitig in die
Brüche, weil man des Eisens sich geschämt.

Zum Theil hängt die Verdrängung der
Eisenarbeit mit dem Verfall der Tischlerei zu-
sammen. Durch die Anwendung der Holz-
fournkere tst dieser Versall unvermeidlich ge-
wesen, und er wird bleiben, so lange jene
nicht aufhört.

Früher ward jedes Möbel tüchtig und zter-
lich in einem Holze ausgeführt, so vornehm
man es eben hatte. Wer kein Mahagoni- und
Nußbaumholz austrieb, begnügte sich mit dem
schönen Eichenholz, und in Ermangelung auch
dieses, mtt Fichtenholz.

Nicht Farbe und Maser des Holzes bestimmte
den Werth eines Geräthes, sondern die solide
Construktion und künstlerische Form. Zetzt
werden dte Holzmöbel vom schlechtesten Holze
zusammengefügt und geleimt und mit einer
dünnen Decke edleren Holzes überzogen, so
wimmelt Alles von Tischen und Schränken
tn Mahagoni und Palisander. Ob das aber
eine niederträchtige Täuschung sev, ob Leim
Aufheben des Deckels auch der Betrug stch
aufdecke, ob der geschltffene und polirte Plun-
der alsbald tn Fetzen herabhänge, ob eine
 
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