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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 6.1859

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8. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.18469#0037

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31

fvrt). — „Der wiebischoffe zu Mentctz der quam
(kam) und recvueilierte den kor, kirchen unnd
kirchhoff, kaffaten und die klufft unud sa-
cristien, cruczegangk, die cap ellen, den hon
altar unnd allen enden jn eer selbigen kirchen
unnd hatte große arbeit, unnd das ammecht ftunt
zu mole barmlich, und satczte crucze umme her."

(s. Stolle a. a. O. S. 136.)

Korrespon-elyen.

Ellwangen. Jhrer freundlichen Aufforderung,
dem geschätzten Archiv „Kirchenschmuä" wenige
Notizen über die hiesigen, den Kunstfreund interes-
sirenden Zustände einzuverleiben, bin ich großen
Dank schuldig. Jch hatte mein Versprechen uicht
vergessen; allein ich geftehe es, es fehlte mir im-
mer noch der rcchte Muth, offen zu sprechen. Denn
ich weiß aus eigener Erfahruug, wie leicht voreili-
ger Tadel und schnelle Kritik den keimenden Eifer
für die Ehre des Hauses Gottes erftickt. So viel
guter Wille aber hier vorhanden ist, so darf doch
über dem Gold auch der Flitter nicht vergessen wer-
den, wenn ich Jhnen ein treues Bild uuserer Kunst-
bestrebungen geben soll; darum kam ich lange nicht
zum Schreiben, und bin somit Jhrer neuen Aufsor-
derung, zu berichten, zum Danke verpflichtet. Weun
ich den vielen Betheurungen von Kunstfreunden glau-
ben darf, so verehren Alle in der Stiftskirche ein
altehrwürdiges, kunstvolles Denkmal der romani-
schen Bauweise. Leider entspricht dem schönen per-
spektivischen Aufriß nicht der innere Kirchenschmuck.
Die vielen Zopfaltäre, Kanzel, Engel in Lebens-
größe, die dicken, unförmlicheu Pfeiler verrathen
die geldreiche, aber kunstarme Hand des Zvpfes.
Nicht als ob man nicht auch hier diese Disharmv-
nie lebhaft und schmerzlich beklagtc, allcin bis jetzt
ist es leider fast ganz beim Schmerze geblieben. Es
sind wenige Jahre und die vielbesprochene Nestau-
ration hatte zahlreiche Freunde, man empfing Stutt-
garter Baugrößen, untersuchte die Pfeiler, spürte
nach den um die Kirche laufenden, jetzt vermauerten
Gallerien, grub unter dem Chor nach Fortsetzung
der vorhandenen, auch zum Gottesdienst benützten
Krppta, allein sowohl die barbarisch zugerichteten
ursprünglichen Pfeiler, deren abgeschlagene Kapi-
täle, der in den an die Unterkirche anstoßenden
Räumen gefundene Schutt, die schon Anfangs auf-
tauchende Behauptung, die Pfeiler hätten die dicke
Ueberkleidung erhalten zur Verhinderung eines
Sturzes der Kirche nach der südlichen Seite hin,

und der Finanzpunkt brachen die erfte Begeisterung
für eine durchgreifende Nestauration der alten aus
dem Jahr 1124 stammenden dreischisfigen Pfeiler-
Basilika. Doch eine Genugthuung ward allen
Freunden der Kirche zu Theil. Bisher waren die
zwei Seitenschiffe des Chors durch zwei Altäre vvm
Schiff getrennt. Man entfernte die Altäre, ver-
band Chor und Schiff durch Treppen, so daß von
dem Raum unter der Orgel im Weften der Blick
frei und ungehindert in die Chorabsyden schweift.
Wäre in der linken Chorabsvde nicht ein gemaltes
Fenster, mit grellen, das Auge blendendeu Farben,
von armseliger Wirkung angebracht worden, so
dürften wir den Wunsch nicht ausdrücken, künftig-
hin jede Restauration zweimal zu überlegen und
jedes Verlangen eines mißverstandenen Kunft-
eifers mit Entschiedenheit zurückzuweisen. Jch
werde gezwungen seyn, in meinem nächsten Briefe
ncch einmal Jhre Aufmerksamkeit in Anspruch zu
nehmen, ich habe wegen der schönen Sakristei und
des Zustandes ber Paramentik noch Mauches auf
dem Herzen.

Aus der Schweiz. (Korresp.) Giefers hat in
seinen praktischen Erfahrungcn einen eigenen Pa-
ragraphen mit „altem Plunder" betitelt, nnd be-
merkt darin: es gereicht mir immer zu ganz be-
sonderer Freude, wenn ich beim Besuche einer alten
Kirche nach langem Fragen endlich herausbringe,
daß es auch eine alte Rumpelkammer gibt, in wel-
cher sich nur alter Plunder befindet, denn wcnn
man alle Schränke und Kisten und Kasten und
andere Behälter, nach Kunstsachen fvrschend, ver-
gebens durchsucht hat, dann kann man hundert
gegen Eins wetten, daß die alte Rumpelkammer
gerade das enthält, was man sucht. Aehnlich er-
ging es mir, als ich vorigen Herbst einen kleinen
Ausflug in der Schweiz machte, und unter andern
nach Luzcrn und Einsiedeln kam. Nachdem ich „alles
Schöne" in den Sakristeien vorgezeigt erhalten
hatte, und nach alten Sachen fragte, fand ich erst
das Schönste in die äußersten Winkel zurückgelegt
oder als unbenntzt auf die Seite geschafft. Jn der
alten Franziskanerkirche in Luzern, einem schönen
gothischen Bau, sand ich viele Pallen, die gestickt
waren, wie der „Kirchenschmuck" sie wieder in Ge-
brauch bringen will, weiß auf weiß, so daß kein
Stoff darauf genäht werden konnte; unter andern
auch eine, die mit Gvldfadcn auf sehr feine, etwas
grauliche Leinwand gestickt war; deßgleichen eine
Albe, mit weiß anf weißer Leinwand sehr breit
 
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