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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 6.1859

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11. Heft
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Zur Reform der Kirchenmusik
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Versammlung der Zweigvereine für christliche Kunst in den Dekanaten Leutkirch und Wangen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18469#0084

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71

Ernst, die dem Hause Gottes schuldige Ehr-
surcht? Oowuill tuLw äecst suuotituäo *.

Liest man in den Werken des heil. Ambro-
stus, Augustinns, Chrysostomus nnd anderer
Väter über die Aufgabe, dte Wnrde, die Ge-
walt des kirchlichen Gesanges, so wird der
Abgrund sichtbar, in den unsere Ktrchenmusik
gestürzt ist. Augustin beschreibt in seinen Be-
kenntnissen die Eindrücke, die der Gesang des
heil. Ambrosius in der mailändischen Kirche
auf ihn gemacht.** tzuautum tlovi iu li^innis
et oantiois, 8UNV6 sonnnti8 eool68in6 tUL6
voeibu8 eoniinotu8 Loriter. V0068 illns in-
üuebant nuribu8 mei8 et sliguubntur vsritn^
in eor msum, et sxn68tunbg.t inäs ntksotu^
^istati^ st ourrsbnnt lnor^mas 6t bsns inilri
srat oum si8. — Wo hat je in unserer Zeit
der Gesang der Kirche etwas Aehnliches ge-
wirkt!

Es hat dte kirchliche Tonkunst ihre heilkge
Mission in unsern Tagen eben sowohl, wie
damals, aber sie hat dieselbe in unsern Ta-
gen nicht erfüllt. Jn verkehrte Hände gera-
then, hat sie ihre höhere Aufgabe vergessen
und ist in jenen unstnnigen Lärm nnd niedri-
gen Sinnesrausch ausgeartet, der wohl das
Ohr zu erschüttern und betäuben, aber nicht
dte Seele zu Gott zu erheben, wohl die Sinne
zu reizen, aber nicht das Herz zu erbauen,
wohl dte Andacht zu stören, aber ste nicht zu
erwecken und zu nähren vermag. Nicht der
Staat, nicht die profane Musik ist tm Stande
hier zu reformiren. Die Kirche, und ste allein
hat diese Gewalt und diese Aufgabe. Sie muß
den Gesang wieder ganz in thre Hand neh-
men, sie muß ihre Sänger eigens und aus-
schließlich für ihren Dienst moralisch,
wie künstlerisch erziehen und bilden, sie muß
ihr altes Prineip wieder zurGeltung bringen
und ihren Sängern zur Lebensaufgabe ma-
chen; Viäs, ut qnocl oorcls orsäi^, ors oan-
ts8 st guoä ors oamtU8, oxsribii8 oomxrobs8.
Das stnd die Grundlagen jeder gedeihlichen
Reform der heiligen Tonkunst.

* ?8. 92, 5.

** eonlssL. I. IX. 0. 6.

Versammlung der Fweigvereine sür
chrWiche Kunst in den Pekanaien
Leuikirch und Wangen.

Die sehv thätigen Agenten der genannten
Zweigvereine für christliche Kunst hatten auf
den 20. September eine Versammlung der
Vereinsmitglieder nach Gebrazhofen, Deka-
nats Leutkirch, ausgeschrieben. Die Einla-
dung hatte den ersreulichsten Erfolg. Es san-
den sich über 50 Theilnehmer ein, die der über
drei Stunden dauernden Besprechung mit der
lebendigsten Theilnahme beiwohnten.

Ueber diese Versammlung haben wir einen
Bericht erhalten, aus welchem hiemit Einiges
mirgetheilt weiden soll.

Der Altarbau ist eine der wichtigsten An-
gelegenheiten unserer Vereine. Wir haben
noch viel zu thun, bis wir hierin auch nur die
grobsten Vergehungen gegen die Würde und
Bestimmung der heiligen Opferstälte ver-
hindern.

Daher war es sehr wohlthätig, daß einer
der Anwesenden eine Anzahl dieser Mißgriffe
und der denselben zu Grund liegenden falschen
Anschauungen zum Gegenstande einer Erörte-
rung machte, und praktische Winke gab.

Er ermahnte, bei den so vielfach vorkom-
menden Altarbauten alle Rücksicht aus die von
Seite des christlichen Kunstvereins veröffent-
lichten Grundsätze und Ersahrungen zu neh-
men, besonders hinsichtlich der wefentlichsten
Theile, des Tabernakels, des Altartisches,
der Stellung des Hochbaues.

Der Tabernakel dürfe durch den Hochbau
des Altars nicht verdrängt und zerdrückt wer-
den, überhaupt durch denselben nicht verlieren.
Er müsse womöglich freistehen und aufwach-
sen und kräflig als das hervortreten, was er
seyn soll — Wohnung Gottes. — Der Bau
selbst solle ein reich gegliederter und verzierler
Schrank seyn, bequem und sicher zum Aufbe-
wahren und Aussetzen des Allerheiligsten.
Durchaus zu verwerfen seyen alle Spielereien
und mechanischen Apparate. Dahin gehören
vor Allem dte Drehtabernakel. Diese seyen
 
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