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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 6.1859

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12. Heft
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Die Dalmatika des Papstes Leo III. oder die sogenannte Kaiserdalmatika in der Guardarobba der Sankt-Peterskirche in Rom
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Aus dem Leben des Papstes Paul IV.
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https://doi.org/10.11588/diglit.18469#0100

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schon gegründeten Einfluß. „Die Struktur
der Bilder," sagt es, „ist nicht Erstndung der
Maler, sondern bewährte gefttzliche Vorschrift
und Ueberlieferung der katholischen Kirche.
Denn was durch Alterthum hervorragt, das
ist oerehrungswürdig, sagt der heil. Basililis.
Das bezeugt das Alterthum der Kirche selbst,
und die Lehre unserer Väter, welche vom hei-
ligen Geiste getragen sind. Denn, indem sie
dieselbe in den heil. Tempeln schauten, bau-
ten sie mit geneigtem Gemüthe auch Tempel
und bringen darin ihre dankbaren Gebete und
ihre unblutigen Opfer Gott, dem Herrn aller
Dinge, dar. Diese Ansicht und diese
Ueberlieferung ist aber nicht vom Ma-
lerfdenn dieKunst allein ist sein), son-
dern Anordnung und Verfügung un-
sererVäter, welche gebaut haben." Bis
auf diese frühe Zeit also geht der Ursprung
der bis heute unveränderten griechischen Kunst-
tradition, und es gehört wahrhast in das Ge-
biet der Unmöglichkeit, über den Ursprung
unserer Dalmatika genaueren Aufschluß zu
geben.

Der Schlosser'sche Nachlaß besitzt eine Ab-
bildung unserer Dalmatika, Vorderseite und
Achselbilder in Farben, die Rückseite in Um-
rissen von der Hand eines befreundeten deut-
schen Malers in Rom (Michael Wittmer); es
wäre lobenswerth, dieselbe zu publiciren. Die
auffallende Größe dcs Gewandes, meint unser
Verfasscr, erinncre an die Tradition von Karls
des Großen riesenmäßiger Geftalt. Man darf
aber nicht vergessen, daß wir durch die Mei-
nung verwöhnt werden, als sky die gegenwär-
tige Größe des Diakonen-Gewandes die nor-
male, und was darüber gehe, überschreite das
rechte Maß des gewöhnlichen Körperbaues.
Früher hattcn alle kirchlichen Gewänder wür-
digere Größenverhältnisse.

Ius dem Leben des Papstes Paul IV.

Papst PaullV. (von 1555—59) hatte sich
von jeher durch seine Begeisterung für das

kirchliche Alterthum und durch seinen Eifer
für Erhaltung desselben — soweit nämlich von
solcher die Rede seyn konnte — ausgezeichnet.
Dieser Zug hing auf's Engste mit seinem
ganzen Wesen zusammen. So z. B. konnte
er niemals den Verlust der alwn Peterskirche,
der ehrwürdigen UusillcL Lon8tsntininiiL ver-
schmerzen, welche der energische, aber gewalt-
thatige Julius II. ungeachtet der Bitten und
Vorstellungen fast aller Cardinäle und so vie-
ler Bischöfe hatte niederreißen lassen, um den
jetzigen St. Petersdom an ihrer Ctelle zu er-
bauen. Be! jeder Gelegenheit sprach er — als
Papft noch—> sein Bedauern aus, daß die
alieBasilica, um einer neuen Platz zu machen,
habe weichen müssen. „Oestruoto temp>Io
inutorinli — fügte er bei — cl68trui oos^it et
spiritunlo." Nicht ohne einen bedeutungs-
vollen Seitenblick konnte er deßhalb auf die
neue St. Peterskirche zu sprechen kommen,
deren Vollendung damals bereits fraglich ge-
worden war. Einen Virgilianischen Vers auf
sie anwendend, sprach er oft fast unwillig von
den „Nuri ruinum minnnte8." *

Dieser eigenthümliche Zug tritt erst in sei-
ner vollen Bedeutung hervvr, wo Paul IV.
als Gegner jener falschen Reform auftritt, die
kurz vorher in die Liturgie eiiizudringen ver-
sucht hatte. Der Cardinal n. S. Lruoo (Oui-
gnonez) hatte kurz zuvor ein neues Brevier
verfaßt, worin von dem altehrwürdigen, tra-
ditionellen Ofsicinm kaum mehr eine Spur zu
erblicken war. Man könnte es das Brevier
der Renaissan^e nennen. Clemens VII. und
Paul III. hatten einzelnen Priestern, die dar-
um baten, die Recitation desselben gestattet,
und selbst am päpstlichen Hofe wurde es von
denHofzeistlicheii meistens gebraucht. PaullV.
verbot es gleich bei seinem Regierungsantritt

guo votori Lasilioas L OonstLntiuo Laesaro sreo-
tuo kuit uääictissimuc , äolensgus, ut novu üeret,
kuisss sversum; äiesdat: „ässtruoto I'smplo mu-
tsriuli, äestrui oospit et spirituals." Anspielung
auf Luther und seine Thesen gegen den Ablaß,
s. Oaraooioli, vitu ?uuli IV. Oolon. 1610. 6iu-
conius, Vitas kontik. III, p. 829. sä. Koinas 1677.
 
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