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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 6.1859

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8. Heft
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Erklärung der Zeichnungen
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Miszellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18469#0036

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30

Zusammensetzung des Thürchens nöthigen Er-
läuterungen.

Kro 1 stellt die Thüre im vierfach verklei-
nerten Maßsta-e vor.

Ein Rahmen von Eisen, ungefähr3Millim.
stark, dessen änßerer Umriß durch ik oä, der
innere durch 1m n o bezeichnet ist, bildet den
ersten Bestandtheil dieser Thüre.

An diesem ist das Gitter, von dem Uro. 4
ein Bruchstück in natürlicher Größe gibt, be-
sestigr. Der äußerste Theil der Stäbe des
Gitters ift flach geschmiedet und an dem Rah-
men von hinten festgenietet.

Hinter di'esem Gitter befindet sich etn vier-
cckiges Blech mit kreuzförmigen Durchbrüchen,
welche je auf dte Vierecke des Gitters passen.
Auch dieses Blech ist mit Nieten aufgeheftet.
Von vornen ruhen auf den Rahmen die schö-
nen Laubverzierungen, in natürlicher Größe
bei Uro. 2 und 3 mitgetheilt, die auf folgende
Weise gefertigt werden:

Jede dieser Guirlanden ist nebst den um-
fassenden Halbrundstäben aus einem Stücke
geschmiedeten Eisenblechs gemacht. Vgl. bei
Uro. 1 die Stücke 1 st. AIr
o ki ä
m 0 b k

Nachdem die Zeichnuug auf dem Eisen ange-
bracht ist, werden die durch Schraffirung an-
gedeuteten Zwischenräume der Blälter und
Stiele durchgebrochen.

Dann werden die äußern Streifen zu dem
Rundstab herausgetrieben. Die Linien auf
den Ranken unv Blättern werden mit dem
Meißel eingeschlagen und dann gibt man den
! Blättern die knollige Erhobung. Ie kräftiger
i diese Erhöhungenheransgetriebenwerden, desto
schöner und schwunghafter wird sich das Laub
darstellen.

Man steht, daß jeder einigermaßen geübte
Schloffer oder Schmied einer solchen Arbeit
gewachsen ist, und auch leicht die mitgetheilten
Elemente den verschiedenen Zwecken, Maßen
und Verhältnissen aupassen kann. Auch fehlt
es nicht an Mitteln, der Arbeit durch Farben
eine größere Pracht zu geben, wie solches die
Alten selten versäumt haben. Man kann die
Laubkrönungen vergolden, auch das ganze
Gitter, dem Hiutergrund eine Farbe geben rc.

Jst es nöthig, den Verschluß gegen Staub,
Ungeziefer u. dgl. noch fester zu machen, so
bezieht man die Jnnenseite der Thüre mit ge-
färbtem Leder oder mit starkem Seidenstoff.
Es versteht stch, daß das Schloß oder der
Riegel, mit welchem die Thüre zu verschließen
! ist, mit dem Charakter der Thüre im Einklang

stehen soll. Wir werden auf die Schlösser
u. drgl. noch zu sprechen kommen, und geben
vorläufig nur die eiuem alten Oiiginat treu
abgenommcne Zeichuuug der Thüre.

Miszelken.

Von der grvsten glocken gloriosa, zu Erf°
fvrt. — Als man schreib nach gvtis Geburt vier-
czenhundirt unnd soben unnd sobenczigk jar nff den
Dvnnerstag sente Celiar abint, gviß man die grv-
ßen glocken zu unßir lieben frowen zu Erffort, die
hat czweihundirt czentener adir da bie (vder dabei),
czwischen den czweyen kirchen unßer lieben frvwen
und sancti Seueri, Unnd als man die glocken goyß,
do begrub man den meister, der die sorme nnnd
ore unnd alle dingk gemacht hatte; er hatte auch
vorhin lange gekrancket. Etliche sprachen, ome
(ihm) were vorgeben von den glockengißern zn
Erffort, die worn ome sere gram umme sine kunst
willln, unnd was nach eyn junger man, unnd er
was nach Molhusen keyn Erffort geczogen, nnd
liet uff sante Seuers kirchen bie denen Beinhuse
begraben. Jch stunt do bye, das man on (ihn) be-
grub unnd auch do man die selben glocken zu sant
Seuer gegoffen, genannt Osanna, unnd ouch vier
andere glvcken do selbist. Der selbin meister, deme
got genade, hatte fromde meister zu sich gcbeten,
von Sundershusen unnd Northusen, die solden ome
hclffe den ofen lade, unnd die forme in die erden
brengen; das thaten sie; da starb er. Da goßen
sie die glocken unnd gerid wol unnd ist eyn gute
glocke, unnd hingen sie uff den kirchhoff bie den
driangel unnd luten sie alda wol bie czweien jarn,
biß das die Forme widder gemacht worden, die
dann sere vorbrant wore.

(Stolle, thüring. Chronik, herausg. v. Heffe.

Stuttgart 1854, S. 13.)

Jtem eodem anno XOVII quo supra (n. 1497,
s. V. Bd., S. 79), do nu dy genante glocke glvriosa
gereiniget wart, do machte der genante meyster Ger-
hartus czwo ander glocken, OXX czentener eyne zn
unßer lieben frowen, dy andern zu scnte Seuer
(Severi Kirchen) by OX centener, unnd dy spiße
zu beiden glocken wart zngemacht in eynem ofen.
Do eyne forme eyner glvcken fvlle was, do wiste
her dy spiße uff dy ander fvrme nnd gingk gluck-
sam, richtigk und wol. Das geschah am ersten
tage noch unser lieben frowen tagk worcze wee
(Würz-Weihe, d. i. Mariä Himmeifahrt). Jtem
der selbige buwemeister zu unser lieben frowen, der
dits wergk had uß gericht, genannt Doctor Lasfen,
eyn thumherre do selbest, der wart gewelet von un-
serm herrn zu Mentcz, genannt Bertolous de Hen-
nebergk, zu einem weeBischoffe jn dem jare X6VIII.
(d. i. 1497), unnd wonte zu Erffvrte.

(s. Stolle a. a. O. S. 187.)

Von Reconciliation einer durch Blutver-
gießung entweihten Kirche (U. L. Frauen zu Er-
 
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