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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 6.1859

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10. Heft
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Disposition der Kirchen,[2]: Styl oder nicht?
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Ueber Gewölbemalerei
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Ueber die Darstellung der heil. Jungfrau mit dem Evangelienbuche
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https://doi.org/10.11588/diglit.18469#0071

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60

Aber es ist bei Weitem nicht Alles, was
die Alren an die Wand malten. xll ü-esoo ge-
wesen, und zudem haben wir vieleUrsache, die
Freskcnnalerei der Alten, gleich der, welche
die Griechen heute noch betrekben, für einfa-
cher und weniger zeitraubend zu halten.

Außerdem bedienteu ste sich auch noch an-
dererArten, dieFarben auf dte trockene Wand
zu bringen, und verstanden selbst mit der ein-
fachsten Leimfarbe scköne und dauerhafte Bil-
der herzustellen.

Schließlichhaben wir das Vergnügen, schon
von einem in dieser Richtuug glücklich gemach-
ten Versuch zu berichten.

Jn der Kapelle zu ltnterweckerstell bei Donz-
dors zeigten stch bei Gelegenheit einer Re-
stauration, Spuren alter V andmalereien.
Außer einigen einzelnen Figürcheu war Chri-
stus als Richter, Himmel und Hölle noch gut
zu erkeunen. Da keine Hoffnung war, diese
Bilder restauriren zu können, so wurden ste
getreu copirt.

Der knnstverständige und thatkräftige Pfar-
rer, Hr. Riehle, wünschte nun im Einver-
ständniß mit den Bewohnern des Weilers, dem
die Kapelle gehört, die Kapelle wieder mit
Malereien auszulchmücken.

Zur AuSführnng dieses Gedaukens sand
sich auch der rechte Meister in dem Maler
Hrn. Wilhelm Traub, der mit wabrem Ge-
sühl und richtigem Verständniß die Bilder im
Geiste des erusten Malers erneuerte und das
KrSuzgewölbe, sowte die übrigen Wände der
Kapelle mit neuein Bilderschmuck versah.

Dieser erste Schritt zur Wiedererweckung
eincr wahrhaf! populären Mouumentalmalerei
wird ohne Zweifel auch von unsern Lesern mit
Freude und Dank begrüßt werden.

Ueber die Darstellung der heil. Iung-
slau mit dem Evüngelienbuche.

Nichl selteu begegnet man einer bildlichen
Darstellung der Multer Gottes, welche sie
sitzend, das göttlicheKind aufdemSchooße, das

geöffnete Evangelienbuch inderAand zeigt, mei-
stens bei Gelegenheit der Anbetung d r heil.
drei Könige, aber auch ohne diese Gruppe.
So in dem Siegel des „Kapitels in Winithu-
sen im Thale in der Grafschast Renissene"
Maria mit dem Kinde und dem geöffneten
Buche vhne die heil. drei Könige*; so auch
in einem Altare, den uns Mone's Anzeigerrc.
1836 S. 499 in solgenden Worten beschreibt.

„Das Dorf Thalheim. . . besitzt einen Ka-
stenaltar mit Holzgemälden aus dem I5ten
Jahrhundert, der seines Knnstwerthes we-
gen sehr wohl eine bessere Aufbewahrung ver-
dient, um ihn vor der drohenden Zerstörung
zu retten; es ist ein Altar mit Flügelthüren,
auf diesem sind außerhalb die Verkündigung
und Heimsuchung, innerhalb die Geburt
Chrifti und die drei Könige abgemalt und
das fünfte Gemälde ift auf dem Fußgestelle,
Christns umgeben von den Aposteln. Die
äußerenGemälde sind durch die Zeit und Per-
nachlässignng abgeblaßt und verdorben, je-
doch ihr Charakter noch ganz erhalten; die
inneren stnd desto schöner und mit aller Pracht
gemalt. Bei der Geburt Christi liegt das
strahlende Kind, wke gewöhnlich in der Krippe,
aber Joseph kommt mit einer brennenden La-
terne in den Stall. Jn dem Kasten selbst
sind drei beinahe lebensgroße Bilder in Holz
ausgeschnitzt und sehr schön bemalt. Zuerst
Maria mit dem Kinde und einem aufgeschla-
genen Buche sitzt in der Mitte, über ihr rechts
und links sind zwei Engel mit Cither und
Geige.

Links fteht ein Levite in vollem Ornat mit
einem Buche in der Hand, zu ihm betet eine
kleine weibliche Gestalt.

Rechts steht ein anderes Bild in bürger-
licher Tracht, das ich nicht kenne.

Diese Statuen sind noch größtentheils ganz
erhalten und mögen zwischen 1450—80 ver-
fertigt seyn."

Bemerkenswerth ist, daß auch hier

* Kettner ^utiguit. tzusäliudur§. p. 397 tup.
VI. Xro. 35.
 
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