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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 6.1859

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8. Heft
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Sighart, Joachim: Gestickte Kopfkissen
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Verwendung und Behandlung der Eisens, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18469#0030

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24

So viel von dem Bildwerke. Es läßt sich
aber nicht läugnen, daß schon die Wahl die-
ses Stoffes zu Bettkissenverzierungen originell
und sinnig ist. Die Geschichte des Borbildes
der Unschuld und Reinigkeit lag hier vor
Augen.

Was den Eindruck der ganzen Arbeit be-
trifft, so ist allerdings wahr, daß die Figuren
in der Nähe sich roh und aller Anmuth ent-
behrend zeigen. Aber von der Ferne gesehen,
macht sich das Ganze außerordentlich festlich
und zierlich. Man muß auch bedenken, daß
man hier nicht vollendete plastische Gebilde
geben wollte, sondern nur Ornamente, die
also nicht nach den Gesetzen der selbstständigen
Figuralplastik beurtheilt sevn wollen. Jeden-
falls muß ein Bett, ganz mit solchen Sticke-
reien übersät, einen großartigen, überraschen-
den Eindruck gemacht haben. Wahrhaft ein
fürstliches Bett!

Fragt man um die Zeit der Entstehung die-
ser Arbeit, so glauben wir nach der Forma-
tion der Blärterornamentik und nach den Co-
stümen auf das Ende des 16. oder Anfang
des 17. Jahrhunderts schließen zu dürfen.

Or. 8 i §llnrclt.

Verwendung und Dehandlung des
Cisens.

i.

An Salomons Tempel war das kostbarste
Material nicht gefpart. Hunderttausend Ta-
lente Goldes, eine Million Talente Silbers,
eine unübersehbare Masse von Kupfer, Mar-
mor u. a. hatte der alte König David für die-
sen Bau gesammelt. Fünftausend Talente
Goldes, zehntausend Golddukaten, zehntausend
Talente Silber, achtzehntausend Talente Erz
und eine Masse edler Steine steuerte das Volk
zum Bau.

Denn der ganze Bau sollte von den kost-
barsten Stoffen ausgeführt sein bis zu dem
letzten Geräth, wte es sich für das erste und
einzige Haus des Herrn gezieme.

Wenn an diesem Vau auch Eisen verwen-
det worden ist, so geschah dieses ganz gewiß
nicht aus Sparsamkeit, sondern aus Noth-
wendigkeit.

Es ist aber, und zwar viel Eisen verbraucht
worden. Denn außer den hunderttausend Ta-
lenten Eisen, welche die Fürsten des Volkes
beistenerten, war vom Könige eine solche
Menge Eiscn zubereitet, daß der heilige Er-
zähler kein Maß und Gewicht davon anzu-
geben weiß, weil es unmöglich schien, die un-
geheure Masse zu wägen. Diese schwere Menge
von Eisen tst wohl nicht allein für Werkzeuge,
Aerte, Hämmer, Meißel u. drgl. verwendet
worden, sondern auch sür den Bau selber.
Mag an edlen Metallen noch so viel Ueberfluß
seyn, so kann man bei einem mächtigen Merke
des unedlen nicht entrathen. Man braucht
Klammern, Verankerungen, Thürkloben, Bän-
der, Schlösser, Federn, Nägel, Gitter u.drgl.,
wozu das Gold und Silber schwerlich so gu-
ten Dienst thun möchte, als das Eisen ver-
möge seiner größeren Härte und Festigkeit
ihn thut.

Ja selbst die geringere Kostbarkeit an sich
gibt dem Eisen ost den Vorzug vor den werth-
volleren Stoffen. Was nützte es mich, die
Schätze mit goldenen Schlössern und Bändern
zu verschließen, die selbst schon die Habsucht
zum Angriff reizen?

Also das Eisen ift unter den Materialien
so unentbehrlich, wie der gemeine Soldat in
der Armee, wie der Gesell und Handlanger
am Donibau, wie der Nagel am Finger, wie
das Schloß an der Gold- und Silberkammer.

Diese Wahrheit ist es, die wir nicht bewei-
sen, sondern nur kurz in Erinnerung bringen
wollen, ehe wir neben den seidenen Bildnereien
und dem Gold- und Silberschmuck auch das
Eisen im Kirchenschmuck auftreten lassen.
Eine Erinncrung, die nicht überstüssig, son-
dern im Gegentheil einer zwcifachen ver-
kehrtenModerichtung gegenüber dringend
geboten ist.

Einmal sehen wir vielfach dem Eisen eine
Bestimmung und Behandlung gegeben, die
 
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