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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 6.1859

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7. Heft
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Chronik der Vereine: der Paramenten-Verein in Frankreich
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Lesefrüchte: Stola, Manipel, Superpellicium und Alba
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https://doi.org/10.11588/diglit.18469#0014

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erleiden, weil sie, wie die Damen-Burnusse,
mit Troddeln versehen war; eine Kritik rc.
die besser geschwiegen hätte, wenn sie wußte,
daß der ursprüngliche Chormantel nichts an-
deres ist, als der arabische oder syrische
Burnus.

Jn St. Omer, einer Stadt der Diözese
Arras, veranlaßte die Anwesenheit des Hoch-
würdigsten Bischofs ebenfalls eine Ausstel-
lung.

Es waren ausgestellt: Zwanzig Caseln, je
mit Stola, Manipel, Kelchvelum und Burse;
sechs Chormäntel, zwei Pfarrstolen, zwei sehr
einfache Velen, Altarlinnen, Alben, eine Al-
tarbekleidung, ein Kelch, drei Lampen. Viele
von diesen Gegenständen waren von vortreff-
licher Arbeit, keiner schlecht.

Besonders bemerkenswerth waren drei Ca-
seln, deren Kreuz mit Schilden, Medaillons,
heraldischenLöwen oderMonogrammenChrifti
verziert waren. Eines war gar hübsch mit
Rauten verziert, neben welchen Lilien ftanden.

Viel Effekt machte eine schwarze Casula mit
applicirten Blättern von weißem Sammt.

Der Verein von St. Omer berechnet bei
einer Ausgabe von 1100 Franken den Werth
seiner Produkte auf wenigstens 5000Franken.

Der fromnie Eifer dieser Vereine ist gewiß
anzuerkennen und verdient alles Lob. Möchten
sich die Frauen und Jungfrauen der deutschen
Diözesen durch dieses Beisviel wieder aufmun-
tern lassen, in Paramentenvereinen eine ihres
Standes so würdige Wirksamkeit zu üben.

Einige Vemerkungen aber sind nicht über-
flüssig.

Aus d-en Berichten über den heutigen Stand
der Paramentik lästt sich heraussinden, daß
die Regeln des guten Geschmacks noch nicht in
alleweg zur Herrschaft gekommen sind. Da
ist noch die größte Verschiedenheit und Will-
kür im Schnitt, noch das biscuitartige Aus-
schneiden der Caseln, der weibische Lurus mit
breiten Spitzen und Filets an den Priester-
kleidern, die willkürliche Symbolsucherei, ver-
mengt mit unverstandener Nachahmung alter
Motive, so daß man neben einer steifen gothi-

sirenden Arabeske ein aus einem natürlichen
Rosenbouquet herauswachsendes Kreuz sehen
kann u. dgl., kurz, es scheint in Frankreich,
dem Lande der Centralisarion, an einer ein-
heitlichen Leitung in Sachen der Paramentik
sehr zu fehlen.

Das einzige, was sie außer den im höchsten
Grade miserablen kirchlichen Beiblättern zu
Modezeitungen haben, ist das Album von
A. Martin.

So unbestritten die tüchtigen Leistungen
dieses ausgezeichneten Archäologen anerkannt
werden, so ist doch dieses Album ein höchst
mittelmäßiges Produkt, und mehr geeignet zu
schaden, als zu nützen. Es enthält meistens
Renaissance und Zopf, unkorrekte Formen.
z. B. die schaufelsörmigen Stolen, natürliche
Blumen. Die mittelalterlichen Motive sind
nicht glücklicher behandelt, entweder zu mager
oder zu plump; oft sind sogar architektonische
Linien angewandt, die für Stickerei nicht
passen. Wir hegen ernstliche Zwetfel, ob diese
Zeichnungen von der Hand kommen, der ste
zugeschrieben sind. Sey es, daß sie vielleicht
aus einer früheren Periode seiner Strebungen
herdatiren, oder daß von Seite der Vesteller
mancher Zeichnung seinem Geschmack unge-
bührliche Gewalt angethan worden ist, oder
daß sein Name mißbraucht wurde; aus diesen
Blättern schaut nicht der A. Martin, wie wir
ihn kennen.

Das bleibt auch gewiß: ein „Kirchen-
schmuck" könnteunsernNachbarnüber'mRhein
nicht schaden.

a. Stola, Manipel, Superpellicmm und
Alba.

Die Synodalftatuten des Bischofs Johannes
von Lüttich aus dem Jahre 1287 enthalten
einige für die Ltturgie und christliche Archäo-
logie bedeutsame Notizen, die wir hier, und
zwar um unseres gemischten Leserkreises wil-
len, auch im Urtert mit einigen wenigen Be-
merkungen mitzutheilen für würdig halten.
 
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