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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 6.1859

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11. Heft
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Versammlung der Zweigvereine für christliche Kunst in den Dekanaten Leutkirch und Wangen
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Ueber das Krankenciborium
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https://doi.org/10.11588/diglit.18469#0087

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Gesangbuch erscheinen, wetl ohne dieses ein
einheitlicher Gesang nicht erzielt werden könne.

Ob bei diesem Wunsche etwa eine Ver-
wechslung vorgefallen, wissen wir nicht, müs-
sen es aber vermuthen. Der liturgische Ge-
sang ist der Choral. Dieser ist geboten und
namentlich unter dem heiltgen Meßopfer mit
Ausschluß des deutschen Gesanges vorge-
schrieben. Was dtesen betrifft, so ist nur zu
wünschen, daß er überall mit Muth aufge-
nommen und geübt werde; daß man aber
dabei stch nur authentischerAusgaben bediene,
und die durch dte moderne Musik daran ge-
machten Verunstaltungen ausmerze, sonst wird
man mit allem Eifer der Wiedererweckung des
wahren kirchlichen Choralgesangs mehr scha-
den, als sie befördern.

Was aber das deutsche geistliche Volkslied
betrifft, so ist so wenig, wie bei den Volks-
andachten zu wünschen, daß im Gebrauche
dessclben die ausnahmslose Einheit statthabe,
wie beim Chdral.

Provinzielle, lokale und traditionelle An-
dachten, Feste rc. haben ihr Recht und beste-
hen, ohne die Einheit der Kirche zu zerreißen,
die eben tn der Mannigsalttgkeit ihre Vollen-
dung erhält. So ist es auch durchaus kein
Riß in den Leib Christi, wenn man an einem
Orte andere Lieder singt, als an etnem andern.

Eine Sammlung von Volkskirchenliedern
als „Diözesangesangbuch" thut noch lange
nicht Noth; wenigstens nicht, so lange die
durch gewisse Gesangbücher geschlagenen Wun-
den noch bluten, und so lange die Sammlung
und Kenmniß der Kirchenlieder nicht weit ge-
nug vorgeschritten ist, um vom Guten das
Beste auszuwählen.

Noch wird zweier Künstler, die die Ver-
sammlung mit Kunstsachen beschickten, er-
wähnt. Ornatfabrikant Booser von Kißlegg
hatte eine große Auswahl von Stoffen und
Mustern von Casseretto in Crefeld, und Bild-
hauer Metz neben vielen Altarentwürfen nach
den Anforderungen des Kunstvereins, einen
ausgeführten golhischen Altar und mehrere
sehr gelungene Statuen beigebracht.

Aeher dsts Krankenciborium.

Es sind in neuester Zeit manche und meist
auch unglückliche Versuche gemacht worden,
um eine Form sür Krankenciborien zu erfin-
den, in denen sowohl die Wegzehrung der
Sterbenden, als auch das heil. Oel zur Kran-
kensalbung zugleich getragen werden könnte;
allein schon der Umstand, daß unsere Zeit in
diesem Falle lediglich auf sich selbst angewiesen
schien, da man alte Muster der Art aus einer
besseren Kunstperiode nicht mehr vorhanden
oder wenigstens nicht mehr praktisch genug
glaubte, und noch mehr die Außerachtlassnng
der so nachdrücklichen kirchlichen Bestimmun-
gen über diesen Gegenstand ließen mit Grund
besürchten, daß die beabsichtigte Einführung
eines neuen Gefäßes der Art den Anforderun-
gen der kirchlichen Liturgie und Kunftarchäo-
logie wenig entsprechen werden. Was nun
die Bestimmungen der Kirche, wclche vor
Allem im Auge behalten werden müssen, be-
trifft, so sind dieselben in dem so verdienstvol-
len Werke vonJacob: „Die Kunst im Dienste
der Kirche" unter den Titeln: „Ciborium"
und „Oelgesäße" zu finden.

Die älteren Gesäße behufs der Provision
der Kranken, welche aus dem 15. und 16.
Jahrhundert sich noch erhalten haben, sind je-
doch meistens so construirt, daß sie nur zur
Aufnahme einer x^pxis allein, entweder der
des heil. Sakramentes oder des heil. Oeles
bestimmt sind; wir kennen bisher nur ein ein-
ziges Gefäß, in welchem sowohl die heil. Eu-
charistie als das Krankenöl zugleich, jedoch in
getrennten Räumen, getragen werden konnte;
es stndet sich diese interessante oapsg. im Na-
tionalmuseum in München, ein Werk des 15.
Jahrhunderts, und ist merkwürdiger Weise
ganz aus dickem Leder gefertigt, außen mit
eingepreßten Buchstaben und Laubverzierun-
gen geschmückt. Den Grundriß bildet ein
rautenförmiges Viereck mit geschweiften Sei-
ten, über diesem Grunde baut sich ein
Thürmchen in zwei si'ch verjüngenden Stock-
werken auf, von denen das untere die x^xis
 
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