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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 6.1859

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9. Heft
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Miszellen
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Korrespondenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18469#0056

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48

übermäßige Höhe der Einfalt des Ordens wider-
sprechen.)-

Die Fenstergläser sollen nur weiß seyn, ausge-
nommen in den Abteikirchen, welche einem andern
Orden gehürt haben....

An ausgezeichneten Festen dürfen die Hochaltäre
mit seidenen Paramenten geschmückt wt.den....

Die Caseln sollen einfach und einfarbig seyn...

Kelch und Röhrchen (zum Trinken des heiligen
Blutes) dürfen von Silber und vergoldet seyn —

Dieheilige Eucharistie sollmit Schloß
und Schlüssel verschlossen seyn ....

An ausgezeichneten Festen, wenn die Reli-
quien auf den Altar gestellt sind, was aber nur
unter der Messe seyn darf, z. B. am Dreifaltig-

keitsfest_dürsen zwei Wachskerzen angezündet

werden, die rechts und links an der Wand be-
festigt sind-

An dem Feste eines Heiligen darf bei dem ihm
geweihten Altar eine Lampe oder Kerze brennen."

-s Abt Gerbert gedenkt in seinem itsr ullsnm-
nioum der von Theologen ausgesprochenen Be-
hauptung, die Albigenser hätten, um ihre Verach-
tung gegen Bilder kund zu geben, die Gewohnheit
gehabt, das Bild des Gekreuzigten, beide Füße
nur mit einem Nagel befestigt, zu malen. Wenn
dieß wahr sey, fügt er hinzu, so müsse man sich
wundern, daß dieser Gebrauch in den folgenden
Jahrhunderten so tief habe einwurzeln können.

Aorrespon-enzen.

Ellwangerr. Jn alten Zeiten waren die Sakri-
steien so großartig angelegt, daß wie Hefele in sei-
ner Conc.-Geschichte II. S. 691 die Notiz bei-
bringt, darin selbst Synoden gehalten werden konn-
ten. So oft ich die zwei durch eine Scheidewand
getrennten Sakristeien der Stiftskirche betrachte,
drängt sich mir der Gedanke mit Lebhaftigkeit auf,
wie bequem ließe sich diese Sakristei zu den jähr-
lichen Kapitelsconferenzen verwenden! Abgesehen
von vielen einem Gasthoflocal entgegenstehendeu
Bedenken, müßte, meine ich, um mich nach der
Weise der Maler auszudrücken, der Ton der Ver-
handlungen viel wärmer werden, wenn sie, wie der
heilige Paulinus von Nola eine von ihm erbaute
Sakristei nennt, innerhalb dieser „verehrungswür-
digen Stätte" gepstogen würden.

Die Sakristei ist ein an die Südseite des Chors
angebrachtes, zweistockiges ziemlich monumental
gehaltenes Gebäude. Wiewohl es in unmittelba-
rer Nähe betrachtet mit der ihr parallellaufenden
Johanniskapelledie Kreuzung und die schönen Glie-
der der Kirche verdeckt, so sah ich mich besonders im
Anfang der Restaurationsbestrebungen nicht selten

in die Lage versetzt, für die Erhaltung dieser äußerst
nothwendigen und nicht besonders störendenGebäu-
lichkeiten eine Lanze einzulegen. So bereit ich war,
den Anspruch der Sakristei als auf eine verehrungs-
würdige, sehr geräumige und freundliche Slätte
gelten zu lassen, erhebt sich alsbald eine Besorgniß,
sollte ich auch die folgenden Worte des heiligen
Paulinus für sie vindiziren:

„Dieser Ort ist's, diese verehrungswürdige
Stätte, wo die erhabene Pracht des Ministeriums
aufbewahrt wird."

Es ist zwar in ihren Räumen ein schöner, der
alten, rubricistischen Form sich nähernder ganzer
Ornat, Cassaretto'sche Arbeit, aufbewahrt, allein
in Anbetracht, daß nach Firirung des bischöflichen
Stuhlesin Rottenburg werthvolle Paramente dort-
hin versetzt wurden und bei den bedeutenden Geld-
mitteln, über welche die Stiftung verfügt, ist die
Kirche Lrmlich ausgestattet. Die zum täglichen
Gebrauch vorhandenen Meßgewänder könnten bes-
ser in Stand gehalten werden. Alben mit ausge-
fransten, spinnengewebten Tüllspitzen, durch Alter
und häufigen Gebrauch fast ehrwürdig geworden;
schwächere Nerven afsizirende Corporalien und
Puristkatorien! Kelche besetzt mit grün-fetten Rän-
dern stimmen nicht einmal zu dem trotz der Arbeit
des Zopfes immer noch großartigen Eindruck der
Basilika. Weiß ich doch aus eigener Erfahrung,
wie die nette Freundlichkeit der Paramente in der
nahen Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg ei-
nem schlichten Mund eine nichts weniger als gün-
stige Vergleichung entlockte.

Jch würde schließen, wenn nicht der Jungfrauen-
bund erwartete, daß ich seiner Kunstbestrebungen
kurz gedenken möchte. Der Musterbogen des „Kir-
chenschmucks" Heft 10 enthält den Entwurf zu
einer Kirchenfahne im mittelalterlichen Style. Jch
setze an der vomJungfrauenbund beschafften Fahne
nichts aus, erkenne vielmehr den srommen Sinn
der Stifter, die sorgfältige Ausführung der um
den Namen „Maria" gestickten Arabesken und die
freudige Hingabe einiger Jungfrauen, welche zur
Förderung der guten Sache ein kleines der Fa-
biola Card. Wisemanns entnommenes Trauerspiel
„Syra" gaben, aber Einen Wunsch hatte ich von
Anfang an und werde ihn nicht vergessen, das
Brustbild der Gottesmutter mit dem Kinde möchte
nicht gemalt, sondern gestickt seyn, selbst auf die
Gefahr hin, daß es nicht so lieblich zu schauen
wäre, wie das Gemälde. Jch hätte diesen Wunsch
nnterdrückt, wenn die Ausführung des Kirchen-
schmucks betreffs der Oelmalereien auf Fahnen
nicht gar so schlagend wäre.
 
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