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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 6.1859

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12. Heft
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Die Dalmatika des Papstes Leo III. oder die sogenannte Kaiserdalmatika in der Guardarobba der Sankt-Peterskirche in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.18469#0097

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worin Chrlstus sttzt, ist vom Firmamente um-
geben, welches mit einem goldenen Kreise um-
flossen ist und von kleinen goldenen Sternen
in Kreuzform auf dem blauen Grunde wim-
melt; oben in diesem Kreise, in welchem stch,
gerade über Christo, etn goldenes Kreuz, das
Zeichen des Menschensohnes (Matth. 24, 30),
mit den Nägeln und der Dornenkrone, der
Lanze und der Stange mit dem Schwamme
erhebt, erblickt man Soune und Mond, eine
sonst sehr häufige Darstellung. Jn dem Fir-
mamente zu betden Seiten Chrifti stehen in
dem obern Halbkreise bis zu dem goldenen
Kreuze hin zahlreiche Engel — mit diesem,
etwas tiefer zur rechren Seite Christi die het-
lige Jungfrau, zu seiner Linken der heilige
Johannes der Täufer. Alle diese Figuren
haben einen Nimbus, in dem stch bei Christus
hier und wo er sonst in den Bildern der Dal-
matik vorgestellt ist, ein stlbernes Kreuz be-
flndet. Jn der andern Hälfte des Firmamen-
tes erscheinen, sämmtlich ohne Ntmbus, meh-
rere Gruppen von Männern und Frauen in
verschiedenartigem Costüme aus allen Stän-
den und Klassen der Menschheit. Unten,
außerhalb des das Firmament umschlteßenden
Kreises steht man, vom Beschauer rechts, eine
nur um die Mitte des Leibes verhüllte, sonst
nackte mäunliche Figur, ohne Nimbus, welche
in ihrer Linken ein hohes, weit über ste em-
porragendes Kreuz hält: ihr gegenüber, zur
Linken des Beschauers, eine sitzeude mäunliche
Figur mit einem Nimbus, welche ein Kind
auf dem Arm hält, und auf ein anderes neben
ihr stehendes segneud die liuke Haud legt,
während stch ihr zur Linken noch eine Gruppe
von drei Kindern befindet. Die nämlichen
Gruppen und Figuren, iu gleicher Anordnung
uud Entgegenstellung finden stch auch aus einem
griechischen Bilde bei d'Agincourt, * * woselbst

* Ikistoirö 6s I'art «löpriis 83. äsouäsuos sus-
gu'4 8on rsQouvsIIswsirt. Das Blatt ksiuturs,
kluuobs X6I liefert „Tr^ptigus Arec, orus äs
xsiuturss 4 ästrswps, 8ur bois, XIII. siools." Jm
3. Tertbande dieses Werkes S. 115 ist das Bild
Xro. 12 dieses Triptychon, welches im Wesent-
lichen ganz mit dem Bilde der Vorderseite der Dal-

82

über der kreuztragenden Figur kein Name
steht, über der gegenüber befindlichen Gruppe
aber in griechischer Sprache zu lesen ist: Abra-
ham. Diese Gruppe stellt daher den seine
Nachkommenschaft segneuden Abraham vor,
bei welch letzterm die bis zur Jdentität ge-
hende Aehnlichkeit mit Christo, wie dieser
auf den alten Bildern der Dalmatika erscheint,
dem Beschauer auffällt. Die Aehnlichkeit des
Typus der Patriarchen Abraham, Jsaak und
Jakob unter sich und mir Christus hat einen
tiefen, geheimnißvollen Sinn, da sie nicht
allein als Stammeltern Christi, dem Fleische
nach, sondern auch als Vorbilder oder Figu-
ren Chrifti von jeher betrachtet wurden. Zu
erwähnen ist noch zu der Figur Abrahams,
daß stch in ihrem Nimbus kein Kreuz stndet.
Was die kreuztrageude Figur betrifft, so muß
man stch darüber auf Vermurhungen be-
schräuken. Sie kann den Adam vorstellen,
und das Kreuz könnte stch auf die erste ihm
gemachte Verheißung des Erlösers beziehen;
noch eher aber kann man sich den guten Schä-
cher als den ersten in's Paradies Eingegange-
nen darunter denken, denn er wird gewöhnlich
mit einem hohen Kreuz dargestellt. Dieß
scheint den meisten Grund für sich zu haben.
Die gauze Composition des Vildes der Vorder-
seite stellt dem Bisherigen zufolge Christum
als Weltenrichter dar, wie er, umgeben von
Eugeln, von der heiligen Gottesgebärerin und
dem heil. Taufer die Gerechten in sein Reich
beruft, worauf stch daun die Gruppe Abra-
hams, des Vaters der Gläubigen, uud der
heilige Dismas als der erste der in's Paradies
Aufgenommenen symbolisch beziehen. *

matika Papst Leo III. zusammenstimmt, beschrie-
ben: „I3s 6Iiri8t sur sou trous, nooompnZus äs la
VisrZs st äs 8t. äsau, st sutours äu ebosur äs8
bisulrsursux "

* Ohne gerade die obige Crklärung bean-
standen zu wollen, müssen wir doch beifügen, daß
auf andern griechischen Gemälden -- denn wir
haben es mit einem solchen zu thun — Abraham
dargestellt ist, der in seinem Schoße die Seelen der
Gerechtcn hält. Zuweilen steht man ihm zur Seite
Zsaak und Jakob, welche, wie ihr Vajer, die See-
len der Gerechten halten. Bekannt ist, daß die
 
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