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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 6.1859

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12. Heft
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Erklärung der Zeichnungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18469#0109

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Porlä'user Jesu. Mit der rechten Hand weist
er auf das Lamm Mottes hin, das er in der
liuken träqt. Das Lamm, als etn Symbol des
Herrn, har ebenfalls den dreistrahliqen Nim-
bus. Nach den vier Weltgegenden hinaus stnd
die v>er Evangelisten durcb ihre Attribute ver-
lreten, und yvar Mattbäus durch den Men-
schen, Markus durch den Löwen. Lucas durch
das Rind, Johannes durch den Adler.

So haben wir auf kleinen Ra»m und mit
einfachen Mitteln eine stnnreiche Gruppe zu-
sammengestellt, deren Deutnng keinem Kinde
scbwer fallen müßte: Jesus, der Heiland und
Lehrer der Welt; sein Vorläufer, der letzte
und größte Prophet des alten Bundes, in dem
Lamme das Sinnbild des neutestamentlichen
gottmenschlichen Opfers, in den Evangelisten
die Sendboten der geoffenbarten Wahrheit
und die Säulen der Kirche.

Da das diese Bilder betrachtende Auqe schon
nach dem Himmel gerichtet ist, so genügt die
Anwesenheit einiger Sterne als leise Andeu-
tung des en'igen Ziels und Endes. Wer noch
mehr Spmbolismus will, mag in den Ara-
besken die Blüthen und Früchte des Evange-
liums, oder den ewig blumigen Frühling der
himmlischen Freude erblicken.

Was nun die technische Ausführung dieser
Zeichnungen betrifft, so läßt sich diese aufs
Einfachfte und Wohlfeilste mit Leimfarben be-
werküelligen. Nachdem die Mauer sorgfältig
bestochen und abgescheibt ist, gibt nian ihr
einen starken Ueberzug von Milch, welcher
verhindert, daß der Kalk nicht einige Farben
angreife. Hierauf kontourirt und malt man
wie gewöbnlich.

Zum Grund nehme man aber eine sehr
lichte Farbe, bläulich oder gräulich, und um
so heller, je weniger der Raum erleuchtet ist.

Die Zacken, mit welchen die Gewölbekap-
pen eingefaßt stnd, werden ockergelb.

Die Gewölberippen werden entweder in der
natürlichen Farbe des Steins belassen oder
mit Steinton angestrichen.

Auch kann man ste in Nachahmung alter
Muster mit bunten, bandartigen Streifen be-
malen und namentlich die hervortretende schmale
Plaite vergolden.

Bei dieser Gelegenheit wollen wir dte ge-
ehrte Leserin aufmerksam machen, wie auch ste
von diesen Zeichnungen einigen Gebrauch
machen kann, und zwar durch

Applikation-Stickerei.

Sehen Sie stch einmal das Medaillon im

Hefte 9 (September) mit dem Vtlde des Hei-
landes an. Wie wäre es, wenn man dieses
Vild auf eiuem Caselkreuz oder auf ciner
Cborkappe hübsch gestickt anbringen könnte?
Fassen Sie einmal den Muth, einen Versuch
mit der Applikation- oder Mosaikstickerei zu
machen. Wir wollen Jhnen die Anleitung
Schritt sür Schritt dazu geben.

Gut wäre es freilich, wenn Sie einige Ge-
wandtbeit im Zeichnen oder einen Zeichner
zur Seite hätten. Wenn nicht, so muß man
stch eben durch sorgfältiges Durchzeichnen hel-
fen. Vor Allem spannen Sie ein Stück Lein-
wand oder starken Baumwollenzeug auf einen
Rahmen, der nicht viel größer zn seyn braucht
als das Medaillon. Auf diesen Grund werden
die Umrisse der Zeichnung mit Bleistift an-
gebracht.

Jetzt sind die einzelnen Theile der Stickerei
aus geeigneten Seidenstoffen auszuschneiden
und anfzulegen.

Zuerst sucht man ein Stück steischfarbener
Seide, womöglich von geköpertem Stoff, auf
welchem man die Fleischpartien macht. Man
zeichnet mit Bleistift den Umriß des Kopfes
nebst dem Halse auf, ebenso die Hände.

Diese Umrisse werden nun ausgeschnitten
und auf ein gleichgroßes Fließpapiermit Gummi
Tragant geklebt. Jn gleicher Weise verfährt
man mit den Kleidern. Nur gebe man genau
acht, was zum Rocke, was zum Mantel und
was zum Futter des Mantels gehört, und
suche solche Stoffe dazu, die in der Farbe gut
zusammenstimmen, für den Rock roth, für den
Mantel blau, für das Futter irgend eine pas-
sende Farbe. Starke Stoffe eignen sich zu die-
sem Zwecke besser als dünne und platte.

Hiebei ist zu merken, daß ganz kleine Com-
partimente schwer auszuschneiden und zu ap-
pliciren sind. Dacher thut man besser, solche
nicht aus einem Stoffe auszuschneiden, son-
dern freizulassen und, wenn alles applicirt ift,
im Plattstich auszufüllen. So wird man es
namentlich oft mit den Händen machen. Sind
die Stücke alle ausgeschnitten und auf dem
Papier glatt aufgeheftet und getrocknet, so
werden sie an ihrem Orte aufgelegt und mit
dunkelem Faden festgenäht.

Es ist auch gut, wenn man den Seidenstoff
nicht zu sehr spart, und statt mehrerer Stücke
ein größeres auflegt, wenn es auch zum Thcil
wieder bedeckt wtrd. Z. B. auf unserem Bilde
wird es gut seyn, den Umriß des ganzen Un-
terkleides aus Einem Stücke zu schneiden. Die
Stücke vom Mantel, welche dann den Rock
 
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