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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 6.1908

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Heft 1
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Menzel, Adolph von: Menzel als Illustrator
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https://doi.org/10.11588/diglit.4705#0041

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schaffende Temperament, das die Dinge und Auf-
gaben mittels der Empfindung ergreift. Traditionen
lebendig fortsetzen und schöpferisch umgestalten
kann nur das gross wollende Gefühl; und dieses
ist nur bei den auserwählten Menschen, bei den
Werte Scharrenden zu finden.

So steht der Illustrator Menzel als ein beschei-
dener Held ehrfurchtgebietend da. Und doch auch
als ein guter Berliner Junge von 1840. Als ein
ernster kleiner Kerl, mit hoher Halsbinde und
Zylinderhut, die Zeichenmappe unter dem Arm.
So sehen wir ihn nach Sanssouci hinauspilgern,
um Studien zu machen: ganz Berufsmensch,
ganz pflichtbeseelt, aber eilig auch vorwärts
hüpfend, unter dem Antriebe einer beschwingen-
den, erwartungsvollen Arbeitsfreude, emporge-

hoben durch das beglückende Kraftbewusstsein der
Jugend.

Geschwind durch die Einfahrtstrasse und um
die Ecke beim Gärtnerhaus, damit das Auge sich
sättige an der mit gelben Mauern und grün rostigem
Dach hoch vom Hügel grüssenden Schlossarchitek-
tur; um das Fontänenbecken herum und mühsam,
mit kurzen Beinchen die Treppen über die Terrassen
hinauf. Und sodann, nach einem durstigen Blick
über das schöne Havelland, hinein ins zierlich be-
hagliche Schloss!

Und dort beginnt dann die stumm lebendige
Unterhaltung zwischen den beiden merkwürdigen
Preussen, die sich nur mit scharf forschendem blauen
Blick in die Augen zu sehen brauchten, um sich
zu verstehen.

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