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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 6.1908

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Heft 10
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4705#0457

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CLAUDE MONET,

AUSGEST, BEI FR, HANCKE, BRESLAU

KUNSTAUSSTELLUNGEN

"Derlin. — Dem Beispiel der Dresdener Ausstellung
* von 1906 folgend, hat das Kunstgewerbe-Museum im
Garten Prinz Albrechtstrasse 8 einen veritablen kleinen
Kirchhof ausgestellt. Peter Jessen will damit Front
machen gegen die Industrialisierung der Grabmalkunst,
die unsere Kirchhöfe ästhetisch seit Jahrzehnten nun schon
schändet; und es gelingt ihm in der Thar, das Wünschens-
werte ziemlich klar zu zeigen. Umsomehr, als eine
grosse Zahl von Abbildungen alter und neuer Grabmale
im Lichthof des Museums die Tendenz erläutern und
vertiefen. Auf den Grund der Frage vermag freilich
kein Einzelner anders als theoretisch zu dringen. Denn
die Grabmalkunst ist durchaus ein Teil der Baukunst
und von deren Schicksalen abhängig; sie ist im besondern
ein lebendiger Teil der Sakralbaukunst und darum ohne
deren Voraussetzungen: ohne religiöse Kultideen und
kirchlich sanktionierte Konventionen in umfassender
Weise nicht zu erneuern. Zu einem echten und rechten
allgemeinen Grabmalstil wird es darum innerhalb des
symbolarmen nordischen Protestantismus in absehbarer
Zeit nicht kommen. Es ist aber schon viel, wenn
durch eine Ausstellung wie diese das Gewissen geweckt
wird und wenn sie dazu beiträgt, dem Architekten, dem
Künstler den Kunden wieder zuzuführen, den der

Händler mit dem wohlassortierten Marmor- und Granit-
lager jetzt am Kirchhofsthor immer abfängt. Unter
den ausgestellten Beispielen sieht man manche feine
Architekturform, würdige Silhouetten und schöne Ma-
terialwirkungen. Es fehlt freilich auch nicht an alber-
nen Jugendstilspielereien, z.B. an den biedermeierlich
bemalten Holzkreuzen, die schon in Dresden so parc-
distisch wirkten. —

In dieser für die Kunstsalons unfruchtbaren Zeit
wusste Ed. Schulte doch durch eine Ausstellung von
Bildern desSchweizers Adolf Stäbli zu interessieren, derin
Berlin weniger bekannt ist, als er es verdient. Es umsomehr
verdient, als zur selben Zeit in den höchsten Tönen von
Thoma gesprochen wird. Denn Stäbli ist etwas wie ein
schweizerischer Thoma. Ein Träumer und Romantiker,
ein Schirmerschüler, der durch die Schule der Franzosen,
der Fontainebleauer gegangen ist und von ihnen das
solide Handwerk und die gesunde Naturanschauung
gelernt hat. Böcklinneigungen, die in Frankreich vom
Problematischen befreit worden sind. Man nennt
Rousseau, Peter Burnitz oder Thoma; der 1901 fast
sechzigjährig Gestorbene gehört dem Gtisre nach
durchaus jener süddeutschen Schule an, woran man denkt,
wenn die Namen der eben Genannten oder die Leibls,

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