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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 6.1908

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Heft 12
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Bücherbesprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4705#0548

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BÜCHERBESPRECHUNGEN

Wilhelm Trübner und sein Werk, von Georg
Fuchs. Verlag Georg Müller, Leipzig.

Personalien und Prinzipien, von Wilhelm
Trübner. Verlag Bruno Cassiser, Berlin.

Die Vorzüge des ersten Buches liegen in Dem, was
Fuchs aus der Entwicklungsgeschichte Meier-Graefes
gelernt und mit selbständiger Geschicklichkeit auf seinen
Künstler angewandt hat. Wie Fuchs denn in allen Din-
gen sehr gut hinzuhören versteht. Der bedenklichste
Fehler der Arbeit ist es, dass der Autor Dem ver-
fällt, was Macaulay einmal „Furor biographicus" nennt.
Jene Vorzüge sind Ursache, dass Einem ziemlich klar
gezeigt wird, aus welcher Tradition Trübners Kunst
hervorgeht, in welcher Weise sie eine Frucht der Noth-
wendigkeit ist; der Fehler aber verhindert es, dass
Trübner weder als Persönlichkeit noch als Künstler
plastisch hervortritt. Es rundet sich dem Leser nicht
ein Bild, aus individuellen Vorzügen und deter-
minierten Unzulänglichkeiten organisch vom Psy-
chologen zusammengearbeitet, sondern er hört ein
bei aller Klugheit doch nur eintöniges Lob. Es ist in
dem Buch viel Unbestimmtheit, trotzdem das Meiste
eigentlich richtig und gesund gedacht ist. Es fehlt die

selbständige Prägung. Paradox könnte man sagen:
Trübner kommt in der Darstellung zu kurz, weil der
Autor zu wenig von sich selbst giebt. Fuchs will ob-
jektiver sein, als seine Natur es ihm gestattet. Die
Folge ist, dass ein literarischer Ton in das Buch kommt.
Daneben bleibt die ernste Arbeit, die erste über Trübner,
in vielem sehr zu loben. Über die Ausstattung wäre
Gutes zu sagen (es sind i 24 Reproduktionen beigege-
ben), wenn sie nicht, wie bei so vielen Büchern dieser
Art, (meinem „Liebermann" z. B. geht es nicht besser)
in einer fatalen Weise an Buchindustrie und Fabrikation
denken Hesse. Es fehlt diesem Buch, trotzdem es <mt
und verständig gedacht ist, nach jeder Richtung das
ästhetisch Gepflegte. Die Bilderbeschreibungen sind
oft geradezu ermüdend.

Viel mehr von Trübner erfährt man aus dem
schmaleren Band, worin sozusagen die „gesammelten
Schriften" des Künstlers enthalten sind und der schon
durch den von Trübner gewählten unglaublichen Titel
„Personalien u nd Prinzipien" charakteristisch wird.
Es stehen auf diesen zweihundert Seiten viele gute, aus
der Arbeit kräftig hervorgewachsene, männlich bewusste
Gedanken; aber es steht ebensoviel dann noch zwischen

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