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I'ETER BEHRENS, KATHOLISCHES GESELLENHAUS FÜR NEUSS, GARTENFRONT
PETER BEHRENS
VON
KARL ERNST OSTHAUS
us dem nunmehr zehnjährigen
Kampfe, dem das Zeitalter der
Stilmoden in Deutschland er-
lag, schallte das Feldgeschrei
der führenden Künstler uns
wechselvoll entgegen.
Zunächst wurde allem über-
flüssigen Zierrat der Krieg er-
klärt, der, wie die Zinnen an Dächern und Türmen,
einem längst überlebten Bedürfnis entsprossen
und nun zur hohlen Phrase erstarrt war. Man
verlangte Formen, die aus modernen Bedürfnissen
entwickelt waren und verstieg sich bis zur Be-
hauptung der Idendität des Zweckmässigen und
des Schönen.
Aber diese Theorie reichte nicht zu. Ein Säulen-
hof mochte im alten Griechenland „zweckmässig"
sein; das schöne Verhältnis der Säulen zum Gebälk
war damit nicht ergründet. Man glaubte also das
Problem im Konstruktiven suchen zu sollen und
setzte anstelle der äusseren Zweckmässigkeit die
innere.
Steinfassaden, die zu Verkleidungen von Eisen-
konstruktionen dienten, wurde nun der Krieg er-
klärt; der Eiffelturm und die Dampfmaschinen
wurden als Gipfel moderner Schönheit gepriesen.
Aber wiederum erwachten Bedenken. Lag in der
reinen Konstruktion die Idee, warum hatten Kon-
strukteure wie die Gotiker der srraffen Nüchtern-
heit ihrer Gewölbebauten den mystischen Reiz
farbiger Fenster gesellt und ihr höchstes Können
so missachtet, dass sie es unlogisch anwandten,
Streben und Spitzbögen wie zum Spiele auf ge-
schnitzte Holzaltäre und Sakramentshäuschen über-
trugen? Es wurde den Künstlern klar: nicht im
Organischen allein liegt das Heil, sondern auch im
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I'ETER BEHRENS, KATHOLISCHES GESELLENHAUS FÜR NEUSS, GARTENFRONT
PETER BEHRENS
VON
KARL ERNST OSTHAUS
us dem nunmehr zehnjährigen
Kampfe, dem das Zeitalter der
Stilmoden in Deutschland er-
lag, schallte das Feldgeschrei
der führenden Künstler uns
wechselvoll entgegen.
Zunächst wurde allem über-
flüssigen Zierrat der Krieg er-
klärt, der, wie die Zinnen an Dächern und Türmen,
einem längst überlebten Bedürfnis entsprossen
und nun zur hohlen Phrase erstarrt war. Man
verlangte Formen, die aus modernen Bedürfnissen
entwickelt waren und verstieg sich bis zur Be-
hauptung der Idendität des Zweckmässigen und
des Schönen.
Aber diese Theorie reichte nicht zu. Ein Säulen-
hof mochte im alten Griechenland „zweckmässig"
sein; das schöne Verhältnis der Säulen zum Gebälk
war damit nicht ergründet. Man glaubte also das
Problem im Konstruktiven suchen zu sollen und
setzte anstelle der äusseren Zweckmässigkeit die
innere.
Steinfassaden, die zu Verkleidungen von Eisen-
konstruktionen dienten, wurde nun der Krieg er-
klärt; der Eiffelturm und die Dampfmaschinen
wurden als Gipfel moderner Schönheit gepriesen.
Aber wiederum erwachten Bedenken. Lag in der
reinen Konstruktion die Idee, warum hatten Kon-
strukteure wie die Gotiker der srraffen Nüchtern-
heit ihrer Gewölbebauten den mystischen Reiz
farbiger Fenster gesellt und ihr höchstes Können
so missachtet, dass sie es unlogisch anwandten,
Streben und Spitzbögen wie zum Spiele auf ge-
schnitzte Holzaltäre und Sakramentshäuschen über-
trugen? Es wurde den Künstlern klar: nicht im
Organischen allein liegt das Heil, sondern auch im
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