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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 6.1908

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Heft 11
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4705#0505

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WILHELM BUSCH, NEUJAHRSWVNSCH

KUNSTAUSSTELLUNGEN

GRÜSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1908
VON JULIUS ELIAS

Diese Ausstellung ist ein Promenoir, und zwar
ein langgestrecktes, abwechselungsreiches und ele-
gantes. Und wer sie in solchem Sinn betrachtet, darf
sagen: sie ist geglückt. Weil sie nun so flott zu durch-
wandern ist, so hat sich andrerseits die Meinung ver-
breitet, die Grosse Ausstellung sei auch künstlerisch
gut, jedenfalls besser als viele ihrer Vorgängerinnen.
Das ist eine Augentäuschung: sie ist schlechter als ihr
Ruf, keineswegs aber besser als die Leistung von 1907,
die Otto H. Engel mit der Frische eines furchtlos ver-
trauenden Gemütes ins Leben führte. Als Kritiker ist
diesmal wesentlich zuständig der Architekt und
Innendekorateur, und es wäre mir lieb, vor solch
einem kundigeren Kopfe zurücktreten zu können,
wenn mich nicht ein persönlicher Grund zurück-
hielte. Ich feiere nämlich heuer mein zwanzig-
jähriges Jubiläum als Referent dieser Grossen
Ausstellungen, und da sagt mir gebieterisch mein
Gefühl: du darfst und sollst nicht striken. Für
Ludwig Pietsch wären zwei Jahrzehnte nichts —
für ihn und seinesgleichen war's ein heitres Spiel,
ein Fest, über den Glaspalast und dessen Jahres-
erträge zu schreiben. Für mich aber sind's zwanzig
Jahre Selbstüberwindung, Resignation gewesen, —
und für diese treue Schlichtung innerer Kämpfe
verdienteicheigentlich diekleinegoldene.Medaille.
Es ist für den, der vorwärts will, kein Vergnügen,
zwei Jahrzehnte lang zu fragen: und wo ist der fr. k

Aufstieg? Ja, wo ist auch nur das höhere Niveau? Dann
und wann eine Art Wellenbewegung; man hofft: nun
gibt es bald etwas wie Sturm und Drang. Aber schon im
nächsten Lenz Ebbe und Glätte und die Ruhe eines
Friedhofs. Diesmal half sich Otto H. Engel, von dessen
Jugend und reifer Einsicht in künstlerische Entwicklungs-
möglichkeiten man sich eines erfreulicheren Impulses
versehen dürfte, mit einem gesellschaftlichen Arrange-
ment. Wird ihm in seiner Stellung je die Stunde des
Glückes schlagen, so wie es sich in seinem Geiste malt?
Wird er seine aufgeklärte Persönlichkeit durchsetzen?

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ALLMORGEN, MORGENDÄMMERUNG

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