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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 6.1908

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Heft 1
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Pauli, Gustav: Die Einrichtung eines Schnelldampfers
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https://doi.org/10.11588/diglit.4705#0055

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Modus war früher auf den Lloydschiffen üblich.
Ihn wählte der bevorzugte Architekt der Gesell-
schaft, Poppe, ein Virtuose in dem Barockstil der
achtziger Jahre, den er im Anschluss an die klassi-
schen Vorbilder seiner Vaterstadt übte. Seine
Dampfereinrichtungen bequemten sich allen Forde-
rungen der Techniker an und waren nach dem
Urteil der Zeitgenossen auch sehr schön, jeden-
falls, bei starkem Konsum an Gold, Schnitz-
werk und Malereien, opulent. Nur hatte diese
Schönheit mit jener Zweckmässigkeit im Grunde
genommen nichts zu scharren. Die Pracht der
bayrischen Königsschlösser umhüllte und ver-
steckte die sinnreichen Eisenkonstruktionen der
Schiffsbaumeister.

Seitdem man nun aber — nach dem Vorbilde
der alten Mutter Natur — damit begonnen hat,
aus der Zweckmässigkeit heraus neue Formen der
Schönheit zu entwickeln, ergab es sich bald, dass
zu den allervorzüglichsten Gegenständen solcher
Bemühungen das Schiff gehöre, an dem alles sach-

lich, sinngemäss und aufrichtig sein muss, an dem
sich Phrase, Überschwang und Geflunker von selbst
bestrafen. So ist denn auch der „Yachtstil" eine
der ersten Errungenschaften der modernen Innen-
dekoration geworden. Für ein weitverzweigtes
Unternehmen wie den Lloyd war es freilich nicht
ganz so leicht wie für einen seefahrenden Gast der
Kieler Woche, den neuen Stil einzuführen. Die
verschiedensten Rücksichten, mit andern Worten
Hemmnisse, wollten beachtet sein. Nun aber hat
der thatkräftige Generaldirektor Wiegand, unter
dessen verschiedenen Interessen die Kunst nicht an
letzter Stelle steht, einen glücklichen ersten Schritt
gethan. Er begründete in Bremen eine Niederlas-
sung der „Vereinigten Werkstätten für Kunst im
Handwerk", im Anschluss an deren Münchner
Stammhaus, und veranstaltete gleichzeitig für die
„Kronprinzessin Cecilie" einen Wettbewerb, indem
er zehn Gruppen von Luxuskabinen (jede aus Wohn-
zimmer, Schlafkammer und Bad bestehend) an ver-
schiedene Künstler vergab. Dass unter ihnen die

BRUNO PAUL, SCHLAFKABINE

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