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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 6.1908

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Heft 2
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Friedrichs, Fritz: Die drei Speckter
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https://doi.org/10.11588/diglit.4705#0091

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Öffentlichkeit keine Verwendung gefunden haben.
Seine letzte Arbeit beschäftigte sich mit einer alle-
gorischen Figur der Frau Musika. Leider ver-
hinderte ihn ein schweres Siechtum, diese Kom-
position zu vollenden. Nach zweijährigem trost-
losen Krankenlager starb er, erst 4^ Jahre
alt, 1882.

Hans Speckter ist das mit zuviel Teilnahme
begabte Kind unserer Zeit. Er vergisst zu häufig
das eigene Leben und Leiden über das Anderer.
Bei der Betrachtung seines Temperamentes kann
man es für gut halten, dass er unsere neue Zeit nicht
mehr erlebt hat, vielleicht hätte er den neuen halb-
wegs geschmackvollen Komfort nicht zu hoch an-
geschlagen, gegenüber dem völligen Ruin der alten

Kultur, der damals schon rapide vor sich ging. Wie
hätte auf ihn der Brand der Michaeliskirche ge-
wirkt! Er wäre ihm zum Symbol geworden. —
Erwin, der Nazarener verkörpert die Sehnsucht
nach klassischer Gestaltung der Fläche. Diese
Sehnsucht verzichtet lieber auf alles Leben, als dass
sie sich mit dionysischer Trieberfüllung begnügte.
Solche Kunst trägt den Keim des Todes in sich.
„Im Schwünge nur des Lebens, kannst Du das Leben
korrigieren." Nur Ottos Art hat das lange Leben;
sie reagiert wohl auf die Welt, aber sie hebt die
Augen nicht über des schönen Tages Arbeit, die
sie in Demut bewältigen kann, hinaus und braucht
so auch nicht den Tod zu schauen, der der edlen
Gier schwacher Kräfte fast immer droht.

OTTO SPECKTER. AUS „QUICKBORN"

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