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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 6.1908

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Heft 5
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Elias, Julius: Schwarz-weiss
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https://doi.org/10.11588/diglit.4705#0209

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Könner und ein Lehrer des optischen Sehens ge-
wesen. Einer seiner frühesten Versteher war Edvard
Manch, und eine jungdeutsche Schule bereitet sich
mit Nolde vor. Es sind Nervenkünstler, die die
Loslösung von aller Stofflichkeit erreichen und
durch ein kraft- und lebenssprühendes Element ein-
fachsten Linienwechsels ins tiefe Wesen der Dinge
dringen. Sie wirken wie äusserste Primitive im
Gegensatz: einerseits zu Maillols, des Bildhauers,
harmonischen, stumpfer Weichheit vollen Körper-
lineaturen, die die menschliche schöne Erhabenheit

der Puvisschule atmen, und andrerseits zu Mattisse's
feiner Stilistik der gewollten „Deformation". Van
Goghs Zeichensprache ist von A bis Z Augenblicks-
eingebung; ihre latente Technik darzustellen, das
wäre ein besonderes Kapitel: wie sich das schein-
bar Gewaltsame auf eine stille, warme Hingegeben-
heit zurückführen lässt. Hier aber mag man sich,
unbekümmert um grauliche Theorie, jener dämo-
nisch schönen Lebenswahrheit freuen, die der Geist
seiner Landschaftsstudien dem Auge und damit dem
Herzen neu und immer neu vermittelt.

ERNST MATTHES, IM BOIS DU BAULOGN

'94


 
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