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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 6.1908

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Heft 5
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Bode, Wilhelm: Tierbronzen der Renaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.4705#0228

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Kaiser Friedrich-Museum. Vereinzelte Darstellungen
von Elefanten in den Museen zu Wien, Braun-
schweig und bei Mr. J. P. Heseltine in London
gehen wohl meist auf flüchtige Zeichnungen
fremder Künstler zurück, während eigentümlicher-
weise die grössere Bronze eines damals in Europa
wohl noch unbekannten Tieres, des Rhinozeros,
im Besitze von Mr. Heseltine, ein genaueres Natur-
studium erkennen lässt und überhaupt in Emp-
findung und Durcharbeitung eine der besten Tier-
bronzen der Renaissance genannt werden darf.
Von den häufig vorkommenden kleinen Tieren,
die vielfach als Tintenfässer hergerichtet oder
neben ihnen dargestellt zu sein pflegen, Fröschen,
Kröten, Krebsen, Hirschkäfern u. s. f. gehört
wohl die Mehrzahl der Werkstatt oder Schule
Riccios. Eine auffallend grosse Zahl solcher Tier-
bronzen besitzt der Herzog von Devonshire in
seiner Bibliothek zu Chatsworth, sämtlich auf

Sockeln mit Muscheln zur Aufnahme der Tinte, des
Streusandes u. s. f., wohl die vollständige Schreib-
einrichtung irgend eines Paduaner Gelehrten oder
wahrscheinlicher noch eines Ratszimmers. Wie
ähnliche Tiere für Lampen und andere Geräte
geschickt verwendet werden, zeigen namentlich
wieder Riccio's Geräte.

Die kleinen Tierbronzen der Renaissance, die
zumeist der Zeit kurz vor und bald nach dem Jahr
1500 angehören, sind ausgezeichnet durch ihre
ebenso charaktervolle wie stilvolle Behandlung.
Die Formen sind regelmässig sehr vereinfacht; nur
das Charakteristische geben die Künstler und ge-
rade dadurch erreichen sie, trotz dem Mangel an
Detailstudium, eine sehr lebendige, oft sogar
grosse Wirkung, wie sie unter den modernen Tier-
plastikern nur Barye und zum Teil Gaul in Klein-
bronzen zu erzielen wussten. Freilich mit ganz
andern Mitteln.

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