Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 6.1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.4705#0261
DOI issue:
Heft 6
DOI article:Lovis Corinth
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erschlafft; im Ausdruck ist etwas sehr Zuverlässiges
und im Ernst etwas fast Rührendes. Ein stiller,
genussfroher Mensch, gar nicht aggressiv-intellek-
tuell, aber sehr klug. Von jener Klugheit, die aus
dem Mutterwitz schöpft und ohne viel Grübeln
den Nagel auf dem Kopf trifft.
Nur sie konnte ihn, den in die Gegenwart ver-
irrten alten Zunftgenossen, den aus Ostpreussen ins
westliche Berlin Verschlagenen, bei so mannig-
faltigen Gaben und Instinkten zu Dem machen, als
der er nun in der deutschen Kunstgeschichte steht.
Und dort bleiben wird. Ein grosses Lebenswerk
wird er der Nation nicht hinterlassen; aber manches
schöne Werk von ihm wird bleiben, der Kunst
unsrer Tage zum Ruhme. Dabei wollen wir es
bewenden lassen, wenn er selbst immer wieder
auch reizt, mit hundert Aber an ihn heranzutreten.
Wir wollen ihn nehmen wie er ist und uns dieser
breit und behäbig in.unserem Kunstleben stehenden
Prachtgestair freuen. K. S.
LOVIS COR1NTH, SCHLÄCHTEREI
2.l6
und im Ernst etwas fast Rührendes. Ein stiller,
genussfroher Mensch, gar nicht aggressiv-intellek-
tuell, aber sehr klug. Von jener Klugheit, die aus
dem Mutterwitz schöpft und ohne viel Grübeln
den Nagel auf dem Kopf trifft.
Nur sie konnte ihn, den in die Gegenwart ver-
irrten alten Zunftgenossen, den aus Ostpreussen ins
westliche Berlin Verschlagenen, bei so mannig-
faltigen Gaben und Instinkten zu Dem machen, als
der er nun in der deutschen Kunstgeschichte steht.
Und dort bleiben wird. Ein grosses Lebenswerk
wird er der Nation nicht hinterlassen; aber manches
schöne Werk von ihm wird bleiben, der Kunst
unsrer Tage zum Ruhme. Dabei wollen wir es
bewenden lassen, wenn er selbst immer wieder
auch reizt, mit hundert Aber an ihn heranzutreten.
Wir wollen ihn nehmen wie er ist und uns dieser
breit und behäbig in.unserem Kunstleben stehenden
Prachtgestair freuen. K. S.
LOVIS COR1NTH, SCHLÄCHTEREI
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