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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 6.1908

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Heft 6
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Sisley, Alfred: Über Landschaftsmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.4705#0263

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Theorien aufzustellen, empfinde auch ichundglaube,
dass es tausendmal leichter ist, mit dem grossen
Mund ein Meisterwerk zu scharren, als mit dem
Pinsel oder einem anderem Material.

Doch ohne irgend welchen Anspruch darauf
zu erheben, eine Art Vortrag über die Landschafts-
malerei zu halten, werde ich ganz einfach sagen,
was ich darüber denke.

Dies bildet einen besonderen Reiz von Corot
und auch von Jongkind.

Neben dem Sujet liegt das Hauptinteresse inner-
halb der Landschaftsmalerei in dem Leben und in
der Bewegung.

Und darin liegt zugleich auch die Haupt-
schwierigkeit. Seinem Werke Leben einzuhauchen
ist die unerlässliche Bedingung für den echten

ALFRED SISLEY, DIE BRÜCKE VON MORET

Das Interesse an einem Bilde beruht auf ver-
schiedenen Ursachen.

Das Sujet oder das Motiv muss stets in einer
für den Beschauer einfachen, verständlichen und
packenden Weise wiedergegeben werden.

Der Maler muss den Beschauer zwingen durch
Fortlassen alles überflüssigen Details denselben Wee
mit ihm zu gehen und sofort Das zu sehen, was den
ausübenden Künstler gepackt hat.

Auf einem Bilde giebt es immer ein Eckchen,
das man besonders liebt.

Künstler. Alles muss dazu beitragen: die Form, die
Farbe, die Ausführung. Die F>regung des Schaffen-
den erzeugt das Leben und erweckt dieselbe Er-
regung beim Beschauer.

Und obgleich der Maler über seinem Werke
stehen soll, so muss in gewissen Momenten die
Ausführung leidenschaftlich sein, um dem Beschauer
die Ph-regung zu suggerieren, die der Künstler emp-
funden hat.

Daraus sehen Sie, dass ich für eine verschieden-
artige Ausführung auf ein und demselben Bilde bin.

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