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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 6.1908

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Heft 9
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4705#0409

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die günstige Gelegenheit zu nützen, wohlfeil zu kaufen.
Die Stimmung war in den ersten beiden Tagen ziemlich
flau; erst am letzten Tage, als die Handzeichnungen und
Studien zum Verkauf gelangten, hoben sich Stimmung
und Kauflust. Das Gesamtergebnis der Auktion be-
läuft sich auf 1143000 Fr. Von einzelnen Verkäufen
seien hervorgehoben: Lionardo da Vinci: Madonna
in der Felsengrotte, Replik des Louvrebildes, 78000;
Chardin: Porträt de Sedaine 56000; Goya: Porträt
de LolaZimenes 43 000; Greco: Der heilige Dominikus
28000, Verteilung des Rockes Christi 20100; Con-
stable: Malrem-Hall 2 5 000, Hampstead Heath 21 000,
La Charette de foin 22000, Fischer in einem Fischer-
boot am Ufer (iVlanetartig. Einer der schönsten Con-
stables) 2300, Der Wagen auf der Landstrasse 1400,
Londoner Brücke 3600; David: Porträt der Marquise
von Pastrat 41000, Porträt des Marschalls Macdonald
15600, Porträt von Frau Morel de Tangry 14100;
Gericault: Lanzenreiter 23 100, Offizier der kaiser-
lichen Garde 19000, die Verrückte 7500 (Museum von
Ronen), die Hingerichteten und das Porträt des Dr.
Coreard gingen in den Besitz, der Galerie Ackermann
in Paris über. Prudhon: Triumph des Bonaparte 22000
(Museum zu Lyon); Corot: Das Modell in Ritterrüstung
7000, Terrasse des Palastes der Doria in Genua 5/300,
Venedig 11000; Delacroix: Herkules und Alceste
32500, Jesus Christus und der heilige Thomas 8100,
Paganini 8200, Magdalena im Gebet 15 700, Jesus am
Olberg 12000, Kopf einer alten Frau 17000, Tobias
und der Engel 18 100; Ingres: Odipus und die Sphinx
15 100; Manet: Kopie des Dantebarke 1300, Erinne-
rung an Velasquez 1700, Porträt des Doktor Moore 850;
Daumier: Der Künstler vor seinem Werk 3050;
Degas: Das Modell 18000; Menzel: Handstudien
475, (Bleistift, Henri Rouart), Männlicher Kopf 58c
(Henri Rouart); Mi 11 et: Muttersegen6000,das Louvre-
museum kaufte eine Studie (Aquarell) von Delacroix
für 2900 Frank.

Am 1 6. Mai veranstaltete der Kunsthändler Druet
im Hotel Drouot eine Auktion moderner Gemälde und
Zeichnungen, die auch unter den ungünstigen Verhält-
nissen litt. Das Gesamtergebnis dieser Auktion belief
sich bei 92 Nummern auf 67719 Fr. Die höchsten
Preise wurden erzielt für: Pierre Bonnard: Das
Rennen 1800, La Ronde 550; Cezanne: Badende
(Leinwand 46x38) 3920; Courbet: Die Schlucht
3600; Maurice Denis: Rom 2300, Junge Mädchen
920, Maternite 400; Gauguin: Die Wäscherinnen
2900; van Gogh : Die Cypresse 8 100, die Hütten 5100;
Henri Matisse: Belle Isle 300, Pont St. Michel 260,
Place des tices 550, Stilleben 590, 580 und 560; Mon-
ticelli: Die Begegnung 1650, Blumenstrauss 620;
Seurat: Marine 1750; Signac: Hafen von Marseille
640; Toulouse Lautrec: Jane Avril 1500; Degas:

Die Toilette 2700; Renoir: Mädchenkopf .000;
Maillol: Aktstudie, Bronze 3 3°; Meunier: Der Holz-
hauer 1550.

Epithalamia, Federzeichnungen von Max Klinger,
Text von Elsa Asenijeff. Gross folio. Amsler und
Ruthardr, Berlin.

Dieses neue Werk Klingers schlägt man mit jener
feierlich gestimmten Erwartung auf, wozu Klinger uns
zu erziehen gewusst hat. Und wird nicht enttäuscht,
weil Klinger selbst in seinen Grenzenlosigkeiten sich als
eine Persönlichkeit offenbart, die zu unterjochen weiss.
Seinen besten graphischen Arbeiten kann man die „Epi-
thalamia" nicht zuzählen. Die Formlosigkeiten seines
phantasierenden Intellekts erregen hier und da sogar
Entsetzen. Sehr oft wird die Zeichnung zum Bild, das
Bild zur Allegorie und die Allegorie zum „Labyrinth
dunkler Beziehungen"; der Rahmen wird zum eigent-
lichen Kunststoff, ist wichtiger als das Umrahmte, ja,
das allein Wichtige, um dessenwillen der ganze Auf-
wand getrieben wird. Das Umrahmte ist der Text von
Elsa Asenijeff. Ein hinterher gedichteter Text, ein
Wortrausch, der den Leser um die gesunde Vernunft
bringen kann. Viel Unerfreuliches also; ein Werk, wie
gemacht, um die Grenzüberschreitungen moderner Ge-
dankenkunst daran zu demonstrieren. Aber immer
dann doch ein echter Klinger. Das heisst: das Werk
einer Persönlichkeit, deren Unordnung auch das Gesetz
einer höheren Ordnung ahnen lasse und deren Künstler-
thum von einem ausserordentlich starken Lebenswillen
und Allgefühl bedient wird; die Arbeit eines Könners,
dessen reiche Vielseitigkeit in hundert Einzelheiten, in
grossen Kompositionen sowohl wie in kleinen Orna-
menten entzückt und dessen problematisches Heroen-
thum wir für manche gutbürgerliche Richtigkeit doch
nicht hingeben möchten

•SS-

Dokumente des modernen Kuns tge werb es.
Herausgegeben von H. Pudor. Verlag Dr. Trenkler,
Leipzig. Das Wesentliche dieser in sechs Jahresheften
erscheinenden Publikation sind die technisch vollendeten
Abbildungen, nach Werken des modernen Kunstgewer-
bes. Die Hefte erscheinen in Serien, sind der Keramik,
den Metallarbeiten, den Möbeln, Textilarbeiten, der
Buchkunst oder anderen Arbeitsgebieten gewidmet und
beziehen sich dergestalt aufeinander, dass die vollstän-
digen Serien immer einen guten Überblick über das auf
den verschiedenen Gebieten Geleistete geben. Der be-
gleitende Text wird im Wesentlichen^ vom Heraus-
geber geschrieben. j{ c,

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