Peter Behrens, Berlin
Die Festhalle auf der Deutschen Werkbund-Ausstellung Köln 1914
dividuelle Künstlerarbeit mag und will nicht »typisiert«
werden . . .
Aber nur gemach, so weit sind wir noch nicht und
so wird's ja gar nicht kommen, sondern ganz anders. Es
denkt kein Mensch daran, absichtlich oder gewaltsam zu
»typisieren«, weder Künstler noch Fabrikant oder Volks-
wirtschaftler! Wie sollte man auch Gegensätze, wie Künstler-
arbeit und Typenerzeugung zusammenschweißen wollen,
solange sie noch auseinanderstreben? Es gibt nur eine
vernunftgemäße Typisierung und das ist die Stilentwicklung,
der jede ernsthafte Künstlerarbeit ohnedies und unbewußt
entgegenlebt. Aber — lange bevor diese Stilentwicklung
sich in künstlerischem Sinne vollendet, wird sich ihr
Werden schon int volks- und weltwirtschaftlichen Sinne mit
wachsender Deutlichkeit ausprägen! Das hat wohl auch
Muthesius gemeint und der Gang der bisherigen Er-
eignisse ist geeignet, seine Voraussage als richtig er-
scheinen zu lassen.
Ich bin der Meinung, daß die Werkbundleitung durch-
aus richtig gehandelt hat und daß man sie daher in ihren
Plänen unterstützen darf. Glaube niemand, daß das, was
Behrens, Josef Hoff mann, Pankok und Riemerschmid
schaffen, gar so sehr auseinanderstrebe, wenn es auch
noch so individuell geschaffen wäre. Die jahrelange
Schulung im Werkbundgeist drängt alle diese verschieden-
artigen Künstler so stark in eine Linie, daß ihr Schaffen,
im Auslande mindestens, als deutsch sofort erkannt wird.
Das ist's, worauf es ankommt, das brauchen wir, und
diesem wird sich keiner entziehen können, wenn er im
Werkbundgeiste arbeitet, mag er den anderen noch so sehr
als »Antipoden« ansehen. Es fragte sich einzig und allein,
ob unsere heimischen, im Werkbundsinne arbeitenden
Kräfte schon zahlreich genug sind, um dem deutschen
Gesamterzeugnis auf dem Weltmarkte, ohne den wir
nun einmal als Industriestaat nicht mehr bestehen
können, diesen deutschen Eindruck in nachhaltiger Weise
zu sichern.
Um diese Feststellung treffen zu können, bedurfte der
■»Deutsche Werkbund« einer großen Kräfteschau, einer Ge-
samtausstellung-, die zugleich, wenn sie sich innerlich als
berechtigt erwies, als Weltofferte deutscher und qualität-
steigernder Art gelten dürfte. Die Stadt Köln, an der Grenze
des in geschmacklichen Dingen seither die Welt beherrschen-
den Frankreichs, als Nachbar Englands, hat dem deutschen
Werkbund die Ausstellung veranstalten helfen, ihr gebührt
Dank für ihre deutsche Tat.
Nun stehen die mitwirkenden Künstler und die Kri-
tiker vor diesem Riesenwerk und klagen: »aber so habe
ich es mir nicht gedacht, ich hätte es ganz, ganz anders
gewollt«. Treten wir zurück, Freunde, wir sehen nur das,
vielleicht mißlungene Ausstellungstechnische, nur die »Auf-
machung« unserer Arbeit, wir stehen viel zu sehr in der
Sache selbst, um objektive Beurteiler sein zu können! Hören
wir lieber mit Freuden, daß die HW/händler die Welt^o-
duzenten den internationalen Wert unserer deutschen Arbeit
anerkannten, sehen wir, wie sie sich herandrängen, um
in diesem Geiste, der uns erzeugte, künftig ihre Pionier-
arbeit leisten zu dürfen. Sie sind die besten Urteiler
die wir uns wünschen konnten, denn niemand weiß
besser als sie, was andere Völker sich zu leisten be-
mühen, und daß Deutschland nur dann auf dem Welt-
markt sich wird behaupten können, wenn es nicht etwa
Billigeres (damit ist's längst vorbei), sondern Besseres
und Echteres liefert als jene. Und die Werkbund-Ausstellung
— 43
Die Festhalle auf der Deutschen Werkbund-Ausstellung Köln 1914
dividuelle Künstlerarbeit mag und will nicht »typisiert«
werden . . .
Aber nur gemach, so weit sind wir noch nicht und
so wird's ja gar nicht kommen, sondern ganz anders. Es
denkt kein Mensch daran, absichtlich oder gewaltsam zu
»typisieren«, weder Künstler noch Fabrikant oder Volks-
wirtschaftler! Wie sollte man auch Gegensätze, wie Künstler-
arbeit und Typenerzeugung zusammenschweißen wollen,
solange sie noch auseinanderstreben? Es gibt nur eine
vernunftgemäße Typisierung und das ist die Stilentwicklung,
der jede ernsthafte Künstlerarbeit ohnedies und unbewußt
entgegenlebt. Aber — lange bevor diese Stilentwicklung
sich in künstlerischem Sinne vollendet, wird sich ihr
Werden schon int volks- und weltwirtschaftlichen Sinne mit
wachsender Deutlichkeit ausprägen! Das hat wohl auch
Muthesius gemeint und der Gang der bisherigen Er-
eignisse ist geeignet, seine Voraussage als richtig er-
scheinen zu lassen.
Ich bin der Meinung, daß die Werkbundleitung durch-
aus richtig gehandelt hat und daß man sie daher in ihren
Plänen unterstützen darf. Glaube niemand, daß das, was
Behrens, Josef Hoff mann, Pankok und Riemerschmid
schaffen, gar so sehr auseinanderstrebe, wenn es auch
noch so individuell geschaffen wäre. Die jahrelange
Schulung im Werkbundgeist drängt alle diese verschieden-
artigen Künstler so stark in eine Linie, daß ihr Schaffen,
im Auslande mindestens, als deutsch sofort erkannt wird.
Das ist's, worauf es ankommt, das brauchen wir, und
diesem wird sich keiner entziehen können, wenn er im
Werkbundgeiste arbeitet, mag er den anderen noch so sehr
als »Antipoden« ansehen. Es fragte sich einzig und allein,
ob unsere heimischen, im Werkbundsinne arbeitenden
Kräfte schon zahlreich genug sind, um dem deutschen
Gesamterzeugnis auf dem Weltmarkte, ohne den wir
nun einmal als Industriestaat nicht mehr bestehen
können, diesen deutschen Eindruck in nachhaltiger Weise
zu sichern.
Um diese Feststellung treffen zu können, bedurfte der
■»Deutsche Werkbund« einer großen Kräfteschau, einer Ge-
samtausstellung-, die zugleich, wenn sie sich innerlich als
berechtigt erwies, als Weltofferte deutscher und qualität-
steigernder Art gelten dürfte. Die Stadt Köln, an der Grenze
des in geschmacklichen Dingen seither die Welt beherrschen-
den Frankreichs, als Nachbar Englands, hat dem deutschen
Werkbund die Ausstellung veranstalten helfen, ihr gebührt
Dank für ihre deutsche Tat.
Nun stehen die mitwirkenden Künstler und die Kri-
tiker vor diesem Riesenwerk und klagen: »aber so habe
ich es mir nicht gedacht, ich hätte es ganz, ganz anders
gewollt«. Treten wir zurück, Freunde, wir sehen nur das,
vielleicht mißlungene Ausstellungstechnische, nur die »Auf-
machung« unserer Arbeit, wir stehen viel zu sehr in der
Sache selbst, um objektive Beurteiler sein zu können! Hören
wir lieber mit Freuden, daß die HW/händler die Welt^o-
duzenten den internationalen Wert unserer deutschen Arbeit
anerkannten, sehen wir, wie sie sich herandrängen, um
in diesem Geiste, der uns erzeugte, künftig ihre Pionier-
arbeit leisten zu dürfen. Sie sind die besten Urteiler
die wir uns wünschen konnten, denn niemand weiß
besser als sie, was andere Völker sich zu leisten be-
mühen, und daß Deutschland nur dann auf dem Welt-
markt sich wird behaupten können, wenn es nicht etwa
Billigeres (damit ist's längst vorbei), sondern Besseres
und Echteres liefert als jene. Und die Werkbund-Ausstellung
— 43