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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 41,2.1928

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Heft 7 (Aprilheft 1928)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8884#0080

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Dürer. Holzschnitt elnes Unbekannken.
1^27. Ein zunächst ungewohnter Anblick
durch die scharfe Prosilansicht, den knap-
pen Haarschnitt und gedrungenen Bart.
Trotz deö hervorquellenden Auges, daS
wohl verschnitten, durchaus als nach dem
Leben gezeichnet wirkend. Fast mehr ein
Gelehrter als Maler, von gedrängter
Prägung des Jnneren und Äußeren; ein
Mann unbeöingter Verlässigkeit.
Dürer-Medaillen. Das kleinere
Stück geht ossenbar aus den eben bespro-
chenen Holzschnitt zurück und ist also spä-
ter. Es besriedigt weniger und ist in den
verschiedenen Gußzuständen ungleichwer-
tig, zu flau. Rassiger wirkt das Buchs-
baumrelief von Schwarz (Braun-
schweig), nach dem eine Medaille mit
Jnschrift und rückseitiger Abbildung ge-
gossen worden. Wir dürsen hier den Dü-
rer der Münchner Apostel vor uns sehen.
Dieser Kops paßt in die Reihe jener groß
geschanten, bedeutenden Bildnisse, die Dü-
rer während und nach der niederländi-
schen Reise geschassen. Ein starkes Pa-
thos erfüllt ihn, durchaus etwas Unge-
wöhnliches ossenbart dieser Mensch. —
Einige ausgezcichnete Medaillen und
Medaillons hat Pros. Max Dasio-
München aus Grund dieser Unterlagen sür
Lauer in Nürnberg geschassen — eine
edle Gabe und Erinnnerung für alle Dü-
rersreunde. I. P.

*

Um auch den Theoretiker und Schrist-
steller Dürer wenigstens in einem Selbst-
zeugnis zu Wort kommen zu lassen, ha-
ben wir sür unsere Losen Blätter ein be-
sonders gehaltvolles Stück seines „Schrift-
lichen Nachlasses" ausgewählt, wobei wir
den Leser bitten, die reichlich lohnende
Lektüre eines ungeläufigen Textes nicht
zu scheuen. Wir enwehmen daS Kapitel
der ausgezeichneten Ausgabe die Ernst
Heidrich (Derlag I. Bard, Berlin)
veranslaltet hat.

as Terzett von A u g u st R e u ß ge-
hört zu jenen Kunstwerken, vor denen
man sich jcdes erläuternden Wortes
schämt. Gewiß könnte man stundenlang
über die Erfüllung der Liedform, über
Modulativnsordnung und Stusengang
und über Feinheiten des Satzes reden,
wie's Brauch der Schul', aber daü alles
würde nicht bis dahin dringen, wo das
Herz dieser Musik sitzt. Wer hier den
genialen Einsall, die sanfte Notwendig-
keit der wahrhast gewachsenen Melodie
nicht spürt, wird sie durch keinerlei Ne-
flerivn ergründen können. Sich belehrend
zwischen diese Melodie und den Leser zu
stellen, wäre ein Untersangen von bar-
barischer Zwecklosigkeit. Der Leser möge
ruhig warten, bis sie von selber zu ihm
spricht. Vielleicht spricht sie nicht zu je-
dem. Wenn man die Äußerungen grund-
gelehrter Herrn über so manches von Beet-
hoven liest (beispielsweise, daß die Freu-
denmelodie im letzten Satz der Neunten
eigentlich trivial sei), möchte man sast
meinen, daß eine Melodie zu hören,
ebenso schwer sei, wie sie zu schreiben.
Das ganze süssisant abschätzige Klug-
gerede über Schumann, Brahms, Reger
und Pfitzncr ist nichts als die Nevolte
aufbegehrender Dummheit oder, höslicher
und genauer auSgedrückt: einer durch in-
tellektuelles Training ungewöhnlich ge-
stählten geistigen Widerstandssähigkeit.
Denen aber, öie sich noch die Rückständig-
keit erlauben, naiv zu sein, möchte ich die
Werke von August Reuß als Ossen-
barungen echter Genialität dringend emp-
fehlen. Die Spannung auf die übrigen
Lieder des Autors dürfte durch unsere Bei-
lage hinreichend geweckt sein. Den wahr-
hast Musikalischen rate ich, auch zu seiner
Kammermusik zu greisen und mit dcm
Klaviertrio und in diesem selbsi mit dem
langsamen Satz zu beginnen, einem der
tiessten und schönsten Adagios, die je ge-
schrieben worden sind.

Alerander Berrsche

Ver-Iag von Georg D. W. Callwey, Druck von Kastner Ak Callwey in Ntünchen. — Derankwortlich:
Dr. Herni ann Rinn, München. In Österreich verantworklich: Paul Sonnenfeld, Wien IX., Licchtenstein-
straße 16. — Geschäftsstelle für Berlin: Georg Siemens, vv 57, Kurfürstenstraße 6; Geschäftsstelle für Wien:
Goethe-Buchhandlung, IX., Licchkensteinstraße 18

Sendungen für den Text nur nach vorheriger Bereinbarung, da sonst keine Derankwortung übernommen werden
kann, an den Kunstwart-Berlag Georg O. W. Callwey in München tfXV 12, Finkenstraße 2.
 
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