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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 41,2.1928

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Heft 11 (Augustheft 1928)
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Eberlein, Kurt Karl: Die Generation: oder der Stein der Weisen
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.8884#0359

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Zahl erklärk und das ein Geistganzes, Schöpferisches, Psychovhysrsches ist,
das kein Messer und keine Feder ojsenlegt.

Schauen wir in Kunst und Leben zurück, so sinden wir immer wiedcr das cine
bestätigt, daß nicht das Lebensalter, sondern die Idee die Gleichartigen,
Gleichstrebenden verbindet, wie überhaupt nur die Idee der bindende Eros
rst. Hat doch jeder an sich selbst die Ersahrung machen können, daß es zu-
nächst Ältere waren, die ihm zu geben und zu gelten wußten, daß cs dann
Iüngere waren, dcnen er etwas sein konnte. Beruht doch Schule nnd Lehre
im höchsten Sinn auf dieser Gemeinschast Ungleichaltriger, aus diescm Bund
bindender Idee. Zunächst mag es scheinen, wie wenn es auch bei den Kultur-
völkern — wie bei den Naturvölkern — die Altersklassen und Männerbünde
seien, in denen sich Sitte, Kultur und Kunst entwickelten, sehen wir aber
genauer zu, so waren es eben nicht die Gleichaltrigen, sondern die Gleich-
artigen, die sich in der Gesolgschast eines Meisters oder einer Idee zusam-
mensanden und so gemeinschaft- und kunstbildend wirkten. 2llle großen
Schul- oder Kunstbünde, alle Sezessionen und Gilden, die der Kunstentwick-
lung wesentlich sein konnten, waren Bünde verschiedener Alter, aber gleicher
Wesensart und Kunstidce. Nicht die Generakion, sondern der Bund ist
der wahre Kulturträger. Wir haben in diesen Tagen die Verehrung einer
ganzen Nation einem Dichter darbringen sehen, der gemeinschaskbildend und
geisterführend den ganzen Ilnsinn der Generationenlehre erweist. Keiner
wird behaupten wollen, daß die Idee Stesan Georges seiner ganzen Gene-
ration eigen sei, und keiner wird bestreiken wollen, daß George die verschiede-
nen 2llter wie in einem Bund an und um sich gcfesselt habe. 2llle Theorie
der Geburtszissern versagt gegenüber dieser Kunsterscheinung, deren höchstes
Erdenglück Persönlichkeit ist. Die Gnade der Erwählung, die Llual des Er-
wähltseins wird hier wenigstens ahnbar. Die schöpferische Kraft des Künst-
lers, die in mythenartigen Bildern das Weltgeheimnis gestaltet, steht als
großes Gegenspiel der thesenbildenden Kraft der Wissenschast gegenüber.
Mythe und These sind die Gegenpole des Geistes der Kunst und der Wissen-
schaft, die sich nur in den großen Persönlichkeiten versöhnen und annähern.
Das asketische Bescheiden des Gelehrten sieht in solchen Gestalten die gleiche
Lröstliche Beglückung, die etwa der sromme Mönch in den Gestalten geheilig-
ter Menschen erlebt: die Verheißung einer cdleren Welk, die mik seligen
Vorbildern segnet und in selkener Stunde dcn Strebenden zu sich hinanhcbt.

Lose Blätter

Der Mythos bon Bellerosontes

Von 2llbrccht Schaesser

Borbemerkung: DaS vorliegende Stück stellt einen neuen Bersuch dar, die sogenann-
ten „Sagen des klassischen Altertums" darzustellen, da die §orm, in der Gustav
Schwab sie uns überlieferte, wohl von niemand mehr ansprechend gesunden wird.
Dieses Stück hier erzählt die Schicksale deü Bellerofontes nach den kärglichen, zu-
meist in der Ilias enthaltenen Daten; des Bellerofontes, der ein Sohn des Glau-
kos, des Sohnes von Sisyfos war, welcher eben — zu Beginn der vorliegenden
 
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