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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 41,2.1928

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Heft 9 (Juniheft 1928)
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Bücherschau
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Zu unseren Bildern und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8884#0238

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bei Livorno, Lucca und Monle Nero,
Ardenza und das Meer. Geist und Duft,
Glück und Sonne einer versunkenen Kul-
tur wehen noch einmal herein, und öie
fragtvürdige Gestalt dieses „ponseur'' be-
lebt sich wieder. Das Buch ist innen wie
außen ein reiner Genuß! Eberlein

ie Schicksalsverbundenheit des Nor-
denS mit dem Süden erweist sich auch
an der unübersehbaren Literatur über
Jtalien, der, was ihre Ausdehnung so-
wohl als auch die stattliche Reihe klassi-
scher Werke anlangt, kaum etwas an
die Seite zu stellen ist. Unter den letzte-
ren hatte Ferdinand Gregorovius'
unvergängliches Werk Wanderjahre
in Jtalien dank einer schön gelunge-
nen Neuausgabe (W. Jeß, Dresöen) die
allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gezo-
gen. Jakob Hegners bewährte Meister-
schaft im Druck, in Einband und Hand-
lichkeit deS Formats und nicht zuletzt der
äußerst glückliche Gedanke, den Banö mit
zeitgenössischen Stichen zu illustrieren, ver-
einigen sich zu einer mustergültigen, har-
monischen Leistung, die auch dem an-
spruchsvollsten Geschmack genügt und der
höchst verdienstvollen Neuauflage der mo-
numentalen „Geschichte der Stadt Rom"
(ebenda) ebenbürtig ist. Unerwartet hat
sich inzwischen der klassische Bestand der
Jtalien - Literatur um ein bedeutsames
Werk vermehrt, das sich zwar nicht in
der abgeklärten Geschlossenheit wie die
Wanderjahre darbietet, dafür aber,
obschon die Niederschrift um Jahr-
zehnte zurückliegt, mit überraschender Le-
bendigkeit und Gegenwärtigkeit: Dorck
von Wartenburgs „Jtalieni-
sches Tagebuch" (O. Reichl, Darm-
stadt). Unmittelbarer Niederfchlag der
Selbstbesinnung über großen Gegenstän-

den, haben diese Aufzeichnungen jene Klar-
heit und Dichte des sprachlichen Aus-
drucks, wie sie nur einem aufgeschlosse-
nen, weiten Geist und einem unbestechli-
chen Urteil gelingen können, ja sogar einen
Grad von Ausgeglichenheit, der anbe-
trachts des Umstandes, daß der Berfas-
ser eine Beröffentlichung gar nicht beab-
sichtigte, überraschen muß. Hier spricht
eine große Persönlichkeit, die auch da noch
fesselt, wo sie sich gegen öas ihr Unge-
mäße abgrenzr. Selten sind Landschaft,
Sitte, Kunst, Geschichte, Religion und
Volk eines Landes mit solcher Entschieden-
heit in Eines gefaßt und das gründlichstc
Fachwissen dem Ganzen unterworfen
worden, so daß die Darftellung selbft von
dem vorwiegenden Jnteresje für gefchicht-
liche Fragen nicht beeinträchtigt, sondern
gerade mächtig gefördert wird. Die Auf-
zeichnungcn gipfeln in den Kapiteln über
Rom und Sizilien, die sich den höchften
Leistungen deutscher Prosa ebenbürtig ge-
sellen, und verklingen in einem gedanken-
schweren Schlußkapitel, daö im Religiösen
den letzten Grund aller schöpferischen
Kräfte zu erdringen sucht.

Anläßlich des Erfcheinens der „Wieskir-
che", eines der schönften Aufsätze Josef
H o f m i l l e r s, möchten wir nicht ver-
säumen, unsere Leser wenigstens kurz auf
desselben Autors Neudichtung, den
„Meier Helmbrecht", und die beiden Bü-
cher „DaS deutsche Antlitz" und „llber
den Umgang mit Büchern" aufmerksam
zu machen. Wir können die Bände, die
in keiner, auch nicht der bescheidensten
Bücherei fehlen dürfen (und übrigens für
ein paar Mark beim Verlag A. Langen,
München, zu haben sind), nicht dringend
genug empfehlen. Eine ausführliche Wür-
digung ift für das nächste Kunstwartheft
vorgesehen. R.

Zu unseren Bildern und Noten

oIde , Emil. Wir haben von dem
>2 bSchleswig-Holsteiner Maler im i.
Heft des laufenden Jahrgangö mehrere
Werke abgebildet, und zwar Aguarelle.
Hierin ist der Künstler ein wahrhaftiger
Meister, den als solchen auch jene gelten
lassen, die seinen Ölgemälden gegenüber
sich zurückhalten oder sie selbst ablehnen.
Um diese Arbeiten zu verstehen und zu
genießen, ist aber eine gewisse Dertraut-
heik mit den HerstellungSmitteln des

Aquarells die Doraussetzung. Diese Tech-
nik hat ihren eigenen Stil, der sich von
der Tempera- oder Ülfarbe charakteri-
stisch unterscheidet und deshalb an deren
Leistungen nicht gemessen werden kann
und darf. Die Aquarellfarbe ist eine La-
surfarbe: sie wirkt wie farbiges Glas,
das die dahinterliegende Farbe oder den
Papiergrund durchscheinen läßt. Dadurch
wird sie leicht und licht, entbehrt aber an-
dererseits einer gewisfen Tiefe und Kraft.

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