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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 41,2.1928

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Heft 7 (Aprilheft 1928)
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Egidy, Emmy von: Deutschland in drei Städtebildern, [2]: wie es sich für einen Auslandsdeutschen darstellt
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Michel, Wilhelm: Chaoserlebnis und Antike
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https://doi.org/10.11588/diglit.8884#0033

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des Kunsimarkles durch den Kaplialismus jencn Mächieri allzu leichkcs Sprel
schafft, denen es gesiaLiet ist, das verarmie DeuLschland zum MarkL fremder
Kunsi zu machen, während serne eigenen Künftler gezwungcn sind, SLaaksunLer-
siühung zu suchcn. Leider wird nun auch aus dem Rheinland, gerade aus dem
durch die Ruhrbesehung besonders in MiLleidenschafL gezogenen Essen der bla-
mable Ankauf eines schwachen französischcn Bildes für einen unerhörken Preis
bekannL. Beklagenswerkes Nachgeben an Berliner Gesinnung! Es ist völlig
anssichkslos, mik Berlin durch Nachahmung jeiner eigenen faljchen Mckhoden
rivalisieren zu wollen. Diese Bormachtsiellung kann man nur bekämpfen, indem
man sich auf eigene Kräfte besinnk. Wo sind die eigenen Kräfte cines rheini-
schen Publikums, das eincm GaleriedirekLor, der glanbt, >ich durchaus blamie-
ren zu müssen, rechkzeitig in den 2lrm sällk? Die 2lusnahmesähigkciL des deuk-
scheu Markkes für ausländifche Kunst gehörk ganz be>onders zu den Erjchei-
nungen, die im Auslande das siarke Misitrauen gegen unjere Finanzmanöver
nährk.

22!ichL umsonsi sieht der GründungsLag der Kölner IlniversiLät zusannnensallend
rnit dem Einzug der englischen Besahung in der KulLurge>chichte verzeichnet.
Das isi ein lohendes Feuerzeichen sür den ununterdrückbaren, unbesiegbaren
Kulturwillen dieser rheinischen Lande, in deren glücklichen Breiten cinjt die
dcuksche Kulturseele geboren wurde. So bleibk Köln, die BerLreterin des ge-
samten Rheiuland-Westfaleu, ein erkorener Gegenspieler gegenüber der ge-
fährlichcn Übermachtstellnng Berlins, verpflichtet durch seine eigene Geschichte
wie durch die Macht aus dem Reichtum seincr Bodenschähe. Es teilk die Er-
wartungen und Hoffnungen dcs Reiches nüt Hamburg, dem Zentrum des
Scehaudcls, verwandt ihm an uaturhafker Bedeutung und doch >o anders zum
Ganzen gesicllt, daß zwischen bciden nur Ergänzung und WettstreiL, nie Ri-
valenkuni entstehen kann.

Chaoserlebnis uud Anbike

Von Wilhelm Michel

gibt ein Erlebnis des Nichks; wahrscheinlich wird es die Meisichheit
'^immer begleiten. Wie kommt es zusiande?

ünser Weltbild enLsiehk nichk bloß aus dcr Tätigkeit der Sinne, >ondcrn
vornehmlich ans einer die Sinneswahrnehmung begleitenden Dätigkeik des
Geisies. llnd zwar beschränkt sich diese keinesivegs aus die bloße Begriffs-
bildung, dic auf Grund entsprechender Sinneswahrnehmung fejtiiellt: „Baum
oder „Haus" oder „Berg". Es ist möglich, daß die Sinneswahrnehmung
und diese Begriffsbildung völlig fehlerlos arbeiten, und daß krohdeni wahres
Chaos in unserer Welt herrscht. Denn es gibt ein Hören ohne ein Fühlen, es
gibt ein Sehen ohne ein Kennen, es gibt ein Wahrnehmcn ohne eiu Aneignen.
Begriff und Sinnesfunktion könncn sich Lrenncn von jener groficn nnd entjchei-
denden Gcisiesfunktion, die zueignek und gesialteL, fügt und erjchließt; von jenem
geheimeu Anerkcnneu, daß das Gesehene und Gehörte mich überhaupt etwas
angeht, daß es cine Beziehung auf mich hat und daß ich mit ihm znsammeu in
einer einheitlichen, geordncten und bekamitcu Wclt eri>iiere.

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