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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 41,2.1928

DOI issue:
Heft 11 (Augustheft 1928)
DOI article:
Egidy, Emmy von: Selma Lagerlöf und Ricarda Huch, [1]
DOI article:
osenstock-Huessy, Eugen: Volksbildung
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.8884#0345

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ei'ner Zeik, die als höchste Kunstform eine i'ndirekte Weise ausgebildek hakke,
das ForLschreiken einer Handlung wie die Gedanken und Gesühlsvorgänge
ihrer Träger dem Leser vorzuführen, wagke sie nichk nur ihre Leser anzu-
sprechen mik „hörk!" und „sehk!", sondern auch die Figuren selbst mik Tadel,
Lob und Hymnen anzureden. Das lies der gesorderken engbegrisfenen Objek-
kivität des Dichkers, dem Gesetz des Augenblicks zuwider. IToch, als die
Wissenschask sich dem Welkerfolg S. Lagerlöfs beugen mußte, galk sie als
Anomalie. Ein herrlicher Ausweg! R. Huch sagk von der modernen Wissen-
schast und ihrer Suchk, Gesetze auszustellen: „sie verleugnek den Herrn der
Skerne, der wunderkätig die Ketke des Gesetzes dnrchbrichk und das neue
Ilnverhoffke hervorbringk."

Das Gesetz bleibk das abstrahierke, nachträglich herausgezogene, das seknn-
däre — das primäre aber, in dem der Mensch die Gcwalken des Lebeus
ergreifk, wird immer das geschauke Bild sein, die Nükurform, die Gestalk.

So ist uns die schwedische Dichkerin selbst zu einer Gestalt geworden über
ihren Gestalten, ein Phänomen, ausgegangen am Himmel der Menschheiks-
dichtung. 2lus ihrer eigenen EinheiL stellk sie die Menschen ihrer Schöpsungen
hin vor die arme, zerspalkene, in 2lkome zerfetzte Menschheik von heuke.

(Schluß folgt)

Volksbildung

Von Eugcn Rosenstock

(AuS „DaS Alter dsr Klrche. Kapitel und Akten", oon E. Rosenstock und I. Wittig, Berlag

Lamberk Schneider, Berlin)

^T-chke Volksbildungsarbeik will dem Volk Gokkes den Völkern der Welk
^-^gegenüber voranhelfen. Sie will zum Volke bilden helfen durch Kampf
gegen die 2lfkergemeinschafken.

Gokk aber siehk nichk auf unser Vermögen, sondern anf unser Herz. Er ver-
langk von der Volksbildung also nichk „erstklassige" Gelehrsamkeit, nichk „ein-
wandfreie" künstlerische Leistung, nicht den „guken" Film und das „hoch-
stchende" Buch. Er verlangt aber — wenn sie christliche Volksbildung zu
sein wagt —, daß die Formen ihrer Gemeinschafk christlichen Geist akmen.
Denn sie soll als geistiges llrbild ins Volksganze gesetzk werden. Was das
Pfarrhaus in eincm nach Häuscrn geordneken Volkskum, was die Klöstcr
in einem in Sippen verfaßken Skamm, das muß die „2lrbeiksgcmeinschafk"
der Volkshochschule in einem nach Produkkionszweigen geordneken 2lrbeiks-
volk unternehmen. Dazu muß sie sich zum Beispiel cnkscheiden, ob sie dem
verlassenen Christus in der Welk der 2lrbeik — sie sei wo sie sei — oder
der deukschen Nation dienen will. Denn in die 2lrbeiksgemeinschaft der
Volksbildung gehörk jeder 2lrbeiksgenosse, jeder Lastkräger der 2lrbeitslast kraft
dieser seiner Mitwirkung hinein! Die evangelische Volksbildungsarbeik in
dcr Stadk kann sich nichk auf Bekenntnischristen beschränken. Jhr Du ist
nichk die einzelne Seele, auferlegk sind ihr die 2lrbeiksglieder des Volkes.
2lrbeiksglieder können alle geistigen Einheiken sein, also Büro, Konkor, Werk-
stakk, Schule, ein Genius, ein Ehepaar, je nachdem! Diese gilk es zu be-
seelen. Ob das 2lrbeiksglied zufällig ein einsamer Künstler oder eine lärmende
Fabrik ist, macht dabei keinen Unkerschied! Wie das christliche Haus hier durch

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