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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 41,2.1928

DOI Heft:
Heft 10 (Juliheft 1928)
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Lindner, Werner: Heimatschutz und Ingenieurbaukunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.8884#0265

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HeimatschuH und IugenieurbaukunsL

Von Werner Lindner

man WerturLeile über Werke der JngenieurbaukunsL abgeben und,
'^-^-^noch mehr als das, diese Werke vom SLandpunkL der „Heimakpflege"
oder der „HeimaLschuH" genannLen großen Bewegung beLrachLen, so isL doppelLe
VorsichL geboken, wenn nichk ein einseiLiges Bild zusLande kommen soll. Die
MaßsLäbe und SLandpunkLe verschieben sich dauernd. Was Vorkämpfer des
Heimakschuhes vor einem MerLeljahrhunderL „vorbildlich" nannken, werden
dieselben Männer heuke gern und klar „Gegenbeispiel" nennen*. 2lber eini-
ges Grundsätzliche will uns nach wie vor gülkig und unverrückbar erscheinen,

Abb. i. Leuchkrurm Flugplatz Croydon, England. AuS deni Kcgel entmickelte, wohlabge-
wogene Form, die dem besonderen Zweck, das künstliche Licht gut zu reflektieren, entsprichk. —
Abb. 2. Ziegelofen zu Malapane, Schlesien. Monumentaler, rein auS der Gewölbekon-
strukkion und ihren nokwendigen Derspannungen gesormter Werkbau.

so: daß die IngenieurbauLen FormgeseHen unLerliegen, die für das gesamke
bauliche Schasfen gelLen, so vor allem aber: daß solche GeseHe überhaupL wal-
ken. Sie sind in ihren Auswirkungen nur z. T. meßbar und osk mehr nnr
fühlbar. Sie können anscheinend nichL auf endgülLige Formeln gebrachk werden,
aber sind von einer so sLarken, über jeden Zweifel erhabenen Krafk, sind immer
wirksam und so unumstößlich, daß sie geglaubk werden müssen. Demnach
kommk es auch gar nichk auf das Erjagen einer greifbaren GesLalL ihrer maLhe-
maLischen SchlüssigkeiL an, sondern vielmehr darauf, daß sie als große Idee
walken, offenbar, so lange es Menschen auf dieser WelL gibk.

Diese Idee in ihrer Gesamtheik isL also unverrückbar. Die Ausdrucksformen
des mcnschlichen Schasfens aller Zeiken und die SLandpunkke, von denen sol-
ches Schasfen nachprüfend und abwägend bekrachkeL wird, sind außerordentlich
verschieden, nicht nur individuell, sondern vor allem zeiklich schr verschieden.
Machen wir nun andeukungsweise die Probe**. Die ZeiLspannen, die wir Bau-
sLilen zuordnen, bemühen sich, ein cinmal vorgefaßkes Wunschbild ihrer 2luf-
fassung vom Schönen folgerichkig aus einer Grundidee zu erreichen. In dem

' Vgl. z. B. „Musterentwürfe" ll. dgl. in „Kunsi auf dem Lande', Derl. Velhagen K Klasing.
" sotge hicr Gedankengängen, die u. a. Lco Adler sihärfer durchdacht hat.

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