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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 41,2.1928

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Heft 8 (Maiheft 1928)
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Egidy, Emmy von: Deutschland in drei Städtebildern, [3]: wie es sich für einen Auslandsdeutschen darstellt
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Halm, August: Erinnerungen an Hugo Wolf
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https://doi.org/10.11588/diglit.8884#0116

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deutsche Staakswesen aber, als Verkörperung des N!ordens, ebenso wrchtig wie
Köln, brldek es mit diesem das notwenidige Gegengewicht gegcnüber den Be-
mühungen Berlins um absolute Vorherrschast. Wir vcreinigen viel zu ver-
schicdenc und verschieden lebendige Stämme, als daß sie in einem Stadkbild
ausgleichcnd dargeslellt sein könnten. Ilnd gerade Berlin, diese volklich
so schwach geslüHte Skadk, wird nie ein Ausdruck des Dentschtums sein. All
seine bei diesem Anspruch empsundenen Schwächen und Mängel dagegen kön-
nen zu Werten werden, sobald es als eine Stadt unter vielen, als die östliche
Hauptstadt, als die Stadt dcs Marktes dieses so vielsältig zusamniengesetzteu
Landes angesehen wird.

Wcnn wir die Katastrophe, in der wir noch immer stehen, überlebcn, so dankeu
wir das nicht in erster Linie nnserer wirtschasklicheu Tüchtigkeit und unserem
Arbeitsfleiß, nicht den Marktfähigkeiten Berlius und seiner gewiß beispiel-
losen Leistung. Wir werden das zu danken haben der Daseinskrast unseres
Bolkes, einer Krafk, in die der Einzelnc zwar einbezogen, aber doch so ausge-
löst ist, daß sie mehr ist aks die Summe aller besten Deutschen. An dieser ge-
heinnnsvollen Kraft hat der hamburgische Mensch cinen erstaunlich starken An
teil: verwachsen mit der Scholle, bluthaft geuährk aus ihr, erwachsen uuter dcn
Fittichen des Meeres, bewahrte er sich von diesem Zustrom elementar-bediugter
Mächte eiue Urtümlichkeit, die das Sein mehr betonk als die Leistung. Das
Sein aber ist die Qnelle, aus der wir werden leben kömien, nicht die Leistung,
aus der wir die Ansprüche unserer Feinde befriedigen. Deshalb bildet Ham-
burg neben Köln di'e andere große Hosfnung des Reiches.

Erinnerungen an Hugo Wols

Von August Halm

I

meinem letzren Besuch in Berlin hatte ich das Glück, Hugo Wolsö
Corregidor unter Bruno Walter zu hören. Seit der llrausführung iu
Mannheim hatte ich ihn nicht mehr gehörk. Um es gleich zu sageu: Bruno
Walters Darstellung scheint mir dem Geist des Werks nichk nur iu erheb-
lichem Maß, sondern auch wesentlich mehr gcrecht zu werden, und anch die
einzelnen Sänger haben nach meüier Aussassung dre hier gestellte Ausgabe
nicht nur nüt überlegenem Körmen gelöst, sondern auch besser verstanden. Und
so habe ich mich, neben aller Freude des Genießens der vielen Schönheiten,
doch auch mit Lieser Traucr gefragk, ob wohl Hugo Wolf selbst jemals ein
so gut und namentlich mit so viel Liebe ausgeführtes Bild dieser seiner Schöp-
fung vorgeßellt bekommen hat. Die Ikrausführung iu alleu Ehren: sie war
damals eine richtige Tak! In allen Ehren auch dre Leiftung, die Mühc und
eingehende Sorgfalt, die der Dirigent auf die Einstudierung verwandt hat.
lknd was er verrnissen ließ, war damals überhaupt so wenig vorhanden, daß
ihm der Mangel eigentlich kaum zu Lasten geschrieben werden darf. In jener
Zcit nämlich war man noch ganz bestimmk durch die große Oper, so daß man,
je ernster man ein musikalisches Bühnenwerk nahm, dieses ganz von selbst i'n
desto größere Nähe der großen Oper rückte. Nun weist der Corregidor ganz
ohne Zweifel Züge der großen Oper auf, und so war es erklärlich und ver-
 
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