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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 41,2.1928

DOI Heft:
Heft 10 (Juliheft 1928)
DOI Artikel:
Lindner, Werner: Heimatschutz und Ingenieurbaukunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.8884#0267

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dieses Baugedankens in die WirklichkeiL verlangk als makeriellen Träger der
KrafLforkpflanzung den Baufiosf. Beide, fiaLifches Syfiem und Baufioff,
fiehen in engfier Beziehung zueinander und bedingen sich gegenseiLig. Sie bilden
den Kern, aus dem das Bauwerk in seiner Form zunächfi roh und nnbehauen
als eine in großen Liuien den Baugedanken verkörpernde Lösung erwächfi. Alles,
was nach dieser urwüchsig fchöpferifcheu EnLwurfsarbeiL kommL, die die grund-
sähliche LösungsarL der Aufgabe fefilegL, dienL der Form an sich, ihrer feineren
aufgaben- und maLerialgerechLen DurcharbeiLuug... Fn konfiruktiver FeinarbeiL
wird die rohe Form geläuLerL, rm einzelnen durchgebildeL, und das MaLerial
sorgsamer gruppierL. So enLffehL aus der Form des primiLiv NnLürlichen, die
durch robufie, aber richLige WerLung der GrundgeseHe manchem massigen Bau-

Abb. rf. Alter Brennofen aus Oberschlefien. Die guk abgewogene kreppenartige Horizvntal-
gliederung ftellk die notwendige Dcrftärkung dcr Außenmauern dar.

werk älLcren DaLums eigen ifi, eine Form der ZweckmäßigkeiL, die die Jnge-
nieurbauLcn unseres wirLfchafLlichen ZciLalLcrs kennzeichneL."*

Diese WorLe fiehen am Ende eines ganz fchlichLen Büchleins, das aber deshalb
außerordenLlich werLvoll ifi, weil cin gewiegLer Statiker zeigL, in welch ur-
sächlichem Zusammenhang ZweckmäßigkeiL der KouffrukLion und gute Wir-
kung des Bauwerks ftehcn. Ein unenLfchieden wirkender Brückcnbogen cnL-
spricht den aufLretenden KräfLen nichL so guL wie ein anderer, desscn offensichL-
liche StraffheiL das Auge ohne weiteres erfreut. Manchen EisenbeLonbauken
fehlt die überzeugendc Wirkung von Bauten aus nakürlichem Makerial. Die
Urwüchsigkeit des Formenausdrucks des druckfeften Baufioffes kommL cben
beim biegungsfefien EisenbeLon sehr leichL abhandcn. „...weil die Form",
was der Berfasser vollkommcn eindeuiig und überzeugcnd belegt, „in ihrem
ftaLifchcu Inhalt begrifflich so außerordentlich einfach ifi, wird sie den feineren
Ilnkerfchieden ihres gedanklichcn Fnhalts besonders plaffifch Ausdruck verleihen
könncn. Von den laffentragenden, fchwerfälligen Stützen im Kellergefchoß eines
Lagergebäudes zu den hoheitsvollen jonifchen und korinthifchen Säulenformen,
von dem erdfchweren Bau nuLLelalLerlicher WachtLürme zu den frei in den Raum
hinauswachsenden Türmen gotifcher Kirchen zieht sich eine fein abgeffufte, kon-
Linuierliche Reihe von Formen." Llls „reiner Ausdruck des Kräftespiels" offen-

' Otto Bieligk „Über die Formgebung masswer Bauwerke", Zementverlag, Charlotkenburg.

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