Nun gibt es außer diesen deutsch-evangelischen Missionen anch noch deutsche
katholische Missionen, es gibt eine deutsche Medizinschule der Deutsch-
Asiatischen Gesellschast in Schanghai, es gibt drei junge deutsche In-
genieurschulen in Schanghai, Hankau und Tientsin und eine weitere An-
zahl deutscher Sprachschulen, auch das Deutsche Reichs-Marineamt hat
in Tsingtau ganz hervorragende deutsche Kultnrarbeit geleistet. Aber solche
Arbeiten haben die Angelsachsen neben ihren evangelischen Missionen
auch noch gehabt. Es ist also bedauerlicherweise heute die dentsche Kultur-
arbeit in China sehr klein im Verhältnis zu der der Angelsachsen. In
Iapan steht's ebenso, davon sprach ich vorhin schon.
Dementsprechend klein ist eben nun auch der deutsche Kultureinsluß:
„Wer spärlich sät, wird spärlich ernten." Die Deutschen haben in Ost-
asien spärlich gesät. Vor zwei Iahren schrieb im „Ostasiatischen Lloyd"
ein deutscher Kaufmann in Tientsin zu der Frage, warnm der dentsche
Linfluß in Ostasien so gering sei: „Nach meiner Ansicht ist das Fehlen
eines gesnnden, opfersreudigen Idealismus (bei den Deutschen) eine der
Arsachen. Den deutschen Bestrebungen stehen nicht die großen Mittel zur
Verfügung, die den englischen und amerikanischen Lehranstalten nnd Mis-
sionen von klugen Geschästsleuten und frommen Seelen aus Amerika
und England zufließen. Ls ist daher unmöglich, diese englisch-amerikanische
Flut aufzuhalten, wenn die Deutschen hier draußen sich nicht von ihrem
Materialismns und ihrem Kastengeist freimachen."
Das gilt von den Deutschen in der Heimat erst recht. Die Angelsachsen
haben Iahrzehnte hindurch für die Interessen ihrer Länder in Ostasien jedes
Iahr Millionen sreiwillig geopfert. Wir Deutschen haben zwar jedes Iahr
für den Alkohol 3500 Millionen Mark übrig gehabt, aber nicht zwei
Millionen für die deutsche Geisteskultur nnter den Ostasiaten, und das
heißt: nnter dem dritten Teil der ganzen Menschheit. Kann es uns
gleichgültig sein, ob die uns kennen und hochschätzen oder, aufgehetzt,
uns verachten? Und heißt es nicht mit Recht: Der Handel geht der
Sprache nach?
Wir, die wir uns so gern das Volk des Idealismus nennen, haben
diesen Idealismus vor dem Kriege nicht gehabt.
Wir werden die Welt des Ostens nur dann sür uns gewinnen, wenn
wir auch, wie nnsere Konkurrenten, in Zukunft große Geldopfer bringen
nnd hiersür ernste Arbeit leisten, in größtem Maßstabe, um unserm Deutsch-
tum dort Freunde zu gewinnen. Das müssen freie Organisationen tun,
Werke, wie die alten, in orthodoxem Geiste arbeitenden Missionen, wie
der in religiös-weitherziger Art arbeitende Allgemeine Evangelisch-Pro-
testantische Missionsverein, wie die Deutsch-Asiatische Gesellschaft, die
interkonfessionell ist und ohne religiöse Grnndlage draußen arbeitet. So
kann jeder da helfen, wo es seiner Art entspricht. Die Hanptsache
ist, daß nicht nur „etwas" geschieht, sondern Großes.
So allein kommen wir, mit klarem, realpolitischem Blick, aus dem
unfruchtbaren Uns-Entrüsten nnd Uns-Beklagen heraus aus den Weg,
der vorwärts führt. sm^ Iohannes Witte
katholische Missionen, es gibt eine deutsche Medizinschule der Deutsch-
Asiatischen Gesellschast in Schanghai, es gibt drei junge deutsche In-
genieurschulen in Schanghai, Hankau und Tientsin und eine weitere An-
zahl deutscher Sprachschulen, auch das Deutsche Reichs-Marineamt hat
in Tsingtau ganz hervorragende deutsche Kultnrarbeit geleistet. Aber solche
Arbeiten haben die Angelsachsen neben ihren evangelischen Missionen
auch noch gehabt. Es ist also bedauerlicherweise heute die dentsche Kultur-
arbeit in China sehr klein im Verhältnis zu der der Angelsachsen. In
Iapan steht's ebenso, davon sprach ich vorhin schon.
Dementsprechend klein ist eben nun auch der deutsche Kultureinsluß:
„Wer spärlich sät, wird spärlich ernten." Die Deutschen haben in Ost-
asien spärlich gesät. Vor zwei Iahren schrieb im „Ostasiatischen Lloyd"
ein deutscher Kaufmann in Tientsin zu der Frage, warnm der dentsche
Linfluß in Ostasien so gering sei: „Nach meiner Ansicht ist das Fehlen
eines gesnnden, opfersreudigen Idealismus (bei den Deutschen) eine der
Arsachen. Den deutschen Bestrebungen stehen nicht die großen Mittel zur
Verfügung, die den englischen und amerikanischen Lehranstalten nnd Mis-
sionen von klugen Geschästsleuten und frommen Seelen aus Amerika
und England zufließen. Ls ist daher unmöglich, diese englisch-amerikanische
Flut aufzuhalten, wenn die Deutschen hier draußen sich nicht von ihrem
Materialismns und ihrem Kastengeist freimachen."
Das gilt von den Deutschen in der Heimat erst recht. Die Angelsachsen
haben Iahrzehnte hindurch für die Interessen ihrer Länder in Ostasien jedes
Iahr Millionen sreiwillig geopfert. Wir Deutschen haben zwar jedes Iahr
für den Alkohol 3500 Millionen Mark übrig gehabt, aber nicht zwei
Millionen für die deutsche Geisteskultur nnter den Ostasiaten, und das
heißt: nnter dem dritten Teil der ganzen Menschheit. Kann es uns
gleichgültig sein, ob die uns kennen und hochschätzen oder, aufgehetzt,
uns verachten? Und heißt es nicht mit Recht: Der Handel geht der
Sprache nach?
Wir, die wir uns so gern das Volk des Idealismus nennen, haben
diesen Idealismus vor dem Kriege nicht gehabt.
Wir werden die Welt des Ostens nur dann sür uns gewinnen, wenn
wir auch, wie nnsere Konkurrenten, in Zukunft große Geldopfer bringen
nnd hiersür ernste Arbeit leisten, in größtem Maßstabe, um unserm Deutsch-
tum dort Freunde zu gewinnen. Das müssen freie Organisationen tun,
Werke, wie die alten, in orthodoxem Geiste arbeitenden Missionen, wie
der in religiös-weitherziger Art arbeitende Allgemeine Evangelisch-Pro-
testantische Missionsverein, wie die Deutsch-Asiatische Gesellschaft, die
interkonfessionell ist und ohne religiöse Grnndlage draußen arbeitet. So
kann jeder da helfen, wo es seiner Art entspricht. Die Hanptsache
ist, daß nicht nur „etwas" geschieht, sondern Großes.
So allein kommen wir, mit klarem, realpolitischem Blick, aus dem
unfruchtbaren Uns-Entrüsten nnd Uns-Beklagen heraus aus den Weg,
der vorwärts führt. sm^ Iohannes Witte