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Kunstwart und Kulturwart — 28,4.1915

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Heft 22 (2. Augustheft 1915)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14421#0156

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selbstsüchtiger Gebieter. Den Kin-
dern gegenüber aber offenbart sie
Liebe und Opfersreudigkeit. Hier
liegen die stärksten Empfindungen,
die feinsten Gemütsregungen der
Frau des Volkes, und diese Kräfte gilt
es von einer Erwerbstätigkeit frei zu
machen, die keinen inneren Beruf be-
deutet. Wo die Mütter nach Verstand
wie nach Gemüt unfähig sind, ihrer
heiligsten Aufgabe nachzukommen,
sind alle Teile besser daran, wenn
sie dem Lrwerb nachgeht und die
Kinder in Bewahranstalten und Hor--
ten untergebracht werden. Wo aber
ein wirklicher Muttersinn vorliegt,
und das ist doch die Regel, da sollte
dieser Mutterberuf auch als Beruf
gewertet werden. Er darf nicht zu
einer Nebenbeschäftigung herabsin-
ken, die in den spärlichen Freistun-
den mit dem Rest körperlicher und
geistiger Spannkraft, den die Be-
rufsarbeit übrig läßt, ausgeübt wird.

Namentlich gilt dies für die Hin-
terbliebenen unserer Krieger. Hier
leiden die Kinder ohnehin schon
schwer unter dem Verlust des Va-
ters. Das zeigt sich bereits in stei-
gender Kriminalität der Iugend-
lichen. Erhalten wir ihnen wenig-
stens die Mutter! Das Notwendigste
ist, für die Kriegerwitwen mit meh-
reren und kleineren Kindern, die vor
dem Kriege nicht am Erwerbsleben
teilnahmen, jeden Zwang zum Ver-

dienen zu beseitigen. Iene Familien
des Arbeiter- und kleineren Mittel-
standes, deren Haupt seinen Stolz
darein setzte, die Frau für die Be-
sorgung des Haushaltes und der Kin-
der freizuhaben, sollten auf dieser
Stufe erhalten bleiben. Das erfor-
dert nicht nur die Dankbarkeit gegen
die, die um unsertwillen den Hel-
dentod starben, sondern auch die Zu-
kunft unsrer deutschen Volkskultur, die
sich nur dann gesund entwickeln kann,
wenn sie sich auf einem Geschlecht
gesunder, tüchtiger, arbeitsfreudiger
Menschen aufbaut. KätheGaebel

„Kriegsziele"

eutschland muß srei und stark
sein, nicht bloß, damit es sich
gegen diesen oder jenen Nachbarn
oder überhaupt gegen jeden Feind
verteidigen könne, sondern deswegen,
weil nur eine auch uach außen hin
starke Nation den Geist in sich be-
wahrt, aus dem auch alle Segnun-
gen im Innern strömen; es muß
frei und stark sein, um das, auch
wenn es nie einer Prüfung ausge-
setzt würde, notwendige Selbstgefühl
zu nähren, seiner Nationalentwick-
lung ruhig und ungestört nachzu-
gehen und die wohltätige Stelle, die
es in der Mitte der europäischen
Nationen für dieselben einnimmt,
dauernd behaupten zu können.

Wilhelm von Humboldt

Unsre Bilder und Noten

>2^ rnte heißt das Losungswort dieser Tage. Zwar davon, daß Sieg
»V^oder Niederlage unseres Volks von ihr abhinge, davon ist heute
^^ja keine Rede mehr. Dennoch: hat Deutschland je eine Ernte einge-
bracht, die so wichtig war, wie die heurige? Die Gedanken von Hundert-
tausenden wenden sich ihr zu, die ihr zu andern Zeiten ferngeblieben
wären. Und mit der Teilnahme am Wirtschaftlichen wächst auch die an
dem großen Lebensvorgange, der sich draußen abspielt, und an
seinen innerlichen wie Lußeren Schönheiten.

Robert Budzinski, den unsre Freunde aus dem tiesernsten Dürer-
bund-Gedenkblatt für Gefallene kennen gelernt haben, dessen Verkleinerung
vor unserm 20. Hefte stand, führt uns heute ins allersonnigste Leben.
Auch sein „Heißer Tag^ ist im Originale ein Druckschnitt, und der Be-

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