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Kunstwart und Kulturwart — 28,4.1915

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Heft 19 (1. Juliheft 1915)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14421#0055

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diesen Verbündeten der Westmächte,
die man mit solchen Bildern füttert,
auch ihnen wird eingeredet: sie
kämpsten für Freiheit und Gesittung
gegen die deutsche Barbareil ^

Krieg und deutsche Mode

^n der Dürerbundflugschrift,
Odie diese Äberschrift trägt, erör-
tert Prosessor Rudolf Bosselt,
der Direktor der Kunstgewerbeschule
in Magdeburg, die Möglichkeit einer
künftigen „deutschen Mode". Er
weist znnächst die Hygieniker und die
Ethiker ab, die das Problem allein
von gesundheitlichen oder sittlichen
Bestrebungen aus lösen wollen. Ge-
sundheit und Sittlichkeit sollen die
„Korrektive" der Mode, aber nicht
Zwangsjacken sür sie sein. Line
„deutsche Mode" entsteht nicht aus
der Anwendnng nur gesundheitlicher
und sittlicher Normen, sondern sie
muß eben aus dem „Mode schaffen-
den Trieb" kommen, sonst wird sie
die Pariser Mode nicht ablösen kön-
nen. Dann stellt Bosselt die Frage,
ob die gegenwärtige Schafsnng einer
deutschen Mode, für die der Zeit-
punkt ja günstig ist, uns wirklich
dauernd zu einer solchen führen
könne. Die Lsthetische Kraft, die da-
zu nötig ist, haben wir zweisellos,
sie ist der französischen überlegen,
es fehlt uns nur das Selbstvertrauen.
Und es fehlte uns bisher an jenem

eigentümlichen Zusammenarbeiten
geschulter Kräfte, aus dem in Paris
die Mode entsteht. Bosselt gibt ein
anschauliches Bild davon und ver-
gleicht die sranzösischen technischen
Grundlagen des Modeschassens mit
den Verhältnissen in Deutschland.
Wir müssen jenes „Zusammenarbei-
ten" in Paris bewußt durch Organi-
sationen ersetzen, für die Bosselt be-
stimmte Vorschläge macht. Zum
Schluß ruft er die Frauen und Mäd-
chen auf, von deren Verhalten zu
den neuen Bestrebungen letzten Lndes
der ganze Erfolg abhängt. — Die
Flugschrift kostet in Nmschlag
30 Psg., für Dürerbundmitglieder in
besonderer Ausgabe ohne Nmschlag
20 Psg. fwj Der Dürerbund

Das Vaterland in uns

nser Vaterland ist mit uns, in
uns, Deutschland lebt in uns,
wir stellen es dar, mögen wir wollen
oder nicht, in jedem Lande, dahin
wir nns verfügen, unter jeder Zone.
Wir beruhen darauf von Anfang
an und können uns nicht emanzipie-
ren. Dieses geheime Etwas, das
den Geringsten ersüllt, wie den Vor-
nehmsten — diese geistige Lust, die
wir aus- und einatmen —, geht
aller Staatsversassung vorher, be-
lebt und erfüllt alle ihre Formen.

Leopold von Ranke

Unsre Bilder und Noten

^>«^as Blatt, das wir mit steindruckartigem Verfahren in einem Füns-
^-H^plattendruck auf sogenanntem „Iapanpapier" vor unser Heft setzen,
die „Blühenden Kastanien" von Hermann Maier, bittet um
die besondere Beachtung unsrer Freunde. Man darf es nämlich wohl ein
„Kunstblatt" nennen. Nicht so sehr wegen der recht kostspieligen Repro-
duktion, die in einer Zeitschrift vom Preise des Kriegskunstwarts einen
neuen Rekord an Aufwendung bedeuten dürfte, als deshalb, weil es nicht
als Abbildung, sondern schon s o, wie es ist, die Genüsse seiner
Bildkunst vermittelt. Wir halten den Rat nicht für zn anspruchsvoll:
solche Blätter etwa einen Zentimeter weit ums eigentliche Bild zu beschnei-
den, sie dann aus einen größeren weißen oder grauen Bogen zn hesten

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