Die Völker Europas sind die Thronforderer. Sie glauben alle, der
Weisheit Schluß sei der Kampf um die Vorherrschaft und möglichste Er-
weiterung der Grenzen; der Friede aber ruhe im Gleichgewicht. Der Kluge
sei der, welcher es sertig bringe, alle gegeneinanderzuhetzen und — selbst
nach Möglichkeit außen bleibend — die zur Ader Gelassenen, Geschwächten
zu beherrschen.
Ich hörte vor kurzem ernste, um ihr Vaterland besorgte Männer mit-
einander sprechen. Deutschland habe kein eigentliches Ziel für diesen Krieg,
sagten sie. Es ist ein Befreiungskampf, und die Begeisterung wird aus-
reichen für diesen nächsten Zweck. Aber dann? Alles, was durch den
Krieg erreicht werden kann, konnte auch ohne ihn errungen werden. Kein
Ziel, das den Bluteinsatz lohnt. So ist dieser Krieg sür uns nichts als eine
Flickarbeit an dem zerrissenen Werk unsrer geschlagenen Diplomatie.
Gebt Deutschland ein Ziel, nach dem es sich in diesem Krieg strecke, und für
das dieser Krieg notwendig war. Das etwas „größere Deutschland" — das ist
ein lahmer Ersatz sür ein Ziel, wenn man durchaus keines weiß. Die Erb-
schaft Englands? Wir sind heute zu sehr geschichtlich wissend, um mit offenen
Augen uns ein Ziel setzen zu können, von dem wir wissen, es läust im zer-
fahrenen Geleise der alten Weltreiche, deren Bestand die Geschichte wider-
legt hat, es zieht uns in einen Weg, der nicht vorwärts führt, sondern das
Drehen eines Rades ist, auf dem heruntergeht, was hinaufkam. Gebt
Deutschland ein Ziel, das nicht auf das Rad geflochten ist, ein Ziel, das
sein innerstes Lebenswollen ausspricht und in ein unendliches Vorwärts
reicht. Gebt ihm das Ziel, nach dem noch kein Volk gegriffen hat, weil
im entscheidenden Augenblick ein jedes bisher der Versuchung des klein-
lichen Scheinzieles erlag, das der böse Geist auf dem sehr hohen Berge zeigt.
Gebt unserm Land den Königsgedanken, der ihm ja doch in die Wiege ge-
legt ward, das höchste Ziel, das zu ergreifen kein Volk bisher Selbst-
beherrschung, Gerechtigkeit, Freiheitsliebe genug hatte.
Gebt ihm das Ziel verbündeter Hände rings um die Erde, das ,Ziel
der selbständigen Volkspersönlichkeiten, die ein gemeinsames Wachsen orga-
nisieren.
Das Volk, das das Wort der Zukunft heraufholt, das Wort, das der
Sieg ist, — das wird auch den Sieg haben. Artur Bonus
Jm Kriege selber ist das Letzte nicht der Krieg
^^^^it vollem Vertrauen aus sein gutes Recht und sein gutes Schwert
I / ist das deutsche Volk in den ihm aufgedrungenen Kampf um seine
v-Stellung in der Welt gezogen. So Gott will dann durch all
die Kämpse bis zum Siegereinzug durchs Brandenburger Tor! Aber
wir dürfen auf dem Pariser Platz nicht stehen bleiben. Wir müssen schon
jetzt den Blick weiter lenken aus die gewaltigen Möglichkeiten, die der
Sieg uns schafsen kann, und nach einer Antwort auf die Frage suchen:
wie wollen wir diese Möglichkeiten werten?
Besitz ist Verantwortung, das gilt vom materiellen wie vom geistigen
Besitz. Die Größe jener Verantwortung, die die Weltmacht, um die wir
kämpsen, uns auferlegt, können wir nur ahnen, wenn wir vorwärts blicken;
aber die Lrkenntnis ihrer Größe geht uns auf, wenn wir rückwärts schauen
und sehen, welchen Einfluß die Weltmächte der Vergangenheit auf das
kulturelle Werden der Menschheit ausgeübt haben.
86
Weisheit Schluß sei der Kampf um die Vorherrschaft und möglichste Er-
weiterung der Grenzen; der Friede aber ruhe im Gleichgewicht. Der Kluge
sei der, welcher es sertig bringe, alle gegeneinanderzuhetzen und — selbst
nach Möglichkeit außen bleibend — die zur Ader Gelassenen, Geschwächten
zu beherrschen.
Ich hörte vor kurzem ernste, um ihr Vaterland besorgte Männer mit-
einander sprechen. Deutschland habe kein eigentliches Ziel für diesen Krieg,
sagten sie. Es ist ein Befreiungskampf, und die Begeisterung wird aus-
reichen für diesen nächsten Zweck. Aber dann? Alles, was durch den
Krieg erreicht werden kann, konnte auch ohne ihn errungen werden. Kein
Ziel, das den Bluteinsatz lohnt. So ist dieser Krieg sür uns nichts als eine
Flickarbeit an dem zerrissenen Werk unsrer geschlagenen Diplomatie.
Gebt Deutschland ein Ziel, nach dem es sich in diesem Krieg strecke, und für
das dieser Krieg notwendig war. Das etwas „größere Deutschland" — das ist
ein lahmer Ersatz sür ein Ziel, wenn man durchaus keines weiß. Die Erb-
schaft Englands? Wir sind heute zu sehr geschichtlich wissend, um mit offenen
Augen uns ein Ziel setzen zu können, von dem wir wissen, es läust im zer-
fahrenen Geleise der alten Weltreiche, deren Bestand die Geschichte wider-
legt hat, es zieht uns in einen Weg, der nicht vorwärts führt, sondern das
Drehen eines Rades ist, auf dem heruntergeht, was hinaufkam. Gebt
Deutschland ein Ziel, das nicht auf das Rad geflochten ist, ein Ziel, das
sein innerstes Lebenswollen ausspricht und in ein unendliches Vorwärts
reicht. Gebt ihm das Ziel, nach dem noch kein Volk gegriffen hat, weil
im entscheidenden Augenblick ein jedes bisher der Versuchung des klein-
lichen Scheinzieles erlag, das der böse Geist auf dem sehr hohen Berge zeigt.
Gebt unserm Land den Königsgedanken, der ihm ja doch in die Wiege ge-
legt ward, das höchste Ziel, das zu ergreifen kein Volk bisher Selbst-
beherrschung, Gerechtigkeit, Freiheitsliebe genug hatte.
Gebt ihm das Ziel verbündeter Hände rings um die Erde, das ,Ziel
der selbständigen Volkspersönlichkeiten, die ein gemeinsames Wachsen orga-
nisieren.
Das Volk, das das Wort der Zukunft heraufholt, das Wort, das der
Sieg ist, — das wird auch den Sieg haben. Artur Bonus
Jm Kriege selber ist das Letzte nicht der Krieg
^^^^it vollem Vertrauen aus sein gutes Recht und sein gutes Schwert
I / ist das deutsche Volk in den ihm aufgedrungenen Kampf um seine
v-Stellung in der Welt gezogen. So Gott will dann durch all
die Kämpse bis zum Siegereinzug durchs Brandenburger Tor! Aber
wir dürfen auf dem Pariser Platz nicht stehen bleiben. Wir müssen schon
jetzt den Blick weiter lenken aus die gewaltigen Möglichkeiten, die der
Sieg uns schafsen kann, und nach einer Antwort auf die Frage suchen:
wie wollen wir diese Möglichkeiten werten?
Besitz ist Verantwortung, das gilt vom materiellen wie vom geistigen
Besitz. Die Größe jener Verantwortung, die die Weltmacht, um die wir
kämpsen, uns auferlegt, können wir nur ahnen, wenn wir vorwärts blicken;
aber die Lrkenntnis ihrer Größe geht uns auf, wenn wir rückwärts schauen
und sehen, welchen Einfluß die Weltmächte der Vergangenheit auf das
kulturelle Werden der Menschheit ausgeübt haben.
86