farben, Meisterwerken der Feinmechanik, kunstgewerblichen Erzeugnissen
bereichern, die uns das Ausland nicht nachmachen kann, so gereicht uns
das zu hoher Ehre. Wenn wir dagegen in allen fünf Erdteilen mit ge-
wöhnlichen Geweben und Maschinen hausieren gehen, die überall hergestellt
werden können, und dabei uns mit englischen und amerikanischen Kon-
kurrenten herumbalgen, die wir zu unterbieten oder in der Reklame zu
überbieten versuchen, so ist das ordinärer, gemeiner Schacher. Wie hat
man diese Monate über bei uns den englischen Krämergeist lächerlich und
verächtlich gemacht! Ia, kann denn ein Volk von Krämern einen andern
Geist haben als den Krämergeist? Die Engländer, die unter dem Schwarzen
Prinzen Frankreich eroberten, Shakespere und Milton sind noch keine
Krämer gewesen, und der Geist, der sie beseelte, war von dem Geiste Luthers,
Goethes, Bismarcks nicht dem Wesen nach verschieden. Und dieselben Leute
nun, die den englischen Krämergeist schelten, wollen uns selbst in ein Volk
von Krämern verwandeln, in einen Zustand versinken lassen, dessen Schmach
sie mit den Euphemismen Seeherrschaft und Weltmacht verhüllen.
And ist es nicht eine weitere Schmach, wenn Hunderttausende von Deut--
schen in England, Frankreich, Italien, Agypten, Amerika als Kellner und
Handlungsgehilfen um Arbeit betteln, die in Osteuropa und Westasien als
Ingenieure, Fabrikdirektoren, Fabrikausseher und Landwirte Leitungsarbeit
verrichten könnten, wenn Hunderttausende von deutschen Mädchen sich im
Auslande als Lehrerinnen und Kindermädchen herumplagen müssen, die
als Gattinnen der im Osten zu beschäftigenden Leitungsarbeiter versorgt
werden könnten?
Die hier gestellte Aufgabe, die den meisten Lesern als eine vhantastische
Rtopie erscheinen mag, ist in Wirklichkeit bei den heutigen Verkehrs- und
technischen Hilfsmitteln leichter zu lösen, als die war, welche die branden-
burgischen Markgrafen und der Deutsche Orden glücklich gelöst haben.
Carl Ientsch
Vom tzeute fürs Morgen
Ehrgeiz und Sachlichkeit
eutsche unter den Kritikern des
Deutschtums behaupten, daß vie-
len von uns das „Lhrgefühl" fehle.
Wie anders in Frankreichl Wie
flammt da das ganze Volk auf, wenn
etwas geschieht, das irgendwie als
Nichtachtung oder Beleidigung auf-
gefaßt werden könnte!
In der Tat war ganz erstaunlich,
was für ausgesuchte Grobheiten, in
össentlicher Rede von den verant-
wortlichen Obrigkeiten fremder Staa-
ten uns erteilt, wir seit etwa einem
Iahrzehnt haben schlucken müssen
und geschluckt haben, ohne sie zu
vergelten. Ohne besonderes Tempe-
rament, eher wie gelangweilt be-
richtete man diese Dinge. Man
untersuchte ganz sachlich, ob Gruni>
sei, sich aufzuregen, und kam meist
dazu, daß es sich aushalten lasse.
In solcher Anempsindlichkeit kann
eine Schwierigkeit liegen. Findet
der verantwortliche Staatsmann, daß
in einem gegebenen Augenblick der
Ruf nach den Waffen die beste Lö-
sung sei, so hat er es in Frankreich
nicht allzu schwer, das Volk mitzu-
reißen. Anlässe, wie sie da genügen,
sind immer schnell zu finden. Zu-
mal die Ruhmsucht ist immer wach,
und als Beleidigung wird im
Grunde schon empfunden, was ihr
entgegentritt.
Wir Deutschen sind gegen die
bereichern, die uns das Ausland nicht nachmachen kann, so gereicht uns
das zu hoher Ehre. Wenn wir dagegen in allen fünf Erdteilen mit ge-
wöhnlichen Geweben und Maschinen hausieren gehen, die überall hergestellt
werden können, und dabei uns mit englischen und amerikanischen Kon-
kurrenten herumbalgen, die wir zu unterbieten oder in der Reklame zu
überbieten versuchen, so ist das ordinärer, gemeiner Schacher. Wie hat
man diese Monate über bei uns den englischen Krämergeist lächerlich und
verächtlich gemacht! Ia, kann denn ein Volk von Krämern einen andern
Geist haben als den Krämergeist? Die Engländer, die unter dem Schwarzen
Prinzen Frankreich eroberten, Shakespere und Milton sind noch keine
Krämer gewesen, und der Geist, der sie beseelte, war von dem Geiste Luthers,
Goethes, Bismarcks nicht dem Wesen nach verschieden. Und dieselben Leute
nun, die den englischen Krämergeist schelten, wollen uns selbst in ein Volk
von Krämern verwandeln, in einen Zustand versinken lassen, dessen Schmach
sie mit den Euphemismen Seeherrschaft und Weltmacht verhüllen.
And ist es nicht eine weitere Schmach, wenn Hunderttausende von Deut--
schen in England, Frankreich, Italien, Agypten, Amerika als Kellner und
Handlungsgehilfen um Arbeit betteln, die in Osteuropa und Westasien als
Ingenieure, Fabrikdirektoren, Fabrikausseher und Landwirte Leitungsarbeit
verrichten könnten, wenn Hunderttausende von deutschen Mädchen sich im
Auslande als Lehrerinnen und Kindermädchen herumplagen müssen, die
als Gattinnen der im Osten zu beschäftigenden Leitungsarbeiter versorgt
werden könnten?
Die hier gestellte Aufgabe, die den meisten Lesern als eine vhantastische
Rtopie erscheinen mag, ist in Wirklichkeit bei den heutigen Verkehrs- und
technischen Hilfsmitteln leichter zu lösen, als die war, welche die branden-
burgischen Markgrafen und der Deutsche Orden glücklich gelöst haben.
Carl Ientsch
Vom tzeute fürs Morgen
Ehrgeiz und Sachlichkeit
eutsche unter den Kritikern des
Deutschtums behaupten, daß vie-
len von uns das „Lhrgefühl" fehle.
Wie anders in Frankreichl Wie
flammt da das ganze Volk auf, wenn
etwas geschieht, das irgendwie als
Nichtachtung oder Beleidigung auf-
gefaßt werden könnte!
In der Tat war ganz erstaunlich,
was für ausgesuchte Grobheiten, in
össentlicher Rede von den verant-
wortlichen Obrigkeiten fremder Staa-
ten uns erteilt, wir seit etwa einem
Iahrzehnt haben schlucken müssen
und geschluckt haben, ohne sie zu
vergelten. Ohne besonderes Tempe-
rament, eher wie gelangweilt be-
richtete man diese Dinge. Man
untersuchte ganz sachlich, ob Gruni>
sei, sich aufzuregen, und kam meist
dazu, daß es sich aushalten lasse.
In solcher Anempsindlichkeit kann
eine Schwierigkeit liegen. Findet
der verantwortliche Staatsmann, daß
in einem gegebenen Augenblick der
Ruf nach den Waffen die beste Lö-
sung sei, so hat er es in Frankreich
nicht allzu schwer, das Volk mitzu-
reißen. Anlässe, wie sie da genügen,
sind immer schnell zu finden. Zu-
mal die Ruhmsucht ist immer wach,
und als Beleidigung wird im
Grunde schon empfunden, was ihr
entgegentritt.
Wir Deutschen sind gegen die