auch fremder, nichtenglischer Reisender. Die englische „Weltmacht" wird
nach dem Kriege hofsentlich auch in den deutschen Hotels — ich empfehle
dafür übrigens das gute Wort „Fremdenhof", das man dafür geprägt
hat — zu Lnde gegangen sein.
Ebensowenig gehören zum Wesen des Fremdenverkehres die schamlosen
Reklameausschreitungen der Fremdenindnstrie-Unternehmungen. Sie dienen
nur deren Wettbewerb untereinander, nicht den Fremden und verekeln
den feiner Fühlenden nnter ihnen das Reisen ebenso wie uns.
Das gleiche gilt von der aufdringlichen, schlechten Erscheinung so vieler
Fremdenverkehrszurüstungen: Hotels, Bergbahnen, Weganlagen, Verschöne--
rungswesen usw. Auf Ort und Art ihrer Ausführung gesetzlich allen
Linfluß zu nehmen, bedeutet geradezu einen Schutz der in Natur und
Kunst unsres Landes gelegenen Fremdenverkehrswerte für die Zukunft
vor dem Raubbau nur aus augenblicklichen Gewinn berechneter Fremden-
industrie-Unternehmungen. Das sind nicht bloß Forderungen des ver-
meintlich unpraktischen Heimatschutzes, sondern auch solche einer weit-
blickenden Fremdenverkehrsförderung, wie sie beispielsweise der Landes-
verkehrsrat von Tirol ausübt. Zudem schließt gerade das Gebiet des
Unterkunfts- und Verkehrsbauwesens im Dienste des Fremdenverkehres
so bedeutende künstlerische Probleme in sich, daß hier ein die Profit-
willkür eindämmender Zwang der künstlerischen Lösung für den äußeren
Ausdruck moderner Lebensbedürfnisse und dem Entstehen neuer Kunst-
werte eine verheißungsvolle Aussicht eröffnen kann.
Und warum reden wir heute schon, da noch das Ende des Krieges
nicht einmal in Aussicht ist, von dem künftigen Verhältnis zu den Frem-
den und nicht bloß vom gegenwärtigen? Weil wir meinen, daß für das
Handeln in der Gegenwart notwendig und maßgebend ist, zu wissen,
was man in Zukunft will. Handelt man ohne diese Voraussicht, so schafst
das, was man unter einem augenblicklichen Eindruck tut, ost schwer zu
beseitigende Hindernisse für das, was man später erreichen möchte.
Wir brauchen nicht zu besorgen, es könnte jemand unser schonendes
Verhalten gegen die Fremden für Schwäche halten. Kraft ist nicht das-
selbe wie Härte, und wir wollen uns von dieser, unsrer soldatischen, deut-
schen Art durch nichts abbringen lassen. Wir haben dabei auch eines
vor Augen, was von deutschem Wesen nicht zu trennen ist: daß nämlich
unsere Aufnahmefähigkeit für jedes Kulturelement und unsere Kraft, es
in unsrer Art weiter zu entwickeln und zu steigern, die deutsche Kultur
zur Weltkultur macht. Das Streben nach solcher Art von „Weltherrschast"
wollen wir nicht leugnen. Der Weltherrschast des Nehmens, die uns be-
kämpst, wollen wir die des Gebens entgegensetzen. soO Karl Giannoni
Musterbuch-Kitsch
^^^-eulich hat jemand gesagt, auch der Kitsch habe sein Gutes. Das hat
a er auch immerhin, wenn er zwar schwachen Geistes aber doch guten
^ ^"Willens dem Bürger macht, was der Bürger haben will, weil der
Kitschmacher auch so, wie der Bürger, wenn man das Wort mißbrauchen
darf: „schaut". Zwar hat solcher Kitsch mit Kunst nicht viel vom Eigent-
lichen gemein: er teilt nicht Selbstgefundenes mit und weckt nicht Schlum-
merndes auf, und er bereichert also weder, noch stärkt er oder vertieft er,
ach nein, er sagt nur: es wird dich freuen, Bürger, deine Seele von mir
nach dem Kriege hofsentlich auch in den deutschen Hotels — ich empfehle
dafür übrigens das gute Wort „Fremdenhof", das man dafür geprägt
hat — zu Lnde gegangen sein.
Ebensowenig gehören zum Wesen des Fremdenverkehres die schamlosen
Reklameausschreitungen der Fremdenindnstrie-Unternehmungen. Sie dienen
nur deren Wettbewerb untereinander, nicht den Fremden und verekeln
den feiner Fühlenden nnter ihnen das Reisen ebenso wie uns.
Das gleiche gilt von der aufdringlichen, schlechten Erscheinung so vieler
Fremdenverkehrszurüstungen: Hotels, Bergbahnen, Weganlagen, Verschöne--
rungswesen usw. Auf Ort und Art ihrer Ausführung gesetzlich allen
Linfluß zu nehmen, bedeutet geradezu einen Schutz der in Natur und
Kunst unsres Landes gelegenen Fremdenverkehrswerte für die Zukunft
vor dem Raubbau nur aus augenblicklichen Gewinn berechneter Fremden-
industrie-Unternehmungen. Das sind nicht bloß Forderungen des ver-
meintlich unpraktischen Heimatschutzes, sondern auch solche einer weit-
blickenden Fremdenverkehrsförderung, wie sie beispielsweise der Landes-
verkehrsrat von Tirol ausübt. Zudem schließt gerade das Gebiet des
Unterkunfts- und Verkehrsbauwesens im Dienste des Fremdenverkehres
so bedeutende künstlerische Probleme in sich, daß hier ein die Profit-
willkür eindämmender Zwang der künstlerischen Lösung für den äußeren
Ausdruck moderner Lebensbedürfnisse und dem Entstehen neuer Kunst-
werte eine verheißungsvolle Aussicht eröffnen kann.
Und warum reden wir heute schon, da noch das Ende des Krieges
nicht einmal in Aussicht ist, von dem künftigen Verhältnis zu den Frem-
den und nicht bloß vom gegenwärtigen? Weil wir meinen, daß für das
Handeln in der Gegenwart notwendig und maßgebend ist, zu wissen,
was man in Zukunft will. Handelt man ohne diese Voraussicht, so schafst
das, was man unter einem augenblicklichen Eindruck tut, ost schwer zu
beseitigende Hindernisse für das, was man später erreichen möchte.
Wir brauchen nicht zu besorgen, es könnte jemand unser schonendes
Verhalten gegen die Fremden für Schwäche halten. Kraft ist nicht das-
selbe wie Härte, und wir wollen uns von dieser, unsrer soldatischen, deut-
schen Art durch nichts abbringen lassen. Wir haben dabei auch eines
vor Augen, was von deutschem Wesen nicht zu trennen ist: daß nämlich
unsere Aufnahmefähigkeit für jedes Kulturelement und unsere Kraft, es
in unsrer Art weiter zu entwickeln und zu steigern, die deutsche Kultur
zur Weltkultur macht. Das Streben nach solcher Art von „Weltherrschast"
wollen wir nicht leugnen. Der Weltherrschast des Nehmens, die uns be-
kämpst, wollen wir die des Gebens entgegensetzen. soO Karl Giannoni
Musterbuch-Kitsch
^^^-eulich hat jemand gesagt, auch der Kitsch habe sein Gutes. Das hat
a er auch immerhin, wenn er zwar schwachen Geistes aber doch guten
^ ^"Willens dem Bürger macht, was der Bürger haben will, weil der
Kitschmacher auch so, wie der Bürger, wenn man das Wort mißbrauchen
darf: „schaut". Zwar hat solcher Kitsch mit Kunst nicht viel vom Eigent-
lichen gemein: er teilt nicht Selbstgefundenes mit und weckt nicht Schlum-
merndes auf, und er bereichert also weder, noch stärkt er oder vertieft er,
ach nein, er sagt nur: es wird dich freuen, Bürger, deine Seele von mir