weiter tragen werden, wissen, die ihnen das Ziel weisen, heute vielleicht
so wenig, als wir insgesamt wissen, ob es nröglich sein wird, beim Frie-
densschluß die Grenzen des Deutschen Reiches vorzuschieben. Müssen
darum noch alle Hoffnungen und alle Wünsche schweigen? Deutschland
hat den Krieg nicht auf sich genommen um des baltischen Deutschtums
willen, das steht außer Zweifel. Deutschland kämpft um seine Selbst»
behauptung und um seine Gleichberechtigung unter den Weltvölkern auf
dem ganzen Erdball. Auch nur das Ziel der Sicherung kann nicht
erreicht werden ohne ein „größeres Deutschland", das sieht nach den
Ersahrungen dieses Krieges jeder, der sehen will. Der Friede aber
muß die Bürgschaft auch dafür bringen, daß deutsche Art überall
vor Vernichtung geschützt bleibt. Daß die russische Staatsgewalt deutsches
Volkstum innerhalb Rußlands ausrotten will, das hat der Minister-
präsident Goremykin in seinem allgemein bekannten Ausspruch öffentlich
zugestanden. Der kurländische Dumaabgeordnete Baron Fölkersahm da-
gegen sprach ein Wort, das weniger bekannt geworden ist und das doch
in Deutschland überall gekannt zu werden verdient: „Gott der Herr
hat uns als Deutsche geschaffen, und Deutsche wollen wir
bleiben." Möge der Sieg der deutschen Waffen die Gewähr dessen
für alle Zukunft bringen! Der Grundsatz der Nichteinmischung mag im
Frieden unantastbar gewesen sein, der Krieg hat seine Geltung zerbrochen.
Das bezeugen zum Äberfluß die leider erfolglos gebliebenen Verhandlungen
zwischen Ssterreich und Italien über Istrien und Triest. Die Geschichte
und die Opfer, die Deutschland in diesem Kriege gebracht hat, geben ihm
ein besseres Recht, Lntsprechendes für die Ostseeprovinzen von dem Zaren»
reiche zu sordern, wie Italien von Osterreich verlangte und Ssterreich zum
guten Teil zugestehen wollte. Daß ihre zukünftigen Geschicke vor der Will--
kür der russischen Zentralregierung geschützt bleiben, liegt zweifellos im eige-
nen Lebensinteresse Deutschlands. Möge denn das deutsche Schwert und
die Weisheit unsrer Staatslenker uns in jedem Falle vor einem Frieden mit
Rußland bewahren, der durch die Aufopferung deutscher Kulturarbeit in Ost-
europa erkauft wäre! fm) Ansgar von Wolffen
Bücher der Zeit 4
Schriften über Frankreich
^E^ie vielen Lrzeugnisse der „Kriegsliteratur", mit denen das deutsche
^T^^Volk seit Kriegsausbruch teils erfreut, teils belästigt wird, widmen
unter allen Feinden Deutschlands den Franzosen die geringste Auf-
merksamkeit. Die Gegnerschast gegen Frankreich ist nicht so entwickelt wie
die gegen England oder auch gegen Rußland. Daher fühlen sich Leser
und Schriftsteller von Frankreich weniger gefesselt als von dem „Vampyr
des Festlandes". Auch glauben sie von Frankreich und seiner neuesten
Geschichte mehr zu wissen, als von der „russischen Sphinx" und selbst den
„englischen Vettern".
Solche Gefühle stehen jedoch mit der tatsächlichen Entwicklung unserer
historisch-politischen Literatur durchaus in Widerspruch. WLHrend über
England und auch über Rußland ausgezeichnete deutsche Linzeldarstellungen
vorliegen, hat Deutschland schon vor dem Kriege kein Buch über Frank»
reich hervorgebracht, das geschichtlich, volkswirtschaftlich, gesellschafts-wissen-
schaftlich (soziologisch) oder wie immer der dritten Republik gerecht würde.
50
so wenig, als wir insgesamt wissen, ob es nröglich sein wird, beim Frie-
densschluß die Grenzen des Deutschen Reiches vorzuschieben. Müssen
darum noch alle Hoffnungen und alle Wünsche schweigen? Deutschland
hat den Krieg nicht auf sich genommen um des baltischen Deutschtums
willen, das steht außer Zweifel. Deutschland kämpft um seine Selbst»
behauptung und um seine Gleichberechtigung unter den Weltvölkern auf
dem ganzen Erdball. Auch nur das Ziel der Sicherung kann nicht
erreicht werden ohne ein „größeres Deutschland", das sieht nach den
Ersahrungen dieses Krieges jeder, der sehen will. Der Friede aber
muß die Bürgschaft auch dafür bringen, daß deutsche Art überall
vor Vernichtung geschützt bleibt. Daß die russische Staatsgewalt deutsches
Volkstum innerhalb Rußlands ausrotten will, das hat der Minister-
präsident Goremykin in seinem allgemein bekannten Ausspruch öffentlich
zugestanden. Der kurländische Dumaabgeordnete Baron Fölkersahm da-
gegen sprach ein Wort, das weniger bekannt geworden ist und das doch
in Deutschland überall gekannt zu werden verdient: „Gott der Herr
hat uns als Deutsche geschaffen, und Deutsche wollen wir
bleiben." Möge der Sieg der deutschen Waffen die Gewähr dessen
für alle Zukunft bringen! Der Grundsatz der Nichteinmischung mag im
Frieden unantastbar gewesen sein, der Krieg hat seine Geltung zerbrochen.
Das bezeugen zum Äberfluß die leider erfolglos gebliebenen Verhandlungen
zwischen Ssterreich und Italien über Istrien und Triest. Die Geschichte
und die Opfer, die Deutschland in diesem Kriege gebracht hat, geben ihm
ein besseres Recht, Lntsprechendes für die Ostseeprovinzen von dem Zaren»
reiche zu sordern, wie Italien von Osterreich verlangte und Ssterreich zum
guten Teil zugestehen wollte. Daß ihre zukünftigen Geschicke vor der Will--
kür der russischen Zentralregierung geschützt bleiben, liegt zweifellos im eige-
nen Lebensinteresse Deutschlands. Möge denn das deutsche Schwert und
die Weisheit unsrer Staatslenker uns in jedem Falle vor einem Frieden mit
Rußland bewahren, der durch die Aufopferung deutscher Kulturarbeit in Ost-
europa erkauft wäre! fm) Ansgar von Wolffen
Bücher der Zeit 4
Schriften über Frankreich
^E^ie vielen Lrzeugnisse der „Kriegsliteratur", mit denen das deutsche
^T^^Volk seit Kriegsausbruch teils erfreut, teils belästigt wird, widmen
unter allen Feinden Deutschlands den Franzosen die geringste Auf-
merksamkeit. Die Gegnerschast gegen Frankreich ist nicht so entwickelt wie
die gegen England oder auch gegen Rußland. Daher fühlen sich Leser
und Schriftsteller von Frankreich weniger gefesselt als von dem „Vampyr
des Festlandes". Auch glauben sie von Frankreich und seiner neuesten
Geschichte mehr zu wissen, als von der „russischen Sphinx" und selbst den
„englischen Vettern".
Solche Gefühle stehen jedoch mit der tatsächlichen Entwicklung unserer
historisch-politischen Literatur durchaus in Widerspruch. WLHrend über
England und auch über Rußland ausgezeichnete deutsche Linzeldarstellungen
vorliegen, hat Deutschland schon vor dem Kriege kein Buch über Frank»
reich hervorgebracht, das geschichtlich, volkswirtschaftlich, gesellschafts-wissen-
schaftlich (soziologisch) oder wie immer der dritten Republik gerecht würde.
50